Liebe Autoren!
Was interessiert im Moment eine WHO-Studie von 2019?
Die wissenschaftliche Datenlage war damals, dass es noch nie einen Lockdown dieser Größenordnung gegeben hat. Es wird in der WHO Meta-Studie also auf einer Datenlage geschlussfolgert, welche nur kleine Skalen umfasste. So z.B. ein Navy-Schiff 355 Personen oder ein Trainings Camp mit 4000 Leuten.
Von diesen kleinskaligen Daten auf eine globale Pandemie zu schliessen ist abenteuerlich. Und daher hat die WHO das auch sehr gewissenhaft mit "geringer Evidenz" angemerkt. Das ist sauberes wissenschaftliches Arbeiten.
Wie sieht es aber heute aus?
Betrachtet man die Kurven der Neuinfektionen so sieht man zunächst in jedem Land ein exponentielles Wachstum. In Ländern welche Massnahmen zur Isolation ergriffen hat bricht dieses etwa 14 Tagen nach Einführung des Lockdowns zusammen und wird zu einem linear schwach abfallenden Trend.
Das ist kein Naturgesetzt und hängt extrem stark vom Sozio-Kulturellen Faktoren ab.
Beispiele:
https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_Italien
https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_Deutschland
https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_%C3%96sterreich
Hier spätestens wird nun der Einwand kommen, dass die Zahl der möglichen Tests natürlich immer die Anzahl der gemessenen Neuinfektionen einschränken wird. Ja, das ist richtig. Es wurde und es wird nicht genug getestet. Gerade und vor allem in der BRD.
Auch ist es unverzeihlich, dass es bis zu 14 Tage dauern kann bis eine Meldung das RKI erreicht. Ich betreue https://e-profile.eu das Vulkan-Asche-Monitoring der EU. Dort werden mit einer zeitlichen Genauigkeit von fünf Minuten die Messdaten von hunderten von Messgeräten in der EU allen Weltbürgern zur Verfügung gestellt. Wenn wieder mal ein Island-Vulkan ausbricht helfen diese Daten einen Lockdown alles Airlines zu verhindern. Unser hochgelobtes Gesundheits-System und das RKI befinden sich dagegen noch in der Computer-Steinzeit.
Aber trotzdem sind diese Tests ein valides Mittel um Informationen zu gewinnen. Wir Wissenschaftler haben nie exakte Daten. All unsere Daten haben Fehler oder Einschränkungen. Das hindert uns aber nicht daran trotzdem formal saubere Schlüsse aus diesen Daten zu ziehen.
Die Stichprobe mit 300.000 Test pro Woche ist gross genug um starke Trends aufnehmen zu können. Ein exponentielles Wachstum würde sich dort schnell manifestieren. Was wir aber sehen ist ein moderat abfallendes Verhalten.
Und das zeigt: Die Isolations Massnahmen helfen.
Warum also liebe Autoren wird nun Kritik geäussert unter Zuhilfenahme einer alten WHO-Studie basierend auf nicht vergleichbarer Datenlage, wenn die aktuelle Datenlage zeigt, dass die beschlossenen Massnahmen helfen?
Ja, mir ist es auch mulmig wenn ich mir die gesellschaftlichen Auswirkungen des Lockdown anschaue. Und Sie als Sozialwissenschaftler wissen sicher besser als ich was wir damit für Kolateral-Schäden in unseren Gesellschaften erzeugen. Die ersten Steine fliegen und Zombies demonstrieren vor Rathäusern.
Aber all das ist kein Grund hier wissenschaftliche Desinformation zu betreiben.
Beste Grüße
Volker Jaenisch