Als vor einigen Tagen erste Berichte zu den geplanten Verboten von Mikroplastik durch die EU gesendet wurden, hatte ich schon das Gefühl, dass hier nur Nebensächlichkeiten bearbeitet werden. Jetzt sind plötzlich Kunstrasenplätze ein großes Problem. Wenn ich abzähle, wie viele Kunstrasenplätze es bei mir in der Region gibt und ich dagegen halte, wieviel Abrieb durch Reifen und wieviel Bremsbelagstaub (Bakelit) durch den Kraftverkehr erzeugt werden, komm ich zu dem Ergebnis, dass hier der Aktionismus vorherrscht, um davon abzulenken, dass man an die Hauptverursacher von Mikroplastik gar nicht herankommt.
So dürfte in den Straßengräben von Gefällestrecken wesentlich mehr Mikroplastik zu finden sein als in der Umgebung von Kunstrasenplätzen. Aus den Straßengräben wird dann bei jedem stärkeren Regen der Kram in die Flüsse gespült und landet letztlich im Meer. Wahrscheinlich wird auch ein gewisser Prozentsatz als Sediment im Schlamm gebunden.
Sicher, es ist eine gute Absicht dahinter, aber es bringt genauso viel wie das Verbot von Kunststoffstrohhalmen. Die Büchse der Pandora ist längst geöffnet, und die menschliche Zivilisation kann ohne Kunststoffe nicht mehr leben.
Vielleicht noch etwas Zahlenmaterial: in 2019 wurden in der Bundresrepublik ca. 50 Mio. Reifen verkauft. Jeder Reifen ersetzt ja einen verschlissenen Reifen, und wenn jeder Reifen optimistisch geschätzt 80g Abrieb erzeugt, dann landen wir bei 40.000 Tonnen Reifenabrieb im Jahr, die im Umfeld der Straßen landen. Es kann ja mal jemand ausrechnen, wieviele Fußballer über Kunstrasen rennen müssen, um diese Menge zu erzeugen!