Eine 47 Stunden-Woche? Bei uns nichts ungewöhnliches, wenn man die täglichen Fahrtzeiten hinzurechnet.
Aber wie sieht es hierzulande eigentlich in der IT-Branche, den Medienhäusern oder den Ingenieur-Abteilungen aus? Stimmt es, dass es für Ingenieure schwer ist, auf die vertragliche Arbeitszeit zu bestehen?
Im Grunde ist die Sache ziemlich einfach: Mit der geistigen Arbeitsleistung ist es, wie mit dem Laufen. Niemand schafft einen Marathon in Sprintgeschwindigkeit.
So ein Umstand ist den Leuten, jenseits von irgendwelchen Start-Up-Klitschen, i.d.R. aus eigener Erfahrung, auch bekannt. Einen Content-Überwacher könnte man noch mit massig Überstunden knechten, bei einem richtigen Architekten läßt man lieber die Finger davon. Und Anwesenheit heißt ja auch noch lange nicht produktiv.
Generell gilt für die klassischen Unternehmen (und Behörden): Der Angestellte im Tarifbereich hat oft sogar seine Stechuhr, über welche die Arbeit konzernweit überwacht wird. Häufen sich dabei die Überstunden in einem Bereich, kümmert sich sowohl der Betriebsrat, als auch die Konzernleitung darum. Niemand hat ein Interesse daran, das dieser Bereich zusammenklappt. Sollten dort wirklich betriebsbedingt, unabwendbare Überstunden notwendig sein, dann läuft das nach Absprache, während alle Beteiligten versuchen, die Kuh schnellstmöglich vom Eis zu bekommen.
Aber das ganze Gerümpel gilt nicht nur Konzernintern:
Die täglichen Arbeitszeiten sind auch versicherungstechnisch limitiert. Wenn der überarbeitete Mitarbeiter einen Betriebsunfall hat oder auf dem Rückweg gegen den Baum fährt, wir das auch für die Firma übel. Zudem gibt es ordentliche Zuschläge für Überstunden und Wochenendarbeit.
Bei den höher dotierten Jobs, der sog. AT-Bereich, ist die Arbeitszeit i.d.R. Vertrauensarbeitszeit. D.h. der Mitarbeiter hat keine Stechuhr und niemand kontrolliert die Anwesenheit. Allerdings werden dort auch Mehrleistungen erwartet, die einfach mit dem Gehalt abgegolten sind. Z.B. ausgedehnte Reisetätigkeiten oder Vorbereitungen, die praktisch die Freizeit zerschießen können.
In der ganzen Branche herrscht ein ausgeprägter Mangel an qualifizierten Personal. Die guten Leute stimmen daher i.d.R. mit den Füßen ab.
In den asiatschen Ländern führt oft die Kultur zur Überarbeitung. Wenn es z.B. als ungehörig gilt, vor dem Chef seine Arbeit zu beenden. Aber auch, wie in Japan, üblich ist, mit der Firma verheiratet zu sein. D.h. die Leute arbeiten nicht nur bis spät, sondern gehen danach noch auf die Walz.
Was bei den Asiaten die Kultur, das sind bei uns die Linken.
In der Bonner Republik wurde Leistung noch belohnt. Wer sein Leben lang fleißig gearbeitet, und dem entsprechend viel in die Rentenkasse eingezahlt hatte, der konnte sich sicher sein, auch im Alter besser dazustehen, als die ganzen Wohlleber.
Prekäre Selbstständigleit lohnte sich genauso wenig, wie ausgeprägte Schwarzarbeit.
Aber trotz auch international hohen AG-Brutto-Löhnen, ist das Durchschnitts- und Mediannetto wesentlich schlechter als in vergleichbaren Ländern.
Der Aufbau eines kleinen, eigenen Vermögens und damit auch eines Puffers für schlechte Zeiten, ist in Deutschland schwer bis unmöglich geworden.
Alles geht in die Umverteilung nach Unten.
Selbst der Erwerb von Wohneigentum bleibt für viel mehr Leute ein Traum, als in vergleichbaren Ländern.
Aber immerhin arbeitet man mit den Hartz-IV-Gesetzen und dem Königssteiner Schlüssel angestrengt an der Degentrifizierung unserer Innenstädte.
Wer als Normalbürger nicht einen uralt-Mietvertrag hat, der kann sich die Mieten dort nichtm mehr leisten. Die kompletten einfachen bis mittleren Wohnlagen gehen in die Hartz'el Umverteilung. Viele Leute ziehen aus den degentrifizierten Vierteln dann auch freiwillig weg, weil man für Lebensqualität dann doch lieber wegzieht.
Das geht alles für die Brutto-Arbeitszeit drauf: Die Leistungsträger haben die langen Fahrtzeiten zur Arbeit, während Leute, die nie eine Leistung für die Gemeinschaft erbringen, die zentralen Wohnlagen haben.
Bezeichnend für unseren prekären Politikbetrieb:
Als der Lindner einen Rabatt wegen hohen Spritpreise vorschlug, wurde über den Porsche-Fahrer herumgelästert. Klar mehr fällt unseren geistigen Mindestlöhnern zu dem Thema nicht mehr ein, denn Autofahren ist für die nur ein Freizeitspaß.
Analog der Spaß mit der immer höheren Lebensarbeitszeit. Klar, damit wenigstens ein paar Euro mehr, als die GruSi nach einem langen Arbeitsleben übrig bleibt, darf man dann bis 67 oder bald 70 rackern.
Nein, nein. Soziale Gerechtigkeit ist aus in diesem Land.