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  • tertium non datur

mehr als 1000 Beiträge seit 03.05.2001

Und wie lange hast Du das dort gemacht?

joribo schrieb am 19.03.2022 11:11:

wir haben rund 54 Stunden pro Woche gemacht in China
6 Tage x 9h.

Dabei ist es in ganz Asien so dass man Mittags eine ganze Stunde schläft. Dazu bringt sich jeder eine Yogamatte mit oder einige einen Campingstuhl. Das waren Dipl-Ings in Maschinenbau und E-Technik, teils IT aber die Firma war nicht speziell IT sondern baute Windkraftanlagen..

Die Werker im Blaumann haben weniger gerbeitet, etwa 45-50h/Woche.

Die Mittagspausen wurden oft etwas überzogen, teils hat der Chef selber noch eine Viertelstunde oder halbe Stunde inoffiziell drangehängt. Man hörte das am Schnarchen wann die Jungs aufwachten.

Eigentlich waren alle damit zufrieden, und ich auch. Mit Stäbchen essen und Pingpong spielen entschädigt für harte Arbeit. China war gut! Ich würde da sofort hin auswandern wenn ich könnte.

Ich kannte von den ganzen abenteuerlichen Pleitefirmen der Windkraftbranche in Deutschland ja auch nichts anderes als schuften. Oft haben wir 60h/Woche rangeklotzt und die Firma ging dann trotzdem Pleite oder wurde von Meuterern zerstört. Gelegentlich haben wir auch in Deutschland ohne Gehalt gearbeitet oder "Kurzarbeit" gemacht, was dann bedeutete in Verzweifelung jedes Wochenende durchzupowern. In einer Firma wurde uns Urlaubsperre verhängt, also Urlaub gestrichen. Wer protestiert oder mit der Gewerkschaft droht, fliegt raus. Die Pleite kam trotzdem. Logisch das man raus-FLIEGT wenn die Firma zu einem Flugzeugbaukonzern gehört.

Burnout habe ich nur einmal erlebt, einer meiner Mitarbeiter in Finnland, aber der hat brav seine 37,5h gehabt, der ist nur zusammengeklappt weil er das Problem der Schaumbildung in einem Wälzlager was mit 320CStoke -Öl geschmiert wurde, nicht in den Griff gekriegt hat.

Unzufriedenheit mit der Arbeitszeit kam in China eigentlich nicht auf, jedoch waren viele unzufrieden mit dem Gehalt, und die Fluktuation war hoch. Auch klagten die meisten über das ihrer Meinung nach schlechte Essen der Kantine und bestellten sich was von einem Bringdienst vors Firmentor und holten das sich dann da mittags ab.

So wars in Zhong-Guo (gesprochen djung-guo).
Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute ;)

Wenn man "jung und dynamisch" ist hält man das sicher eine Zeit lang gut durch.
Aber ein Leben lang?

...Nebenbei bemerkt scheint das vom geneigten TP-Forum sehr stark goutiert zu werden, während man sich über jede neoliberale "Reform" der "linksgrünen Arbeiterverräter" hier bei uns zu tiefst echauffiert.
*LOL*

ps.
Für diese, mir bisher völlig unbekannte hochwissenschaftliche Erkenntnis bin ich Dir übrigens auch sehr dankbar: "Mit Stäbchen essen und Pingpong spielen entschädigt für harte Arbeit".
Wenn Bismarck das damals gewusst hätte, hätte er sich den ganzen Aufwand mit Sozialgesetzgebung auf der einen und Sozialistenverfolgung auf der anderen Seite sparen können.
Und die Amis hätten sich nach dem 2.WK auch nicht dazu durchringen müssen, in Westeuropa "soziale" Marktwirtschaften einzuführen (und finanziell unterstützen zu müssen), um den dort damals recht starken Kommunisten propagandistischen Wind aus den Segeln nehmen zu können. Viel einfacher und effizienter wäre es wohl gewesen, einfach auf Stäbchen und Pingpong zu setzen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.03.2022 10:37).

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