Artur_B schrieb am 25. März 2009 07:05
> Erst einmal nicht erstaunlich ist, dass China nun doch mit einem
> Gongschlag auf der politischen Bühne erscheint. Man kann eben nicht
> zur führenden Handelsnation der Welt aufsteigen und dabei gänzlich
> unpolitisch bleiben.
Die Chinesen waren nie unpolitisch. Allerdings ist der Konfuzianismus
in China immer noch stark ... und der ist stark praktisch orientiert.
Die Chinesen wollen nicht Ideologie und Produkte gleichzeitig
verkaufen ... wie die USA. Und die Chinesen versuchen nicht, ihre
Interessen kurzsichtig militärisch durchzusetzen. (Siehe Afrika)
> Erstaunlich hingegen ist die Tatsache, dass ausgerechnet der IWF nun
> nach Meinung sowohl der Russen als auch der Chinesen die tragende
> Rolle spielen soll.
Nicht erstaunlich, der IWF ist ein wertvolles und machtvolles
Instrument, nur ...
> Die kommunistischen Parteien beider Länder haben den IWF in den 70-er und
> 80-er Jahren stets als den Inbegriff des feindlichen Gangster-Kapitalismus
> gesehen.
... es spielt eben eine Rolle, welche Hand dieses Instrument führt.
In der Hand des Westens war er ja auch der Inbegriff des
"kapitalistischen" Banksters. (Siehe Bundesköhler)
> Hierzulande wird den Leuten eingetrichtert, dass alles, was Kommunisten je
> gesagt haben, falsch sei, die damalige Kritik am IWF ist aus heutiger Sicht
> absolut zutreffend und richtungsweisend.
Natürlich. Gerade dann, WENN Kritik berechtigt und richtig ist, MUSS
die Quelle diffamiert werden. Wenn man keine Argumente mehr hat ...
erzieht man dem Volk "Pawlowsche Reflexe" an. WAU!
> Chinesen und Russen haben hier also alle ideologischen Bedenken
> beiseite gelassen und ausgerechnet den IWF als Krisenretter
> auserkoren. Was nur auf den ersten Blick erstaunt ...
Eben, es ist nicht erstaunlich. Ideologie war nie Selbstzweck, sie
wird benutzt, solange praktikabel. Letztendlich zählen die
Ergebnisse.
Ob Chinesen und Russen den IWF wirklich nutzen können ... zu stark
ist die Hand des Westens ... und der wird sich die Zügel nicht aus
der Hand nehmen lassen.
Aber was hindert die SCO, ein eigenes Instrument zu schaffen?
Konkurrenz belebt das Geschäft. Darauf wird es hinauslaufen.
Die Russen sind die einzige Grossmacht mit adäquaten
Energieressourcen, die Chinesen mit einer entsprechenden
Wirtschaftskraft (freilich auf Kosten des Lebensstandards).
Beide sind zu erstaunlichen Wirtschaftsleistungen fähig ... ein
Beispiel sei nur Raumfahrt und Rüstung. Beides erfordert eine
entsprechende wirtschaftliche Basis. DIE ist also vorhanden.
> Wer wird mitmachen bei diesem Vorschlag? Indien sowieso, weite Teile
> Asiens und Afrikas ebenfalls, die Südamerikaner in großer Mehrheit.
Ja. Indien aus mehreren Gründen: dem Engagement der USA in
Afghanistan und vor allem Pakistan. Der eigenen wirtschaftlichen
Kraft und natürlich der riesigen Bevölkerung. Damit kann und darf es
sich nicht der Wirtschaft des Westens unterwerfen ... bei Gefahr des
Untergangs.
Afrika ... weil die Chinesen bessere Bedingungen bieten als der
Westen. Und China ist nicht historisch befangen (Kolonien). Russland
hatte schon immer seinen Fuss in der Tür Afrikas. Bez. USA - wie
China.
