... nähert sich ihrem logischen Extrem: alles, was irgendwie stabile Grundlast liefern kann, ist im Prozess der Abschaltung. Und das, was in Zukunft unser aller Energie liefern soll, ist abhängig von der Saison und dem Sonnenstand, nur sehr bedingt fähig, auf Spitzenlasten zu reagieren und enorm im Flächenbedarf, was die Energieerzeugung in direkte Konkurrenz mit der Nahrungsmittelerzeugung und Naturgebieten setzt.
Alle Säulen, auf denen eine stabile Industrienation gebaut worden ist, sind in den letzten 20 Jahren destabilisiert oder einfach weggeschlagen worden. Strom kommt eben aus der Steckdose, Brot, Butter, Milch und Fleisch kommen vom Supermarkt und Kleidung gibts bei kik, Primark & co. Dass all diese Dinge irgendwo erzeugt und gefertigt werden wollen, war vor ein paar Jahren mal Allgemeinbildung und ist heute offensichtlich vergessen. Strom kommt eben aus der Steckdose und nicht aus dem Kraftwerk. Selbst wer es noch schafft, Kraftwerk und Steckdose in einen logischen Zusammenhang zu bringen, der sieht nicht, dass so ein Kraftwerk Rohstoffe braucht, um zu funktionieren, z.B. Kohle, Öl, Gas oder Uran. Und diese Dinge müssen irgendwo beschafft werden.
Lassen wir mal für einen Moment das Klima Klima sein und die Weltenrettung links liegen: irgendwann ist mal Schluss mit der Verstromung fossiler Brennstoffe, weil diese Dinge einfach endlich sind und unter immer größerem Aufwand dem Boden abgetrotzt werden müssen, immer größere Strecken auf dem Erdenrund überwinden müssen, um in Deutschland in der Energieerzeugung eingesetzt zu werden. Es hat schon seine Gründe, warum beispielsweise Braunkohlekraftwerke, Braunkohletagewerke und Kreideerzeugung in einem engen Zusammenhang stehen. Die sind zwar nicht umweltfreundlich und werden es auch nie sein, sind aber (noch) billiger und sehr viel zuverlässiger als die regenerativen Optionen. Der Preis dafür sind Mondlandschaften und zwangsumgesiedelte Menschen, deren Dörfer eben auf einem Braunkohleflöz stehen und damit der Energieerzeugung im Weg.
Die Braunkohleverstromung auf Dauer abzustellen, wäre also durchaus ein Gewinn für Mensch und Umwelt, die Frage lautet aber nunmal: "womit". Irgendwo müssen die Gigawatt elektrischer Leistung herkommen, die abgeschaltet werden. Etwas günstiger sind Steinkohlekraftwerke, aber auch nur, weil das Brennmaterial untertage abgebaut wird und weniger schwefelhaltig ist, als die Braunkohle. Noch besser sind Öl- und Gaskraftwerke, die sind auch insgesamt flexibler in der Bedarfserfüllung als die auf stabile Grundlast ausgelegten Kohlekraftwerke. Aber dazu müssten Öl und Gas importiert werden, was je nach politischer Situation auch schnell unbequem werden kann. Also auch hier die Frage: wenn man aussteigen will aus Steinkohle, Erdöl und -gas, dann muss man adäquaten Ersatz finden. Mit Biomassekraftwerken ist es nicht getan!
Bleibt noch die Erzeugung elektrischer Energie in den Kernkraftwerken. Die sind vordergründig sauberer, schaffen aber jede Menge strahlenden Abfall, der auch nicht mal eben entsorgt werden kann. Mit Aufbereitungsanlagen lässt sich der etwas reduzieren, es bleibt trotzdem genug radioaktiver Abfall übrig, zudem lässt sich ein Teil des Materials waffenfähig machen, was kein pazifistisch denkender Mensch zulassen sollte. Also auch die Kernkraftwerke sind auf Dauer keine Lösung. Für eine Brückenlösung sind sie aber allemal die bessere Option als Braunkohlekraftwerke und, wenn's kein Gas mehr aus Russland gibt, auch vielfach besser als die Gaskraftwerke im Lande!
Nach wie vor sei die Prämisse, dass nicht das Klima ausschlaggebender Grund sein sollte, warum man die Energiewende vorantreiben muss, sondern knapper werdende Rohstoffe, direkt sichtbare Umweltschäden und komplizierte Abfallentsorgung. Das sind so die Dinge, die von ernsthaften Wissenschaftlern lange vor dem Klima-Thema angerührt worden sind und für die es bis heute keine brauchbare Lösungen gibt.
Die Klimadebatte liefert nun aber außer der Forderung "Abschalten, Abschalten, Abschalten" keinen brauchbaren Ansatz, wie man eigentlich die Energiewende schaffen will, zumal der Energiebedarf nicht sinken, sondern dank Mobilitätswende noch weiter ansteigen wird.
