Ja, interessante Sicht, weil sie die westliche Sichtweise präsentiert, die viele Teile der Geschichte und Zusammenhänge nur schlecht beleuchtet. Wo dieser Artikel durchaus 'chinesisch-lastig' erscheint, ist Olivers Beitrag sehr 'taiwan-lastig'. Allerdings kann ich John Oliver ohnehin nicht mehr ernst nehmen, seit seinem unsäglichen Beitrag zu der Uiguren-Situation, wo er völlig unkritisch die Aussagen von Zenz und diverser 'Zeugen' als absolut wahr darstellt, ohne die Organisationen, die hinter diesen Personen stehen, kritisch zu beleuchten. Er ist zu genau der Medienmaulhure verkommen, die er vor seinem Erhalt der amerikanischen Staatsbürgerschaft noch durch den Kakao gezogen hat.
Und es ist immer wieder faszinierend, wie auf historische Gebietsansprüche hingewiesen wird, aber selten auf dem aktuellen Stand der Dinge. Beide 'Chinas' sehen die Insel Taiwan und das Festland als Einheit, als chinesisches Territorium, mit der UN-Resulotion wurde das auch noch bestätigt. Da spielt es überhaupt keine Rolle, wann wer wo angeblich vorher da war oder nicht.
Festland und Taiwan gehören zusammen, der Verlierer des chinesischen Bürgerkrieges hat sich auf ein Teil des chinesischen Territoriums zurückgezugen, der vom Sieger damals nur schwer zugänglich war. Die Regierung der Volksrepublik wurde als alleiniger Vertreter für ganz China anerkannt, mit Taiwan als dessen Provinz. Demzufolge ist die Regierung auf Taiwan völkerrechtlich gesehen illegitim dort, bzw. vom Festland eher 'geduldet'. Ich weiß echt nicht, was daran so schwer zu verstehen ist, es ist ein innerchinesisches Problem und die Taiwan-Regierung strebt Separatismus an. Sollte Taipei die Unabhängigkeit ausrufen und damit Taiwan vom Festland trennen, würde das Beijing als Sezession, als Raub von chinesischem Territorium sehen und militärisch eingreifen - so wie jedes andere Land auch. Es ist die Pflicht eines jeden Staates, für die territoriale Integrität des Staates zu sorgen.
John Oliver betont ja immer wieder, daß die Menschen Taiwans selbst für ihr Schicksal und die Richtung ihres 'Landes' verantwortlich sein sollten. Nur gibt es dieses 'Land' eben nicht. Sie sind Bewohner einer Insel, die nach UN-Beschluß zur Volksrepublik gehört und werden von einer nicht anerkannten Regierung geführt. So sind nunmal die politischen Realitäten, da kann man noch so sehr mit dem Fuß aufstampfen und sich was anderes wünschen, ständig rufen 'de-facto eigenständiges Land'. De-facto ist scheißegal, de-juro ist entscheidend für die Anerkenneung eines Staates. Etwas übertriebenes Beispiel: de-facto wären Reichsbürger Herrscher ihres eigenen kleinen Landes, de-juro aber nicht. So könnte ja jeder kommen und sagen: das Gebiet gehört jetzt mir, ich mach eigene Polizei, Militär, Währung - der Staat wird aber nicht tatenlos zusehen, wie man ihm sein Territorium wegnimmt.
Die Republik China und die Volksrepublik China müssen selbsständig eine Lösung suchen, mit der beide leben können - die westlichen Einflußnahmen verstärken nur die Gefahr eines heißen Krieges, den beide Regierungen gar nicht wollen. Die Menschen auf Taiwan konnten die ganzen Jahrzehnte recht gut mit dem Status Quo leben, ebenso Beijing. Erst durch die Sticheleien des Westens hat sich die Situation mal wieder verschärft, vor allem der Schlingerkurs der US-Amerikaner: Biden sagt er unterstützt Taiwans Anliegen, am selben Tag rudert das Weiße Haus zurück; Blinken sagt Taiwan Hilfe zu, mehr Waffen, verstößt damit aber gegen die Vereinbarungen mit China etc.. Sie umschmeicheln und brüskieren beide Regierungen gleichzeitig. Vor dem Hintergrund sei noch erwähnt, daß die US-Regierung sehr an der Technik von TSMC interessiert ist (vermutlich genauso wie China), als Gegenleistung winken mehr Einfluß in UN-Organisationen und mehr Unterstützung. Gleichzeitig kurbelt das ein wenig die Waffenindustrie Amerikas an. Ein vielschichtiges Problem.
Meine Lösung wäre ja ein neutraler Status für die Provinz Taiwan mit weitgehender Autonomie für die Regierung. Also keine fremden Militärstützpunkte auf der Insel, keine fremden Truppen - aber auch keine chinesischen. China könnte mit Taiwan einen Beistandspakt im Falle eines militärischen Konflikts aushandeln, eventuell könnte Taiwan auch ein paar Sitze im Nationalen Volkskongreß Chinas bekommen. Alles Maßnahmen, die die Situation entschärfen. Ob es dann für Taiwan später eine echte Unabhängigkeit gibt oder eben einen echten Anschluß müßte die Zeit zeigen. Ein Krieg wäre jedenfalls die schlechteste Lösung. ein Krieg, den westliche Politiker und Medien jeden Tag 'herbeireden' (siehe 'Luftraumverletzung' etc.)