Ratsdelftspucker schrieb am 06.03.2023 15:08:
Gestern lief auf ARTE der US-Film "Kanonenboot am Jangtsekiang". Der Film spielt Anfang der 20er Jahre und wurde 1966 gedreht. Dabei wurde ein Bild der Chinesen gespiegelt, das die Leute als geistergläubige, selbst dampfmaschinentechnisch völlig überforderte Dilettanten vorführt.
Der noch bis in die 80er Jahre übliche, antichinesische Rassismus, möchte man denken. Doch dann erinnerte ich mich an die chinesische Raumstation "Tiangong" - in hundert Jahren vom kaum vorhandenen Verständnis der Dampfmaschine bis in den Weltraum... eigentlich keine schlechte Leistung.
Das muss nicht unbedingt falsch sein. China war in den 20ern kaum industrialisiert, die meisten Chinesen kannten Dampfmaschinen überhaupt nicht (das chinesische Eisenbahnnetz hatte 1911 gerade mal 9.000 Kilometer) und dementsprechend war ihre Reaktion darauf.
Ähnliche Probleme hatten auch die Japaner im Vergleich zu den USA im Zweiten Weltkrieg: wenn der Standard US-Soldat einen Notstromgenerator sah wusste er wie er den zum Laufen kriegt, zur Not mit Trial und Error. Ein japanischer Soldat hingegen hatte in seinem Zivilleben weit weniger Kontakt mit Technik gehabt, ohne besondere Ausbildung oder eine Anleitung konnten er den Generator nicht zum laufen bringen. Es mangelte einfach an der Vorbildung.