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  • Bajoran

mehr als 1000 Beiträge seit 22.12.2015

Re: Lasst die Armen an die Macht!

Das halte ich für ausgemachten Käse. 2015 saßen im chinesischen Volkskongress bzw. der Konsultativkonferenz über 200 der reichsten Menschen des Landes, u.a. die Chefs von Tencent, Xiaomi und Baidu.

Und welchen Einfluss haben sie da, 200 von 7300? Ich würde mal sagen keinen. Denn Milliardäre kümmern sich nicht um die Abschaffung von Armut. Sie sind an ihrem persönlichen Reichtum interessiert. Das wird in China nicht anders sein. Wenn sie Einfluss hätten, wäre die Armut nicht abgeschafft.

Der Konflikt um Alibaba-Gründer Jack Ma ist da doch bezeichnend. Er wollte im Stil unserer Gates- oder Soros-NGOs auf die chinesische Innenpolitik Einfluss nehmen mit eigener direkter Ausbildung von Lehrern oder mit Vergabe von Krediten an Unternehmensgründer. Der chinesische Staat lässt das aber nicht zu.

Die Kapitalisten dürfen Profite machen, wenn das hilft die Wirtschaft zu entwickeln. Politischer Einfluß ist ihnen verwehrt. Aber zugegeben: Die Kommunisten Chinas reiten hier den Tiger. Man wird sehr genau hingucken müssen, wie die weitere Entwicklung aussieht.

Man stelle sich mal vor, deren deutsche Pendents würden im Bundestag direkt über Gesetze abstimmen.

Bei uns sind das geschätzte 80% der Abgeordneten. Alle Politik in Deutschland ist "wirtschaftsnah". Kein Abgeordenter, der nicht das tun würde, was die Wirtschaft will. Die wichtigsten Gesetze schreibt die Wirtschaft gleich selbst.

Der "ungeheure Erfolg" ist zunächst relativ. Nach den Mao-Reformen lebten Anfang der 80er in China über 50 % der Menschen in bitterster Armut, die nicht damit zu vergleichen ist, was hierzulande als arm gilt. Seitdem - und zwar aufgrund der wirtschaftlichen Öffnung des Landes gen Westen - ging es bergauf. Seit Beginn der 2000er sogar ziemlich steil.

Weches andere Land auf dem Planeten hat es denn geschafft absolute Armut abzuschaffen? Ich würde sagen keins. Der Vergleich mit uns ist unlauter.

Und welches Land ist nicht dem Westen gegenüber geöffnet? Alle Länder sind das. Die meisten von ihnen sind nach wie vor in quasi-kolonialer Abhängikeit vom Westen und seinen Finanzmärkten. Warum kommen denn z.B. die afrikanischen Länder nicht aus ihrer Armut und Abhängigkeit heraus?

Die Beschwerde ist doch umgekehrt, dass wir inzwischen von China abhängig sind. Nenn mir das Drittweltland, von dem wir sonst noch abhängig sind.

Die haben ihr demographisches Problem nach wie vor nicht gelöst

Das ist nicht das Problem, das ist die Lösung! Die Geburtenrate wurde massiv zurückgefahren um das Bevölkerungswachstum unter Kontrolle zu bekommen. Auch hier wieder: Kein anderes Drittweltland hat das geschafft.

Und die haben in China nun mal nicht die Propagandaaktivisten von Finanz- und Wirtschaftsunternehmen, die sie vollügen mit demographischer Lücke und nicht zu finanzierender Altersversorgung.

Sie erweitern ihre Märkte zunehmend mit erpresserischen Methoden.

So stark sind die schon, dass sie das können? Das sind doch die Methoden für die wir bekannt sind? Bemerkenswert!

Und ob deren Expansion auf den Weltmärkten weiterhin (weitgehend) friedlich bleiben wird, halte ich auch nicht für ausgemacht.

Weil du dir nicht vorstellen kannst, dass man friedlich vorgeht? Du projizierst unser Vorgehen auf China.

Aber das ist eigentlich noch einmal ein ganz anderes Thema. Die Belt-and-Road Initiative Chinas ist unglaublich attraktiv für sich beteiligende Länder. Sie bietet eine echte Entwicklungsmöglichkeit jenseits kolonialer Abhängigkeit. Darum wird sie ja auch so massiv vom Westen kritisiert. Mit was? Mit Projektion: Schuldenfalle, Abhängigkeit... Ja, ja, wenn wir "entwickeln" machen wir das nämlich immer so.

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