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Avatar von joribo
  • joribo

mehr als 1000 Beiträge seit 06.09.2013

Re: Schön. Ok ich blogge mal hier.....

war von 2015 bis 2019 da, 3 Jahre. In Zhong-Shan, einer mittelgrossen Stadt, südöstlich von Guang-Zhou, in der Provinz Guang-Dong. Viele Reisen getätigt uA in die innere Mongolei oder nach Hai-Nan runter und ansonsten quer durch China. Keine Touristenaktivitäten, keine Zeit für, die grosse Mauer habe ich nie gesehen.Arbeitszeit offiziell 54 h/Woche, Ich hab aber mehr gemacht. Hatte 1 Sekretärin und 3 Übersetzer. Der Priorität halber habe ich kein Chinesisch gelernt.

Jeden Dienstag abend war Ping-Pong, ich etwa im Mittelfeld, Leute mit langen Armen & Beinen sind da im Vorteil, die können da einfach mal rüberlangen wo ich springen muss. Spass ohne Ende, hab ernsthaft überlegt in einen Verein zu gehen und das mal richtig zu lernen.

Kann in vollem Umfang bestätigen was der Autor in seinem Artikel geschrieben hat.
Meine Kollegen erzählten mir auch von dem Problem der Armut auf dem Lande, und brachten als Beispiel dass Kinder gar nicht zur Schule gehen können weil sie auf den Feldern arbeiten.

Ich war entsetzt darüber und sagte "na da muss aber was passieren!"
"Ja, tuts auch. Wir tun dich beim WECHAT mit in die Liste der Organisation XYZ (habe den Namen vergessen) dann kannst du verfolgen wie die gegen die Armut ankämpfen".
war die Antwort.

Dann bekam ich stets die Berichte dieser Organisation gegen Armut.
Sie hatten da riesige Gewächshäuser aufgebaut und die Leute haben darin ihre eigene Nahrung angebaut um wenigstens sicher satt zu essen zu haben. Sie haben versucht das Stadt/Land-Gefälle auszugleichen durch mobile Schulen. Alles mögliche.

Ich fragte dann ob das eine Charity-Organisation sei. Man sagte mir, halbe-halbe. Eigentlich als Charity gegründet aber mit Unterstüztung der Regierung. Allein auf Charity-Basis könnten sie das nicht schaffen.
Ok, ich hab dann mit Interesse stets die Berichte im Wechat gelesen sofern ein english summary dabei war, teils hat mir meine Sekretärin das übersetzt.

Ich habe nur 2 mal einen Bettler gesehen inmitten von zigtausend Menschen. Wir haben ihm etwas Geld gegeben und er war total glücklich. Sah heruntergekommen aus. Nachfrage bei meinen Kollegen. "Der Typ, den kennen wir, der hat irgendwelche Probleme, nicht klar im Kopf, sieht Gespenster". also ein Einzelfall.

In den wirklich armen Gegenden war ich auch. Nördlich von Hai-Nan, im südlichen Guang-Dong. Da qualmten wilde Müllkippen die stets irgendwer anzündet. Da sammeln Leute Papier oder sonstige Wertstoffe indem sie von Haus zu Haus gehen und das einsammeln, sozusagen ein privates Bettel- VEB-SERO. Die Kinder teils barfuss oder dreckig. Ein Schwein lief da rum. Am nächsten Tag hing es in 2 Teile zerteilt am Haken. Landleben. So wars bei uns in den 50er Jahren auch. Das war dann so das ärmlichste was ich da gesehen habe.

In der Stadt waren die Autos alle weit höherwertiger als in Finnland. Neu und teurer und luxuriöser. Ich zeigte ein Foto von meinem Auto und man bemitleidete mich. Was ist das denn da hinten? Na eine Anhängerkupplung, wir fahren doch pausenlos mit Anhänger und transportieren was. Waaas ist das erlaubt bei euch? Bei uns dürfen Autos keine Anhänger ziehen. Warum denn nicht? Na guck mal den Verkehr in der Stadt an, das wäre mit Anhänger ja noch viel chaotischer.

Auf englisch konnte ich leider meinen alten blöden Witz nicht machen. Buddha hatte zwar keine Laster aber schon zu Lebzeiten eine Million Anhänger. (.....und wie fährt er die weg?)

Die Ings verdienen da rund 11000-13000 Yuan (= Ren-Min-Bi) im Monat, das wären umgerechnet 1540E. Damit kommt man bestens klar und kann sogar eine Familie ernähren. Durch das völlig andere Preisgefüge kann man das nicht direkt vergleichen.

Ich war in einem buddhistischen Tempel, traf einen Mönch, sagte ni-hao, er erzählte mir was auf chinesisch, ich verstand nichts aber malte mit einem Stock in den Sand die Worte Féng Tien (Wind-Elektrizität) und er verstand dass ich als Windkraft-Ingenieur hier als Gastarbeiter bin. Er malte "Da" = gross und wollte sagen dass er die Dinger für bewundernswert gross hält. Die Sprachgrenze ist doch schwer zu überwinden.

Mao-Tsedong gilt ausschliesslich als historische Figur, dh es gibt keine Maoisten in dem Sinne dass jemand ihn im Moment wiederhaben will so wie es damals war. Man respektiert aber dass er das Land durch schwere Krisen geführt und geeinigt hat. In seiner Zeit war Bürgerkrieg und Krieg mit Japan, die Monarchie gerade gestürzt, Unruhen ohne Ende. Man sagt generell "in den speziellen Verhältnissen damals war er der richtige Mann in seiner Zeit". Somit ist er auf den Geldscheinen drauf.

In der inneren Mongolei war ich abends mit meiner Sekretärin unterwegs in der Stadt Huo-Hot, einfach mal gucken. Da sah ich was auf koreanisch und konnte entziffern dass es ein koreanisches Restaurant war. Au-ja, lass uns da mal rein, da gibts Kim-Chi und sonstiges koreanisches. Ok, wir da rein und man begrüsste uns mit anyong hasimika, was sehr höflich und unüblich ist. An der Wand hing ein grosses Bild von Kim Jong-Yn. Au weia wir sind ja in einem NORD-koreanischen Restaurant. Na, mal sehen ob das Essen nach Atombomben schmeckt. War exzellent, genauso wie in Südkorea. Wir bestellten uns noch einen Nachtisch und der Küchenchef spendierte uns ein Getränk umsonst.

Aufpassen in China mit "Tschüss!" Das heisst nämlich "Geh zum Sterben".

Als mein Arbeitsvertrag zuende war und ich meine "milestones" als Privatdozent und Berater alle brav abgearbeitet hatte, entliess man mich mit einem grossen Abendessen.
Chinesen und Koreaner (vermutlich auch Japaner) essen gerne, oft fotografieren sie das Essen auf dem Teller bevor es weg ist.

Sen pituinen se.
So wars im Reich der Mitte.

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