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Avatar von x-beliebig
  • x-beliebig

mehr als 1000 Beiträge seit 15.06.2003

also: "lächelt und seid froh"

ich erinnere mich immer wieder an diesen Spruch, wenn ich so etwas
lese. Und ich frage mich, ob man daraus nicht eine Lebensphilosophie
des Mittelstand machen sollte:
Was bringt es mir mich immer und immer wieder mit Nachrichten über
irgendwelche Blasenaufbläher zu beschäftigen und mich zu fragen, was
das für mich bedeuten könnte? Ändern kann ich daran sowieso nichts,
da wir mit unseren geglaubten/gefühlten demokratischen Restmitteln
darauf keinen Zugriff haben. Wir können noch zehn mal alle häufiger
bei attac eintreten, wie wir bei der Kirche austreten müssten (siehe
Beitrag dazu hier bei Telepolis, dass die Kirche kassieren kommt).

Also warum nicht noch ein bisschen unbeschwert Party machen? Man kann
es z.B. durchaus genießen, dass ich in den Supermarkt gehen kann und
dort volle, ordentlich eingeräumte Regale vorfinde und die Auswahl
eher nach den Kriterien "das sieht lecker aus" oder "darauf habe ich
mal wieder Appetit" machen kann. Das ist echter Luxus, selbst das ist
eigentlich nicht selbstverständlich! Statt jeden Tag danach zu
gieren, dass der Nachbar vielleicht ein fünf Zentimeter
längeres/höheres Auto in der Garage stehen hat (nicht das ich das
wortwörtlich so tun würde, es geht mir um das verkorkste
Grundverständnis eines braven Konsumbürgers, zu denen ich mich
durchaus zu zählen habe).

Einfach mal lächelnd und froh das Leben genießen, das sich einem da
bietet, das viele von uns durchaus (noch) haben. Mag ja jetzt etwas
irre klingen, aber warum nicht mal innehalten, sich die vollen Regale
ansehen und sich darüber freuen, dass man mit soviel aus den
Regalen/Theken nach hause gehen kann (und auch wird), dass man davon
nicht nur satt, sondern sogar wohlschmeckend den Gaumen erfreut satt
werden wird.
Ich habe eine gute Freundin, die in prekärem Beschäftigungsverhältnis
steckt. Ich bewundere ihre Lebensfreude, obwohl sie derzeit um vier
Uhr morgens(!) aufstehen muss und im Kaufhaus Sachen einräumen muss
und das für einen Hungerlohn. (ich werde sie mal wieder zu uns zum
Essen einladen und sie vorher fragen, was sie sich denn wünscht mal
serviert zu bekommen).
Genau da heraus wird mir klar, wenn ich mit ihr mal einkaufen gehe,
wie unerhört gut es mir doch geht, dass ich im Lebensmittelladen
definitiv kaum auf den Preis achten muss und entspannt einkaufen
gehen kann/darf. (übrigens auch von den Klamotten her wenn ich mir so
ansehe, was sie trägt, dann sieht man zwar, das Frauen ein durchaus
besseres Geschick darin haben sich auch mit geringen Mitteln gut zu
kleiden, aber Marken sieht man bei ihr nicht oder nur ganz wenig.
Wenn ich mich da so selbst ansehen, wie unbedacht ich einfach mal
hingehe und mir irgend ein Kleidungsstück gegen Rüberreichen einer
Platstikkarte in irgend eine Tüte packen lasse...)

