Es ist mehr als richtig, die Erfolge der chinesischen Führung für einmal in den Fokus zu stellen. In der Tat sehen viele im UNO-Zahlenwerk ausgewiesene Verbesserungen sozialer Parameter weltweit sofort viel weniger beeindruckend, z. T. ernüchternd aus, wenn Chinas Anteil daran ausgespart wird. Die chinesische Leistung ist beeindruckend, die Zunahme an Reichtum ist zwar wie überall ungleichmässig verteilt, hat aber für die im Artikel erwähnten 700 Millionen Menschen eine massive Besserstellung gebracht, die auch nicht, wie in Lateinamerika, lediglich auf eine vorübergehende Hausse bei Rohstoffen beruht und daher wesentlich nachhaltiger ist.
Was Kerkow allerdings ausblendet, ist die ökologische Dimension der Emulierung des westlichen Weges durch die Chinesen. Gewiss stimmt es, dass, wie er erwähnt, es in China vorbildliche Wiederaufforstungsprogramme gibt, die Verixfachung der industriellen Leistung hat aber auch zu einem gigantischen und noch weiter wachsenden Kohlekraftwerkpark geführt. Zwar werden regenerative Energiequellen maximal gefördert, aber das reicht nicht, um den Energiehunger zu stillen. Auch die vielen neugebauten, z. T. gigantischen Staudämme haben gefährliche Folgen, was aber nicht das grösste Problem im Bereich Wasser ist. Diese Ressource ist in gewissen Landesteilen traditionell knapp. Immense Umleitungseingriffe sorgen nun z. B. dafür, dass die Hauptstadt nicht austrocknet. Auch diese grossmassstäbigen Eingriffe in die ökologischen Systeme haben hohes Bedrohungspotential.
Die ökologischen Folgen der rasenden Hyperindustrialisierung sind aber nicht nur auf China selbst beschränkt. Die Anhebung einer weiteren Milliarde Menschen mehr oder weniger auf Westniveau beschleunigt die Klimaerhitzung massiv, verkürzt die Zeit, in der Umsteuern noch einen wesentlichen Einfluss hat unter menschliche Reaktionsdauer.
Die chinesische Mobilmachung, die die ganze Region mitzieht, ist global nicht mehr verkraftbar. Schon die westliche war es kaum, kombiniert wird die planetare Fähigkeit, die Grundlage für menschliches Leben zu bieten - von anderen Arten gar nicht zu reden - endgültig überfordert.
Vielleicht ist aber nicht einmal das das finale Problem. Das derzeitige Imperium, dessen Misswirtschaft es in einen reichlich maroden Zustand versetzt hat, glaubt seine Stellung bedroht und hebt seinen militärischen Stachel. Ein Krieg zwischen den formidabelsten Armeen dieser Welt würde vermutlich Verheerungen anrichten, die uns heute noch unvorstellbar sind.