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  • spintronic

mehr als 1000 Beiträge seit 02.10.2015

Re: Muss man wohl im Mansfelder Land die Gruben wieder eröffnen

ADie schrieb am 05.07.2023 12:06:

Wenn Rohstoffe knapp und damit teurer werden, lohnt sich der Abbau an anderen Förderstätten wieder.

Das ist zu Beginn sicher richtig, aber ich gehe davon aus, dass dies sehr viel Zeit und sehr viel Geld benötigen wird. Die Gruben sind geschlossen, da der Abbau bereits vor Jahrzehnten unrentabel wurde. Vor diesem Hintergrund halte ich es für ausgeschlossen, dass die heimische Förderung von Rohstoffen kurzfristig hochgefahren werden kann. Selbst eine Wiederaufnahme in einem Jahrzehnt halte ich für praktisch nicht machbar.

Bei einer Wiederaufnahme der Förderung wird man viele strenge Umweltauflagen einhalten und ganze Berge an Papier beschreiben müssen. Die Anträge und Umweltverträglichkeitsprüfungen weren viel Zeit und Arbeit in Anspruch nehmen. Da Bergbau bekanntlich ein "dreckiges" Geschäft ist, werden die Umweltverbände dagegen Sturm laufen, sich festkleben und jedes erdenkliche juristische Mittel gegen den Bergau ausschöpfen. Erschwerend kommt hinzu, dass es im sehr dicht besiedelten Europa mancherorts notwendig sein wird, dass man ein Dorf oder eine Stadt zugunsten des Rohstoffabbaus verlegt, auch der Protest der davon betroffenen Menschen ist garantiert.

Zudem ist die Förderung von Bodenschätzen äußerst kapitalintensiv, es dauert normalerweise Jahrzehnte, bis sich die Investitionen rechnen. Da man Investoren in Europa nicht mehr darauf vertrauen kann, dass die Regierungen oder die EU kurzfristig z.B. die Umweltgesetzgebung so verändert, dass ein Weiterbetrieb der Förderanlagen nicht mehr möglich sein wird, werden sich wohl auch kaum Investoren finden, welche die dafür notwendigen Milliarden in Deutschland (und Europa) investieren. Aktuell kämpft Deutschland sogar mit historisch hohen Kapitalabflüssen. Summa summarum halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass wir die Förderanlagen werden finanzieren können.

Falls neue Minen eröffnet werden sollten, wird uns das nur wenig weiterhelfen. Die Kosten der Förderung werden in Europa ein mehrfaches der Kosten im Rest der Welt betragen. Erschwerend kommt hinzu, dass die bei uns zusätzlich geförderten Rohstoffe dafür sorgen werden, dass die Preise auf dem Weltmarkt sinken. Man kann es drehen und wenden wie man will, die in Deutschland und der EU propagierte Strategie, dass der rohstoffärmste Kontinent der Erde auf biegen und brechen autark werden solle, wird nicht aufgehen, denn unsere Industrien werden unter diesen Bedingungen nicht mehr konkurrenzfähig produzieren können. Die Industrien werden entweder abwandern und Europa verlassen oder Insolvent und abgewickelt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.07.2023 15:45).

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