Wenn ich mich aber hier mit solchen Meldungen "auflade", dass bald
eine noch viel schlimmere Blase platzen könnte, da (entschuldigt
meine Geringschätzung) ein paar irre Banker, die von buntem
Papierschnippseln Ahnung haben, aber ansonsten von nichts
Vernünftigem und regelmäßig auf irgendwelche Emotionen reagieren und
damit Finanzströme in Billardeinhöhe in Gange setzen, dann kann mir
doch eigentlich nur die Laune vergehen. Zumal durchaus zu sehen ist,
dass die Jungs und Mädels da womöglich unser gesamtes Gefüge zum
Einsturz bringen könnten (und vielleicht auch noch werden). Wenn ich
dazu noch lese, wie Pleitestaaten, wie z.B. die USA fiese,
egoistische Politik machen um ihren Pleitestatus noch etwas zu
kaschieren, gefolgt von der EU, die noch nicht damit umgehen kann,
das alle ihre wackeligen Grundpfeiler mittlerweile gebrochen oder ins
Wanken geraten sind, auf deren Grundlage ein paar Geldhaie gerne
grenzenlosen Ausbeutungskapitalismus innerhalb Europas machen wollten
(was sie ja wohl offensichtlich schon längst zum Abschluss gebracht
haben), dann kann mir doch eigentlich nur alle Zuversicht und Freude
abhanden kommen. Eigentlich kommt sogar das Gefühl auf, man müsse
dagegen jetzt mal langsam wirklich etwas machen. All der Irrsinn, der
da getrieben wird und ein paar Superreichen die Taschen so schnell
"druckbefüllt" (und uns das Geld immer spürbarer "abgesaugt" wird),
dass sie im Angesicht der nicht mehr fassbaren Summen eigentlich nur
noch damit reagieren können noch gierigere Ideen zu entwickeln (was
weiß ich, wie es im Kopf von jemandem aussieht, der das sich auf sein
Vermögen ansammelnde Geld gar nicht so schnell ausgeben kann, wie es
sich vermehrt). Will ich auch gar nicht, ich finde das alles ohnehin
langsam so unfassbar und irre, dass ich es tatsächlich am liebsten
ignorieren will und einfach etwas lächeln möchte und noch etwas froh
sein möchte, denn es könnte wirklich schlimmer kommen.

Also ist meine Idee so: möglichst alle so genannten Nachrichten
ignorieren, denn im Deutschen Wort für News steckt es schon drin
"Nach richten", wenn man es nach meiner derzeitigen Ansicht falsch
macht, dann richtet man sich tatsächlich nach den Nachrichten, was
bedeuten würde, dass man es langsam mit der Angst zu tun bekommt.
Deshalb: einfach ignorieren, ich werde schon mitbekommen, wenn ich
dann eines Tages in den Supermarkt gehe und es sind entweder alle
Regale leer oder das Brot kostet dann plötzlich 1 Million irgend
einer dann gerade aktuellen Währung. Dann werde ich mir etwas
überlegen müssen, wie ich mit dem dann eintretenden Zustand klar
komme. Bis dahin könnte man vielleicht noch überlegen, was neben
"Leben genießen, wie es heute ist" noch Glücklich machen könnte. Ich
könnte mir da vorstellen einen großen Gemüsegarten zu betreiben und
pflegen, ich merke nämlich dass dieser Urinstinkt offensichtlich doch
in uns Menschen angelegt ist. Wenn ich also draußen, vor der Stadt
irgendwo, wo so mal eben kein Städter hin kommt, wenn es kein Benzin
mehr gibt, meinen Garten betreibe, dann kann ich eigentlich auf der
Hacke Kehrt machen, wenn der Supermarkt dann mal irgendwann nicht
mehr aus irgendwelchen (womöglich nur für Finanzexperten für globales
Finanzwesen) Gründe nicht mehr funktioniert und einfach mein Gemüse
und Holz für den Winter machen. Komisch, ich als wirklich
technikaffiner Mensch kann die Idee von Aussteigern mit zunehmendem
Alter immer besser verstehen. So aus der Idee heraus: "unser in allen
Belangen hochgezüchtetes Zusammenleben wird instabil und funktioniert
schon jetzt an vielen stellen so, dass ich es nicht mehr
nachvollziehen kann", warum soll ich mir das weiterhin antun? Warum
nicht "back to the basics"?

In diesem Sinne: "seid einfach mal ein bisschen fröhlicher und freut
euch über einfache Dinge, die sich uns bieten". Mit den
Unzulänglichkeiten der Welt können wir uns noch beschäftigen, wenn
unsere ach so tolle Elite den Karren fett in den Dreck gefahren hat,
abhalten lassen die sich ohnehin nicht mehr von uns davon.
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