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724 Beiträge seit 17.09.2001

Theoretisch ganz einfach, pass auf

Nuca schrieb am 1. März 2002 12:14

> Im Artikel heißt es, dass Anti-Atom-Gruppen die Wiederaufarbeitung
> für
> gewöhnlich ablehnen, "weil dabei waffenfähiges Plutonium entsteht
> und
> die Menge des Mülls nicht vermindert wird."

> Der letzte Punkt war mir dabei nicht klar. Kennt jemand Analysen,
> in
> denen die Menge radioaktiven Mülls mit/ohne Wiederaufarbeitung
> gegenübergestellt wird?

Die Argumentation mancher Atomkraftgegner zeugt von Ignoranz und
Blauäugigkeit: Man kann auch aus typischem "Reaktor Uran"(U235)  eine
ganz vortreffliche Atombombe machen. "Fat boy" der Nagasaki in Schutt
und Asche legte war so eine Bombe. Klar, Plutonium rumst noch besser.

Möglicherweise ist das eine der Ursachen der fehlenden Reputation
dieser Lobby. Unseren heutigen Regierenden muss man die Argumente ja in
Handliche äußerbare Sätze verpacken. Obwohl ich kein Befürworter bin,
kann ich mich doch trotzdem mal informieren, oder?

Bei der Wiederaufbereitung wird das "abreagierte" Brennmaterial vom
noch tauglichen getrennt. Aus dem noch brauchbren werden wieder neue
Brennstäbe gemacht. Bei der Wiederaufarbeitung wird aber kein Plutonium
hergestellt, sondern nur abgeschieden.
Es ist nämlich so, dass das im Reaktor verwendete Uran stark verdünnt
ist, um das Erreichen einer kritischen Konstellation so
unwahrscheinlich wie möglich zu machen. Wenn nun aber die Konzentration
an U235 so gering geworden ist, das eine Kernreaktion immer
unwahrscheinlich geworden ist und damit die Wärmeleistung des Reaktors,
muss das Dämpfungsregelungssystem immer weiter redurziert werden.
Irgendwann, ist der Anteil von 235 auf unter 0,8% gefallen.
Mittlerweile ist Plutonium angestiegen, das aus Uran 233 und ählichen
Isotopen durch Aufnahme von den abgestrahlten Kernbestandteilen
entstanden ist. Plu ist für sich sehr langzeitstabil, hat aber eine
sehr geringe kritische Masse und zerfällt sehr viel heftiger als Uran.
Man muss die Brennelemente nun aus dem forcierten Zustand im Reaktor
herausnehmen und in einen HTR (Hochtemperaturreaktor, Schneller Brüter
etc) überführen, Ein solcher Reaktor produziert nicht nur Strom sondern
er enthält auch spezielle Brennstoffzusammensetzungen, die aus Thorium,
Plutonium und U233 wieder U235 erbrüten. Dies geschieht durch
Umverlagerung der Nucleide und dabei entsteht jede Menge Metalle die
für die Verwendung im stromgewinnenden Prozess unbrauchbar sind. Die
Wiederaufarbeitungsanlage übernimmt dabei nur die Anreicherung der
Legierungen mit den jeweiligen Rohstoffzusammensetzungen für den
Reaktortyp.
Selbst bei einem "normalen" Reaktor muss dies geschehen.
Nur die sogenannten "nativen" Reaktoren wie die Graphitreaktoren können
Rohurane verarbeiten, die UDSSR hat solche Geräte im wesendlichen
eingesetzt um sich die ersten Anreicherungsschritte zu sparen und dann
die dort umgewandelten Stäbe in den höheren Brütern weiter zu
verwenden.
Eines der Probleme dieser Graphitreaktoren ist jedoch, dass hier
unmengen Uran benötigt werden, die irgendwie miteinander arbeiten. Das
ganze System muss entsprechend groß gebaut sein, richtige Druckkammern
sind praktisch undenkbar, auch in Betracht der großen
Austauschprozesse, die im Betrieb stattfinden müssen. Das Ergebniss
waren flüssig-Natrium Kühlungen und ähnliche Ingenieursleistungen, die
jedoch wie die Geschichte gezeigt hat nicht ausreichend Redundant
waren.
Ein alternatives Verfahren hatte man in Hamm-Uentrop gebaut, wo
minderwetiges Uran wie in den russischen Reaktoren jedoch nicht in
einem offenen Graphitblock sondern in einem geschlossenen Druckbehälter
reagieren, die Brennelemente waren etwa Tennisballgroße Kugeln, die bei
einem Totalausfall der Steuerung auch automatisch in eine Parkposition
übergingen, in der die Reaktion bis auf Neustart sicher unterbunden
war. Gerade dieses Kraftwerk war jedoch ein Politikum ohne Gleichen und
so hat man lieber diesen hochmodernen Typ exemplarisch abgerissen, als
Neckar-Westheim oder Grafenreinfeld oder andere überalte
Dreckschleudern.
Vom Atomwirtschaftlichen her ist es also logisch Brüter und
Wiederaufbereitungsanlagen zu haben, zumal sie ja gerade keinen eigenen
Müll machen, sondern das einlagern von noch voll tauglichen Materialien
verhindern, das Problem ist ja aber auch, dass hier ein Kreislauf
geschlossen würde, der eine Abhängigkeit von der Atomwirtschaft
bewirken würde, und es gibt ja bessere Alternativen, oder?
















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