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  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Sinnlose Geldverschwendung.. wie schon zum Ende des ersten kalten Krieges

Früher hatten wir mal viele Bunker in Deutschland. Und eine zivile Notfallstruktur mit 10 "Warnämtern", die sogar eigene Warnamtbunker und viele verbunkerte UKW-Notfallsender betrieben haben die über Richtfunkstrecken (GHZ-Richtfunk) angebunden waren um die Bevölkerung auch nach einem Atomschlag informiert zu halten, aber auch eine Kommunikation von Politikern (aus deren Bunkern heraus) mit NATO und Bundeswehr über diese Richtfunkstrecken als Backup zu ermöglichen, falls die Bundeswehr-Strukturen ausgeschaltet worden wären. Wobei die großen Warnamtbunker und viele militärische Bunker dabei für 30 Tage bis teilweise 60 Tage Belegung ausgelegt waren, die kleinen UKW-Relays usw. teilweise nur für 14 Tage Verbunkerung. Länger haben die Luftfilter bzw. CO2- Absorber leider nicht durchgehalten und auch die Lebensmittel und das Trinkwasser geht irgendwann zu Ende. Und irgendwann sind dann eben auch selbst die Sandfilter (welche die Luft von Grobpartikel/Staub reinigen und kühlen sollten) dicht und müssten eigentlich gereinigt werden.

Das machte alles allerdings nur in den frühen Jahren des kalten Krieges noch irgendwelchen Sinn. Da wären da ein par wenige Atombomben auf einzelne wichtige Ziele runter gegangen, etwa auf Bonn und ein paar wichtige US-Installationen oder NATO-Installationen - und nach ein oder zwei Wochen wäre das schlimmste überstanden gewesen und man hätte wieder raus können um dann evakuiert zu werden. Auch weil viel radioaktiver Staub dann wieder aus der Luft zu Boden gesunken wäre. Wobei man da auch die Hiroshima-Bombe und die Nagasaki-Bombe in großer Höhe als Vorbild für die Berechnungen genommen hatte.

Leider ist das schon eine ganze Weile nicht mehr so. Schon in der Mitte des kalten Krieges, in den 1970ern waren die Bunker im Prinzip sinnlos. Denn im Ernstfall wären da eben nicht nur ein paar wenige Bomben hoch über einer Stadt hoch gegangen. Da wären in den 1970ern und vor allem in den 1980ern viele Sprengköpfe nicht in der Luft detoniert - man hätte ganz gezielt versucht die Bunker bei Bonn in den Weinbergen an der Ahr (Ausweichsitz der Bundesregierung..), aber auch die Bunker der jeweiligen Landesregierungen und vor allem die NATO-Bunker (allen voran in Ramstein und Kindsbach) ganz gezielt auszuschalten.
Und eine Strategie der NATO war es eben auch die Roten aus dem Osten ganz gezielt durch die Taktik der "verbrannten Erde" aufzuhalten, genauer: Man wollte z.B. die "Fulda-Gap" durch Nuklearschläge auf das eigene Territorium sichern, und zwar indem man da nicht nur in mehreren hundert Meter Höhe detoniert, sondern indem man da Atomminen in Brücken detoniert, tragbare Atombomben in Straßen und indem man auch schon mal mit Artillerie-Atomgranaten schießt, die dann im Erdboden detonieren - und die Umgebung maximal verseuchen für die nächsten tausende von Jahren. Auch die Luftwabwehr im Westen von Deutschland war auch nuklear - mit einer Reichweite von 10km bis 30km oder so. Selbst wenn die Anlage nur 100km weg von der französischen Grenze war.

Gegen Mitte bis Ende des ersten kalten Krieges (also in den 1970ern und 1980ern) hätte man so zwar im Bunker durchaus eine Weile überleben können - wäre dann aber irgendwann mitten in einem nuklearen Ödland gewesen. Und heute ist das nicht so viel anders.
Auf Städte wie Stuttgart/Böblingen (mit etlichen US- udn NATO-Einrichtungen und mehreren Hauptquartieren des US-Militärs) würde auch heute im Ernstfall innerhalb von Minuten nicht nur eine Rakete runter kommen - da würden wohl mit Sicherheit gleich mehrere Sprengköpfe runter kommen und in weitem Umkreis alles platt machen und radioaktiv verseuchen. Mit Sprengköpfen, gegen welche die Sprengköpfe aus den 1960ern noch Kinderspielzeug sind. Die sind heute ganze Größenordnungen stärker, das sind heute Multimegatonnen.
Und das beste, was du da im Ernstfall noch machen kannst, das ist dir einen Gin Tonic zu organisieren und einen Liegestuhl. Und dann das Spektakel live zu beobachten und ein paar Sekunden später verdampft zu sein. Weil das besser ist als ein paar Tage später an einer akuten Strahlungsvergiftung zu sterben. Oder als dann ein Jahr später an Knochenkrebs oder ähnlichem zu sterben.

Diese "Schutzräume" sind jedenfalls seit Mitte des kalten Krieges allenfalls noch Soma fürs Volk, eine Illusion dass man da einen 3. Weltkrieg auch dann gesund überleben könnte, wenn man in 50km bis 100km Umkreis um strategisch wichtige Installationen und Einrichtungen wohnt. Aber das ist schon seit den späten 1970ern eben nicht mehr der Fall. Denn wenn mal 3 bis 4 Sprengköpfe auf z.B. Stuttgart und die US-Headquarters dort und die US -Marines in Böblingen runter gehen, dann kannst du dort höchstens noch weitere, sehr realistische Folgen von "Fallout" drehen. Aber dann ist die Gegend dort eben auch die nächsten paar zehntausend Jahre verseucht. Und auch in RLP dürfte sich rund um Ramstein und MIesbach ein riesiges Ödland befinden, genau wie in und rund um Berlin und um Darmstadt, wo die NSA wichtige Installationen betreibt. Die auch mit "Bunker Buster" angegriffen werden dürften - mit einer entsprechenden Verseuchung der Umgebung.

Kurzum:
Dieses "Lasst uns Bunker bauen" ist einfach nur sinnlos in einem Atomkrieg. Das hat noch im WW2 bisschen Sinn gemacht, als die Briten ihre Brandbomben und ihre HE-Bomben auf die Zivilbevölkerung geworfen haben und als die Amis da gezielt die Industriegebiete dem Erdboden gleich gemacht haben. Aber heute ist das alles einfach nur noch obsolet und von der Entwicklung der Waffentechnik schon lange überholt. Mehr als ein falsches Gefühl von Sicherheit bringt das nicht. Dafür wird der Bunkerbau wohl eine schöne Stange Geld kosten. Das man besser in andere, deutlich weniger sinnlose Dinge investieren sollte.
Einen dritten Weltkrieg langfristig überleben zu können ist einfach nur eine Illusion für Europäer. Den dort wird dieser als erstes wirklich im großen Maßstab ankommen.

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