Asien ... Russland historisch, China als regionale Supermacht. Mit
Ausnahme von Japan und Südkorea ... aber der wirtschaftliche
Niedergang der USA hinterlässt tiefe Wunden. Die könnten einfach
gezwungen sein, sich anders zu orientieren.
Südamerika ... soweit die USA nicht ohnehin als feindlich angesehen
werden, neigen die USA zu einer ausgesprochen eigennützigen Politik.
Schafft keine Freunde. Wenn Russland und/oder China bessere
Konditionen anbieten - vor allem, wenn sie keine politischen
Forderungen stellen - sind die USA langfristig RAUS.
Ein zweiter IWF könnte all diesen Staaten interessant genug
erscheinen ... finanziell, wirtschaftlich ... oder einfach nur, weil
die sich lange genug gegängelt fühlen. Der IWF war ja nun wirklich
nicht zimperlich und hat immer zuerst auf die eigenen Interessen (die
des Westens) geschaut. Was den Ländern selbst nicht gut bekommen ist
...
> Ja, das sollen sich Amis und Europäer mal gut überlegen, ob sie
> diesen Vorschlag ablehnen. Dieser hier erlaubt noch die
> Gesichtswahrung. Der nächste dann wahrscheinlich nicht mehr.
Genau überlegen ... ja. Er bedeutet einen u.U. beträchtlichen
Machtverlust. Ob dieser sich allerdings überhaupt noch verhindern
lässt, ist davon abhängig, ob der Westen seine hausgemachte
Wirtschafts- und Finanzkrise überhaupt in den Griff bekommt ... und
wie schnell.
Russland, China, die SCO, selbst Südkorea und Japan (wegen ihrer
Exportabhängigkeit) werden da nicht ewig zuschauen. Sie sind
gezwungen, eigene Lösungen zu finden. Sonst wird man ihnen die Kosten
der Krise überhelfen und, wenn nicht mal das funktioniert, sie mit in
den Untergang hineinziehen.
Eine andere Möglichkeit wäre Isolation, Entkopplung und
regionalisierte Wirtschaft. Mal all den Nachteilen ...
> Erst einmal nicht erstaunlich ist, dass China nun doch mit einem
> Gongschlag auf der politischen Bühne erscheint. Man kann eben nicht
> zur führenden Handelsnation der Welt aufsteigen und dabei gänzlich
> unpolitisch bleiben.
Die Chinesen waren nie unpolitisch. Allerdings ist der Konfuzianismus
in China immer noch stark ... und der ist stark praktisch orientiert.
Die Chinesen wollen nicht Ideologie und Produkte gleichzeitig
verkaufen ... wie die USA. Und die Chinesen versuchen nicht, ihre
Interessen kurzsichtig militärisch durchzusetzen. (Siehe Afrika)
> Erstaunlich hingegen ist die Tatsache, dass ausgerechnet der IWF nun
> nach Meinung sowohl der Russen als auch der Chinesen die tragende
> Rolle spielen soll.
Nicht erstaunlich, der IWF ist ein wertvolles und machtvolles
Instrument, nur ...
> Die kommunistischen Parteien beider Länder haben den IWF in den 70-er und
> 80-er Jahren stets als den Inbegriff des feindlichen Gangster-Kapitalismus
> gesehen.
... es spielt eben eine Rolle, welche Hand dieses Instrument führt.
In der Hand des Westens war er ja auch der Inbegriff des
"kapitalistischen" Banksters. (Siehe Bundesköhler)
> Hierzulande wird den Leuten eingetrichtert, dass alles, was Kommunisten je
> gesagt haben, falsch sei, die damalige Kritik am IWF ist aus heutiger Sicht
> absolut zutreffend und richtungsweisend.
Natürlich. Gerade dann, WENN Kritik berechtigt und richtig ist, MUSS
die Quelle diffamiert werden. Wenn man keine Argumente mehr hat ...
erzieht man dem Volk "Pawlowsche Reflexe" an. WAU!
