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  • Masern

189 Beiträge seit 07.02.2015

Wie sich die Zeiten ändern

Bis in die 80er gab es eine Linke, welche China geil fand. Massenmorde, Hunger und all die anderen Sachen waren da nur nebensächlich. Dazu flog China mit all den revolutionären Ideen wieder und wieder auf die Schnauze.
Doch bereits in den 70ern gab es Anzeichen, das etwas mehr Vernunft in die ehemals so revolutionären Köpfe eindrang. Zuerst stoppte man die revolutionären Ideen und kümmerte sich um eine geringe Geburtenrate (Beginn der 70er lange vor der Ein-Kind-Politik), dann gab es eine politische Entspannung mit den USA (Nixon Besuch), Mao starb Ende der 70er, zu Beginn der 80er übernahmen dann die Reformer die Macht.

Es wurden nun Sonderhandelszonen mit eigener Gesetzgebung eingerichtet. Man wollte halt ausländisches Kapital anlocken, da brauchte es eigene Gesetze. Nachdem das gut funktionierte wurden mehr und mehr solcher Gebiete eingerichtet. China setzte auf Globalisierung. Dieser Kurs erwies sich als erfolgreich. Nimmt man BIP pro Kopf Inflations- und Kaufkraftbereinigt. War China 1970 noch in den 10 ärmsten Ländern der Welt. Der Wert lag bei 850 Dollar BIP pro Kopf. Vergleichswerte: Mexiko 8700, Brasilien 6040, Türkei 5600, Indien 1200, Pakistan 1900.
1980 war China immer noch unter den ärmsten 15 Ländern: China 1080, Mexiko 13,2K, Brasilien 10,8K, Türkei 7900, Indien 1300, Pakistan 2250

Das war der Zeitpunkt als die Linken erkannten, dass sie China doch nicht so mögen. Damit war der Weg frei den Westen, oder besser gesagt die westlichen Firmen zu verteufeln, weil sie in ein Land investierten, in dem die Menschenrechte nicht beachtet wurden.
Ende der 90er bis grob 2005, bestand er Hauptkritikpunkt in den billigen Löhnen. Das war ja Ausbeutung der Chinesen, die armen Arbeiter. Die "sklavenartigen" Arbeitsbedingungen um unverschämt günstige Kleidung herzustellen.
Beispiel: Billig, willig, ausgebeutet
https://www.spiegel.de/politik/billig-willig-ausgebeutet-a-62c3a5cb-0002-0001-0000-000040525864

Ab 2005 ging es dann nur mehr um die Umweltschäden, und eben den bösen Westen, der verlagert seine schmutzigen Industrien ins Ausland, die haben dann die Umweltschäden. Die wachsende Lücke zwischen Arm und Reich wurde auch thematisiert. Man muss halt mit der Zeit gehen.
Zu dem Zeitpunkt lag BIP pro Kopf bei 5700. Mexiko 16,2K, Brasilien 12,4K, Türkei 16,3K, Indien 3400, Pakistan 3900.
Zwei Länder hatte man also bereits überholt.

Inzwischen liegt nur mehr die Türkei vor China, Mexiko ist etwa gleichauf.
Wenn man nun meint, dass der Westen (die Medien) die Armutsbekämpfung nicht mitgekriegt hat, kann ich dem nicht zustimmen.
Ich erinnere mich an jede Menge Medienberichte aus den 90ern (!) in denen der Aufstieg Chinas behandelt wurde. An Berichte wie es auf Globalisierung setzt, wie es die Infrastruktur modernisiert, wie die Armut zurückgeht. Die Medien sind halt zu anderen Themen weitergezogen.
Von daher ist es eher ein alter Hut.

Den Wirtschaftsinteressierten ist es nicht entgangen was in China los ist. Die haben ständig vom Aufstiegs Chinas geredet, vom Jahrhundert das von China geprägt wird.

Doch nun scheint der Zeitpunkt gekommen, dass man nicht mehr auf die Menschenrechtslage schaut, oder die Ausbeutung, oder die Umweltprobleme. Sondern einige scheinen nun wiederzuentdecken, dass das ja Kommunisten sind. Dass diese Kommunisten, jedoch seit den 80ern gefallen am Kapitalismus gefunden haben wird zur Seite gedrängt.
Das Pendel ist nun halt wieder auf die andere Seite geschwungen.
Das Land welches man meisten, am klarsten, am energischsten und am rücksichtslosesten auf die Globalisierung setzte, hat fast alle ehemaligen Nachbarn (BIP Vergleich) abgehängt. Das kann man so ja nicht stehen lassen. Eine Meldung zum Rückgang von Armut, sind es wieder Kommunisten.

Mir ist es im Grunde egal, es gab nämlich auch andere Länder, welche die Armut zurückdrängen konnten.
Nimmt man die angesprochene Poverty line von 1,9 Dollar, dann lagen so viele Menschen weltweit darunter:
1970 - 51,2 %
1980 - 46,9 %
1990 - 40,2 %
2000 - 26,5 %
2010 - 14,5 %
2019 - 10,1 %
China war also lange nicht das einzige Land mit Erfolgen und es werden weitere Länder folgen.

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