Aktuell fürchten die Politiker, dass es im Winter zu Blackouts kommen wird, weil der kleine Mann sich dank horrender Gaspreise und mangelhafter Verfügbarkeit mit Heizlüftern und Ölradiatoren eindeckt - er möchte im Winter einfach nicht frieren oder sich dem Diktat der Hausverwaltung beugen, wenn die einfach den Gashahn zudreht. Schon HEUTE sehen wir ein Stück weit ins MORGEN und die Billanz ist ernüchternd: wir kriegen nicht nur die Energiewende nicht gebacken, die Mobilitätswende ist auch gleich mit vom Tisch. Ohne Strom lädt keiner die Akkus seines Elektroautos.
Derweil wird auch nichts unternommen, die Energiewende zu demokratisieren und in die Hände der Bürger zu legen: nach wie vor darf man nicht einfach eine Solaranlage in Betrieb nehmen. Nach wie vor ist ungeklärt, wer die Kosten für die energetische Aufrüstung eines Mietshauses übernimmt und ob Mieter im Falle einer Kostenbeteiligung auch die gewonnene Energie mitnutzen können. Auf kommunaler Ebene ist ungeklärt, ob Gemeinde, Dörfer und kleine Städte ihre Energieerzeugung vor Ort sicherstellen dürfen und ob die Bevölkerung als Energiepaten oder Energiegenossenschaften mitwirken dürfen: es wäre doch ein echter Vorteil für jedermann, der mangels Eigenheim keine eigene Stromerzeugung realisieren kann, wenigstens als Mitglied einer Genossenschaft bezahlbare Energie erzeugt.
Dem stehen mächtige Lobbies entgegen, welche ein größeres Interesse daran haben, dass Energie immer teurer wird und aus der energetischen Post Scarcity Utopie wieder ein "richtiger Markt" mit Angebot und Nachfrage wird.
Da wären wir, endlich und nach vielen Worten, wohl auch bei der Wahrheit angelangt: Energie wird teurer, weil das politisch gewollt ist. Die Energiewende könnte man durchaus realisieren mit genügend Vorlauf, genügend Bürgerbeteiligung und dem Einsehen, dass auch ein Strommix 50:50 besser ist, als eine reine Fossilenergiegewinnung, gleichzeitig aber stabiler ist, als eine rein auf volatilen Energiequellen basierende Versorgung. Das Speicherproblem werden wir nicht lösen: elektrische Energie lässt sich nur ineffizient in Akkus speichern, Aufwand, Masse und Volumen sind vielfach höher als bei einer chemischen Speicherung in "E-Fuels". Man kann nicht den Winter-Energiebedarf eines Landes wie Deutschland aus Akkus decken, die im Sommer mit Solarenergie geladen worden sind.
Nein, Energie soll teurer werden, soll den Gesetzen des Marktes folgen. Damit sägen wir aber auf dem Ast, auf dem wir sitzen, denn unsere Zivilisation, unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und unser Wohlstand basieren auf dem Zugang zu einer sicheren und günstigen Energieversorgung.
Das alles werfen wir dieses Jahr gerade weg. Es gibt (noch) keinen Ersatz für all die abgeschalteten Kohle- und Kernkraftwerke, schon lässt man auch noch Öl- und Gas fallen, weil es gerade politisch opportun ist. Die Decarbonisierung dieses Landes ist eine Rosskur, die weder Gesellschaft noch Wirtschaft überstehen und die Leidtragenden werden alle sein, die nicht mit Millionenvermögen und Spitzengehältern gesegnet sind.
Mit dem Klima hat das alles nix zu tun. Das ist politisches Unvermögen, und nicht nur bei der CSU in Bayern! Die Katastrophe wird in Berlin orchestriert - so sehr, dass Sachsens MP Alarm schlägt. Der ist aber nach wie vor nicht bereit, die Koalition mit den Grünen in Sachsen platzen zu lassen. Und die FDP in Berlin merkts auch nicht, dass sie ihre eigenen Beine wegschlägt, je länger sie auf der Regierungsbank mit den Grünen sitzt.
Wir brauchen eine Lösung, hier, heute, jetzt, wie unser Land in den nächsten Jahren weiterfahren soll. Und solange es keinen Ersatz für die abgeschalteten Kraftwerke gibt, aber die Energieversorgungssicherheit immer stärker gefährdet wird, je mehr abgeschaltet werden, desto eindeutiger ist die Lösung: wir müssen die Energiewende aufschieben, bis die Alternativen geschaffen sind, die wir benötigen. Solange es da nicht vorwärts geht und mancher Entscheidungsträger ernsthaft glaubt, saisonell-volatile Energiequellen wären eine gute Basis für die Versorgungssicherheit, können wir's vergessen. Die Versorgung aus Wind und Solar kann eben nur ein Zubrot sein, meinetwegen auch mit einem ordentlichen Stück aus dem Energiekuchen. Aber es sind nicht die ALLEINIGEN Versorger, das ist völlig unmöglich. Und da wir recht dicht bevölkert im Lande wohnen und sich jeder Quadratmeter Boden nur einmal verwenden lässt, nämlich für Landwirtschaft ODER Naturgebiete ODER Bebauung ODER Energieerzeugung, sind die flächenintensiven Erneuerbaren vielleicht doch keine so ideale Option für die Zukunft.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.08.2022 02:11).