joribo schrieb am 06.03.23 19:44:
zu "kommunistisch". China ist nicht kommunistisch. Die Unmenge an klassischen marktwirtschaftlich arbeitenden privat finanzierten Firmen macht das klar. Die Firma für die ich gearbeitet habe war sogar zeitweise an der New York Stock Exchange Börse notiert. Es ist sogar umgekehrt so, dass unschöne Auswüchse des Kapitalismus/Liberalismus China in Verruf bringen. Etwa dass man mit der dicken Lötlampe Computer-Motherboards auslötet, die IC's neu stempelt und als neu verkauft. Ist Betrug, muss verfolgt werden, Aber es zeigt welche Freiheiten bestehen. Im Kommunismus gäbe es sowas nicht.
**************
Nach dem Sturz Mao Tsedongs und seinem Tod 1976 kam eine Phase der Umkehr von einer eher ideologisch geprägten Politik (mit dem Ziel etwas sozialistisches/kommunistisches aufzubauen) zu einer Marktöffnung nach Westen, massgeblich unter Deng Xiao Ping.
**************
Dass die ehemals wirklich kommunistisch orientierte Partei sich weiter "kommunistisch " nennt, liegt ganz einfach daran dass das Wort auf chinesisch anders verstanden wird, etwa "kommun" oder "gemeinschaftlich". Innerhalb der "kommunistischen" Partei gibt es Bewegungen die als Sammelbecken etwa das umfassen was in Europa ein ganzes Parlament wäre. Also Öko-Aktivisten, Industrievertreter, gelegentlich noch ein echter Sozialist, etc. Ich habe Führer der Partei auf mittlerer Ebene (etwa Stadtverwaltung) kennengelernt und mit denen über Politik diskutiert. Völlig klar: Realpolitik, sachlich, ideologiefrei.
****************
China MUSS im Moment eine zentralistische Politik durchführen da China an der Grenze von Schwellenland zu Industrieland steht. Wenn man zB ein Autobahnnetz oder eine Schnellzuglienie über mehrere 1000km plant, dann kann man das nicht der freien Marktwirtschaft überlassen. Endet im Chaos, wie man an unserer kläglich scheiternden Energiewende sieht. Diese Situation erfordert einen starken Staat. Nur der kann die Projekte regeln die in so einem riesigen Land mit 1400 mio Menschen zu koordinieren sind. Das ist keine Diktatur.
******************
Mao ist noch auf den Geldscheinen zu sehen, aber es gibt keine klassischen Maoisten mehr in China. Die Meinung heisst "Er war in den damaligen Zeiten der richtige Mann, heute haben wir andere Zeiten, das erfordert andere Politik". Genauso wie es in D keine Anhänger von Kaiser-Wilhelm gibt, so ist auch China nicht maoistisch.
*******************
Die ganzen Dreckschleudereien über angebliche Greueltaten an den lieben guten Uiguren in Xin-Jiang sind frei erfunden von der Westpresse. China hat reagiert auf militante fanatische Islamisten die ganz Xin-Jiang als Kalifat abspalten wollten und mit Bombenterror gegen unschuldige Zivilisten vorgegangen sind. Ich hätte sie allesamt in den Knast gesteckt. Die Regierung Chinas war sehr diplomatisch die Fanatiker nur in Erziehungslager zu stecken um ihnen klarzumachen dass man in einer Demokratie keine Bomben auf Zivilisten wirft im Namen Allahs.
Ähnliches in Hong-Kong (wo ich sehr oft war) und in Tibet (wo ich leider noch nie war, kann die Höhenluft medizinisch nicht vertragen). Da zündeln Aussenstehende USA-freundliche Mächte.
***************************
Ich freue mich als know-how-Träger dort als Dozent tätig gewesen zu sein und viel westliches knowhow an China geliefert zu haben. Für ein mickeriges Gehalt aber in der Überzeugung dass China und seine Menschen den Aufschwung zu einem modernen Industriestaat verdienen.
Es war schön mit Chinesen Pingpong zu spielen, über Politik zu diskutieren und mit Stäbchen zu essen. Hoch & lang mögen sie leben.
******************
eine durchaus andere Darstellung, als sie bei uns im allgemeinen zu finden ist. wer daraus was mitnimmt, bleibt ja jedem selbst überlassen.
dafür danke!
was mich interessieren würde,
wie läuft denn die Merheitsfindung für die Demokratie in China, ohne Wahlmöglichkeiten?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.03.2023 20:24).