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  • Downburst

977 Beiträge seit 02.03.2010

Müsste Pflichtlektüre für alle Prohibitionsfans sein...

...Johan Hari "Drogen-die Geschichte eines langen Krieges" von 2016.

Der britische Journalist Johan Hari ist dafür um die halbe Welt gereist und deckt dabei die ganze Verlogenheit und Willkür der Drogenprohibition auf und dass sie immer das Gegenteil von dem bewirkt bzw. bewirkt hat, was sie bewirken möchte: Förderung der organisierten Kriminalität, Kriminalisierung, Verelendung und Tod schwer süchtiger Menschen etc.

Wer weiß z.B. heute noch, dass Heroin in den 20er Jahren von der Firma Bayer in Elberfeld (heute Wuppertal) entwickelt wurde und ein ganz normaler Zusatz von Hustensäften war. Heute gibt es etwa das Codein, das nach wie vor in Medikamenten gegen Reizhusten zum Einsatz kommt.
Gerade weil Heroin eine der berüchtigten sogenannten "harten" Drogen ist, sind die Passagen des Buches besonders beeindruckend, wo er die Erfolge der liberalen Heroinpolitik in Portugal beschreibt.
Dort ist der Besitz von Heroin komplett entkriminalisiert und mit Unterstützung durch öffentliche Betreuung (z.B. "Druckräume", wie sie auch in der Schweiz üblich sind) ist sowohl die Zahl der Toten als auch der Süchtigen und ihrer Straftaten deutlich zurückgegangen.

Auch beleuchtet er Sucht mit Hilfe neuester Forschungsergebnisse von einer ganz anderen Seite, zusammengefasst in seinem Leitsatz: "Connection is the opposite of addiction."

Oder anders ausgedrückt: Menschen, die nicht am Leben verzweifeln, die nicht mehr mit ihrer Umwelt klarkommen, die starke und zuverlässige soziale Bindungen haben, die Liebe erfahren, sind für Sucht kaum anfällig, egal was für eine Droge sie konsumieren, sofern sie es überhaupt tun.

Besonders beeindruckt hat mich diesbezüglich Haris Kapitel über die US-amerikanischen GIs im Viertnamkrieg, unter denen sich die Heroinsucht wie ein Flächenbrand ausbreitete.

Die meisten derjenigen, die diese Hölle unversehrt überlebten und zu ihren Familien und Freunden in den USA zurückkehren konnten, dort wieder sozialen Schutz und Geborgenheit erfuhren, konnten ohne Therapie ihre Heroinsucht bewältigen.

Deshalb noch einmal: Das Buch ist einfach grandios und müsste eigentlich selbst in Schulen Pflichtlektüre sein, um eine wirklich seriöse Aufklärung über Drogen zu gewährleisten.

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