> Chinesen und Russen haben hier also alle ideologischen Bedenken
> beiseite gelassen und ausgerechnet den IWF als Krisenretter
> auserkoren. Was nur auf den ersten Blick erstaunt ...
Eben, es ist nicht erstaunlich. Ideologie war nie Selbstzweck, sie
wird benutzt, solange praktikabel. Letztendlich zählen die
Ergebnisse.
Ob Chinesen und Russen den IWF wirklich nutzen können ... zu stark
ist die Hand des Westens ... und der wird sich die Zügel nicht aus
der Hand nehmen lassen.
Aber was hindert die SCO, ein eigenes Instrument zu schaffen?
Konkurrenz belebt das Geschäft. Darauf wird es hinauslaufen.
Die Russen sind die einzige Grossmacht mit adäquaten
Energieressourcen, die Chinesen mit einer entsprechenden
Wirtschaftskraft (freilich auf Kosten des Lebensstandards).
Beide sind zu erstaunlichen Wirtschaftsleistungen fähig ... ein
Beispiel sei nur Raumfahrt und Rüstung. Beides erfordert eine
entsprechende wirtschaftliche Basis. DIE ist also vorhanden.
> Wer wird mitmachen bei diesem Vorschlag? Indien sowieso, weite Teile
> Asiens und Afrikas ebenfalls, die Südamerikaner in großer Mehrheit.
Ja. Indien aus mehreren Gründen: dem Engagement der USA in
Afghanistan und vor allem Pakistan. Der eigenen wirtschaftlichen
Kraft und natürlich der riesigen Bevölkerung. Damit kann und darf es
sich nicht der Wirtschaft des Westens unterwerfen ... bei Gefahr des
Untergangs.
Afrika ... weil die Chinesen bessere Bedingungen bieten als der
Westen. Und China ist nicht historisch befangen (Kolonien). Russland
hatte schon immer seinen Fuss in der Tür Afrikas. Bez. USA - wie
China.
Asien ... Russland historisch, China als regionale Supermacht. Mit
Ausnahme von Japan und Südkorea ... aber der wirtschaftliche
Niedergang der USA hinterlässt tiefe Wunden. Die könnten einfach
gezwungen sein, sich anders zu orientieren.
Südamerika ... soweit die USA nicht ohnehin als feindlich angesehen
werden, neigen die USA zu einer ausgesprochen eigennützigen Politik.
Schafft keine Freunde. Wenn Russland und/oder China bessere
Konditionen anbieten - vor allem, wenn sie keine politischen
Forderungen stellen - sind die USA langfristig RAUS.
Ein zweiter IWF könnte all diesen Staaten interessant genug
erscheinen ... finanziell, wirtschaftlich ... oder einfach nur, weil
die sich lange genug gegängelt fühlen. Der IWF war ja nun wirklich
nicht zimperlich und hat immer zuerst auf die eigenen Interessen (die
des Westens) geschaut. Was den Ländern selbst nicht gut bekommen ist
...
> Ja, das sollen sich Amis und Europäer mal gut überlegen, ob sie
> diesen Vorschlag ablehnen. Dieser hier erlaubt noch die
> Gesichtswahrung. Der nächste dann wahrscheinlich nicht mehr.
Genau überlegen ... ja. Er bedeutet einen u.U. beträchtlichen
Machtverlust. Ob dieser sich allerdings überhaupt noch verhindern
lässt, ist davon abhängig, ob der Westen seine hausgemachte
Wirtschafts- und Finanzkrise überhaupt in den Griff bekommt ... und
wie schnell.
Russland, China, die SCO, selbst Südkorea und Japan (wegen ihrer
Exportabhängigkeit) werden da nicht ewig zuschauen. Sie sind
gezwungen, eigene Lösungen zu finden. Sonst wird man ihnen die Kosten
der Krise überhelfen und, wenn nicht mal das funktioniert, sie mit in
den Untergang hineinziehen.
Eine andere Möglichkeit wäre Isolation, Entkopplung und
regionalisierte Wirtschaft. Mal all den Nachteilen ...