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  • dickbrettbohrer

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Re: Randnotiz: Peter Scholl-Latour über Russland und die Ukraine

Aneri_2021 schrieb am 01.03.2024 19:03:

dickbrettbohrer schrieb am 01.03.2024 11:08:

Da legst du wohl den Finger auf die Wunde. Ich befürchte, dass die Konzentration der Berichterstattung auf Zentralbüros von Medienkonzernen zur allgemein sichtbaren Willfährigkeit geführt hat.
Im Übrigen halte ich den Willen auch gegen den Strom zu schwimmen für eine unabdingbare Grundvoraussetzung dafür, der Aufgabe als vierte Macht im Staat gerecht zu werden.

Das Thema hat mich sehr beschäftigt. Wegen der wahrnehmbaren Änderung der Zustände und dass ich diese vierte Macht als sehr wichtig für demokratie betrachte.
Ich denke, das Problem ist weniger Journalisten anzulasten, sondern der Gesellschaft allgemein, die Konformität fördert und fordert, und im Einzelnen - der Selektion in redaktionellen Stuben, die die Konzentration des Kapitals wiederspiegelt.

Vielleicht werden die Konsumenten der Medien wählerischer und die Möglichkeiten zum Aufstieg durch Internet wird immer mehr eine Rolle spielen. Gerade dort sind die Menschen zu finden, die den o. g. Charaktereigenschaft haben.

Doch, es ist sehr wohl den Journalisten anzulasten. Ich erwarte von Menschen, die sich für diesen Weg entscheiden, dass sie sich jederzeit mutig gegen den Strom stellen. Es ist ihre Aufgabe, nicht mit dem Mainstream zu schwimmen, sondern wachsam und kritisch zu sein.

Man konnte ein solches kollektives Versagen der Presse bereits sehr gut beim Überfall der USA auf den Irak verfolgen. Es gab damals nicht eine kritische Stimme dazu in der gesamten US Presse, nur hirnloses patriotisches Geschrei. Von hier aus betrachtet war das nicht überraschend, die USA neigen schließlich zum unkritischen Patriotismus. Doch niemals hätte ich geglaubt, so etwas ein paar Jahre später hier bei uns zu erleben!
Nun fangen sie sogar schon an, die Kinder aufzuhetzen! Siehe hier:
> https://www.youtube.com/watch?v=kgsVFZXnkAE

Haben die nur Brei im Hirn? Oder ist das Absicht?

Scholl-Latour hat den zweiten Weltkrieg noch mit erlebt. Der Bruder seiner Mutter wurde von den Nazis im KZ ermordet. Er hatte wohl gesehen, was passiert wenn barbarische Mörder die Macht an sich reißen und die Masse, gesteuert durch Hitlers Propaganda, einfach mit schwimmt. Das schärft den Blick. In der Generation der Nachkriegsjournalisten waren einige, die mit Leib und Seele dafür kämpften, dass so etwas nie wieder passieren würde.

Doch wir leben inzwischen in einer Zeit, die akzeptiert dass jeder nur an sich selbst und seine eigene Karriere denkt. Das finden wir „smart“ und je skrupelloser jemand sich um den eigenen Erfolg kümmert, desto mehr achten wir ihn. Das wird uns noch auf die Füße fallen, das ist sicher. Gerade auch im Journalismus.

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