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  • Karl Sten

mehr als 1000 Beiträge seit 14.08.2015

Re: Technologische Weltteilung

MZC schrieb am 23.03.2024 21:51:

Der von den USA und dem Westen geführte Wirtschaftskrieg gegen China um die eigene Dominanz dürfte vor allem dazu führen, dass die Welt technologisch wieder in Regionen zerfällt.

Die Chinesen haben bisher die DIN 1:1 übernommen (eins der erfolgreicheren deutschen Entwicklungsprojekte), da wird China auch nicht so schnell von weg kommen.

Es dürfte damit das genaue Gegenteil von dem bewirken, was beabsichtigt war.

Das sehe ich nicht so dramatisch.

Und diese Entwicklung läuft dabei nicht auf eine Zweiteilung hinaus, wie es die Strategen sich in Washington und Brüssel ausgedacht haben. Vielmehr dürften verschiedene Pole und vielfältige Überschneidungen entstehen, die den jeweiligen Interessen der Regionen dienen werden: der "Westen", China, Indien, die arabischen Länder, Südostasien, Brasilien usw..

Konkurrenz belebt das Geschäft - auch der Westen wird aufhören sich technisch auf seinen Lorbeeren auszuruhen.

Sicher dürften die USA noch einige Jahre ihre Spitzentechnologie verteidigen, es ist aber abzusehen, das selbst diese in zehn oder zwanzig Jahren in Gefahr ist - womit auch wir (als inzwischen vollkommen von den USA abhängig) in eine Situation kommen könnten, technologisch hinterher zu hinken.

Schon mal was von deutschen "Hidden Champions" gehört? Das sind über 1000 Firmen in Deutschland, die ihre Nische in der Spitzentechnologie weltweit kontrollieren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hidden_Champion

Von diesem Mindset sind die chinesischen mittelständischen Firmen noch meilenweit weg. Ich kenne keine mittelständische chinesische Firma, die weltweit marktbeherrschend ist? Kennst Du eine?

Hier mal 10 Deutsche Beispiele

Würth-Gruppe: Ein weltweit führender Anbieter von Montage- und Befestigungsmaterialien für professionelle Anwender, Industrie, Bau- und Handwerksbetriebe.

Trumpf-Gruppe: Spezialisiert auf Werkzeugmaschinen und Lasertechnologie für industrielle Anwendungen, insbesondere in der Blechbearbeitung.

Festo: Ein führender Hersteller von Automatisierungstechnik und industriellen Steuerungssystemen für die Fabrikautomation.

Miele: Ein Familienunternehmen, das für seine hochwertigen Haushaltsgeräte, insbesondere Waschmaschinen und Staubsauger, bekannt ist.

Kärcher: Weltweit führend in der Herstellung von Reinigungsgeräten und Hochdruckreinigern für den privaten und gewerblichen Gebrauch.

EBM-Papst: Ein globaler Anbieter von Ventilatoren und Motoren für Anwendungen in der Klimatisierung, Kühlung, Heizung und Lufttechnik.

Drägerwerk: Spezialisiert auf Medizin- und Sicherheitstechnik, einschließlich Atemschutzgeräten, medizinischen Geräten und Gasdetektionssystemen.

Sennheiser: Ein renommierter Hersteller von Audiotechnik, insbesondere von Kopfhörern, Mikrofonen und drahtlosen Übertragungssystemen.

Krones: Ein führender Anbieter von Maschinen und Anlagen für die Abfüll- und Verpackungsindustrie, insbesondere für die Getränkeindustrie.

Gebr. Brasseler: Spezialisiert auf Präzisionsinstrumente und -werkzeuge für die Zahnmedizin und Chirurgie.

Was die praktische Umsetzung in der Produktion angeht, dürfte es ohne China eh sehr schwierig werden - und auch Indien wird sich nicht damit zufrieden geben, nur die Werkhalle der USA und der EU zu sein.

Nein. In den meisten Bereichen gar nicht. Die deutschen Firmen sind aus 2 Gründen nach China gegangen. Großer Markt und niedrige Arbeitskosten. Das mit den niedrigen Arbeitskosten in China wird allmählich unbedeutend gerade auch in Hinsicht Industrie 4.0 .

https://de.wikipedia.org/wiki/Industrie_4.0

Dabei hätte es eine wirklich sinnvollere Alternative geben. Aber wie man am Beispiel der WTO sieht, ist die USA (und damit auch wir) jederzeit bereit, eine internationale, regelbasierte Ordnung jederzeit zu Opfern, wenn diese nicht den eigenen Interessen dient.

Das Problem dabei ist, das man bisher bei chinesischen WTO Verstößen zu tolerant war. EU und USA sind da auch keine Heiligen - haben aber nicht diesen Entwicklungslandsonderstatus der China bisher stark schützt

https://bdi.eu/artikel/news/china-in-der-wto

China ist inzwischen zu einer dominanten Handelsmacht und zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt hinter den USA herangewachsen. Das Land darf sich nicht länger hinter dem undefinierten Entwicklungslandstatus verstecken und einen ähnlichen Sonderstatus verlangen wie Länder mit deutlich niedrigerem Entwicklungsstand und Pro-Kopf-Einkommen. Andernfalls könnten wichtige Mitglieder ihr Engagement in der WTO weiter zurückfahren und der Multilateralismus nachhaltig geschwächt werden. Dies wäre am Ende weder im Interesse Europas noch Chinas.

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