Ein Blick in die Geschichte zeigt, was eine Epidemie an Verwerfungen auslösen kann. Aber der aktuelle Virus ist doch vergleichsweise harmlos, die Mortalität niedrig... Was sie denjenigen, die die Krankheit durchmachen, an Folgeschäden einträgt, spielt keine Rolle, dass es sich hier nicht ausschliesslich um eine 'Lungen'krankheit handelt auch nicht. Menschen haben Ängste, Epidemien sind quasi realisierte Alpträume. Die heute Lebenden, zumindest die gelernten Erstweltler, haben einen extrem hohen Anspruch, vor Beeinträchtigungen ihres Lebens technologisch und anderweitig geschützt zu werden. Eine Regierung, die dem nicht Rechnung trägt, hat eine äusserst kurze Halbwertszeit.
Das sagt natürlich nichts über Sinn oder Unsinn der getroffenen Massnahmen aus, nur über die Einschränkungen politischer Beinfreiheit. Nun aber mit einer WHO-Studie aus der Vor-Corona-Zeit bewaffnet, nachweisen zu wollen, dass social distancing etc. sinnlos sei, würde glatt als Ausdruck geistiger Behindertheit durchgehen, müsste man nicht vielmehr Unredlichkeit vermuten. Es gibt inzwischen genügend empirische Beweise dafür, dass die Massnahmen wirken. In China konnte eine weitere Verbreitung der Epidemie verhindert werden, in weiteren Ländern ebenso. In Europa und usa hat man in den meisten Fällen schlicht zu lange zugewartet. Frühe Reaktion hätte die Schwere und Dauer der Massnahmen reduziert.
Unter Armutsbedingungen sind sie allerdings kaum durchführbar, bestenfalls in modifizierter, angepasster Form. Dazu sind die inkompetenten Regierungen weltweit nicht in der Lage und richten in der Tat Schlimmes an.
Die konstatierte dürftige Faktenlage verdankt sich schlicht der Tatsache, dass es einen solchen Fall in dieser Form in der modernen Geschichte noch nicht gegeben hat. Ob sich die WHO widerspricht oder nicht, ist einigermassen irrelevant. Wie auch immer der Inhalt ihrer Studie einzuschätzen sei. Die aufgeführten Beispiele sind allesamt nicht vergleichbar. Vieles hängt von den Ansteckungswegen des jeweiligen Erregers ab. SARS-CoV-2 ist anders als alles, was bisher bekannt war, so ähnlich wie HIV anders war, als alles zuvor Bekannte. Die Erfahrungen, die man jetzt macht, sind neu. Studien sind retrospektiv, ihre Aussagekraft in Bezug auf in der Zukunft liegende anders gelargerte Fälle gering. Sie verblasst notgedrungen vor dem empirischen Beweis.
Und was solls eigentlich? Die Vergangenheit kann man nicht ändern, der dringliche Ton aber zeigt, dass man auf die aktuellen Entscheidungen Einfluss nehmen will. Exit sofort, Lockdown aufheben... Wird schon schiefgehen... Und wenn eine zweite Welle dann kommt, dann war sie eben unvermeidbar. Hauptsache Umsatz.