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  • mustard mine

27 Beiträge seit 30.07.2024

Chinesen werden länger arbeiten, genauso wie Japaner. Und ein böser twist

Das gut ausgebildete Frauen kaum noch Kinder bekommen, ist lange bekannt. Das Rad wieder zurückzudrehen (was hieße das denn bitteschön?) wird wohl kaum gelingen. Selbst in Afrika nimmt die Nettoreproduktionsrate der Frau doch schon ab, aus genau diesem Grund.
Die Frauen mit modernen Mutterkreuzen zu beglücken, wird nicht funktionieren. Die Leute wissen was Kinder kosten, das muß man erst mal haben und die Zukunft wird von der Frau gerne als unsicher eingeschätzt und wer will ein Kind schon in eine unsichere Zukunft hineingebären? JEDE vernünftige Frau will, daß es ihren Kindern BESSER geht als ihr selbst. Sieht die Frau das nicht für ihre Kinder, dannn wird sie keine Mutter.

In Japan hat man den demographischen Wandel längst akzeptiert, Japan schrumpft. Und die Frauen läßt man in Ruhe. Um den Wandel zu bewältigen gibt es nur eine Methode: Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Das funktioniert ja auch, Japaner werden steinalt, können sie auch länger arbeiten. Durch Automatisierung ist die Zahl der körperlich fordernden Tätigkeiten massiv gesunken, die meisten Tätigkeiten sind heute geistiger Natur, die oftmals nicht mal mehr Präsenz erfordern (Homeoffice) oder leichte manuelle Tätigkeiten: Diese können auch in höherem Alter noch ausgeführt werden, wenn die körperlichen, nicht aber die geistigen Fähigkeiten nachlassen.
Für den Rest der Schaffer- und Malocherjobs für die sich keine kräftigen jungen Japaner mehr finden lassen, hat Japan Kontingente von Gastarbeitern. Und das sind ECHTE Gastarbeiter, die das Land auch nach wenigen Jahren wieder verlassen. Die meisten von ihnen wollen zwar die hohen Löhne Japans, aber sich dort nicht anpassen, also gehen sie nach ein paar Jahren wieder. Da gibts in Japan gar nix, wer sich nicht integriert, fliegt raus. Deutsche Einwanderungsfehler hat Japan nie gemacht, Japan versucht gar nicht erst, durch Migranten irgendwelche demographischen Entwicklungen zu verändern: Gastarbeiter für Mangelberufe ja, mehr nicht. Sehr vorbildlich. Rational und lösungsorientiert. Anders formuliert: In Deutschland kosten die Migranten Geld, in Japan bringen sie was. Finde den Vorteil!

Der Japaner löst den demographischen Wandel nachhaltig selbst durch eigene Mehrarbeit über längere Zeit.

Und genau so wird es auch China machen, zumal China eine sehr ähnliche Einwanderungspolitik verfolgt wie Japan. Nach China kommt nämlich auch keiner rein, der nix leistet. Und generell nur sehr wenig Einwanderer. Interessant wird höchstens die Frage etwaiger Gastarbeiter in China für Mangelberufe, allein aufgrund der schieren Größe der Bevölkerung. China ist ja ungefähr Japan multipliziert mit dem Faktor 11-12. Aber das ist lösbar. Und nicht nur China wird so agieren wie Japan, sondern auch Taiwan und Südkorea, da ist die Nettoreproduktionsrate der Frau auch extrem niedrig.

Je mehr man automatisiert, desto weniger Gastarbeiter für Malocher-Mangelberufe braucht man. Da liegt noch viel Potential. Jeder Treppenlift mit dem ein alter Mensch länger eigenständig leben kann, spart Altenpfleger. Das altengerechte Bauen ist m.E. eine ganz große Nummer um im Pflegebereich Leute einzusparen. Und mal ganz ernsthaft: Würde man dem automatischen Fahrroboter nicht ständig juristische Knüppel zwischen die Räder schmeissen, dann hätten wir das Selfdriving Car schon lange: Was sparts ein? Fahrerjobs. Mal ganz abgesehen von dem massiven Produktivitätszuwachs, das ein automatisches Auto sowieso mit sich bringt. Auf dem Bau kann man viel mehr modularsiert in der Fabrik vorfertigen, das reduziert nicht nur die Bauzeit sondern auch die Anzahl der Bauarbeiter auf der Baustelle. Wieder was gespart.

Also es gibt schon Möglichkeiten.

Grundsätzlich verlangsamt sich das Bevölkerungswachstum weltweit, wir werden ab ca. 2050 ein Platteau erreichen und dann gehts rapide abwärts mit der Weltbevölkerung. Der evidenzbasierte Optimist sagt: "Ist doch super, wenn Menschen seltener werden, dann wird ceteris paribus der einzelne Mensch wertvoller." Wir sehen es in Deutschland, Arbeitskräftemangel heißt höhere Löhne.

Aber ich versprach in der Überschrift noch einen bösen Twist: Ja, den gibt es nämlich. Und er ist sehr dystopisch, wie aus Science-Fiction-Romanen, die ein Samjatin oder sein Abschreiber Orwell bereits geschrieben haben. Es geht natürlich um Kinder aus der Retorte, es geht um den artificial uterus, die künstliche Gebärmutter. Wir wollen nicht hoffen, daß irgendwelche durchgeknallten Herrscher sowas einsetzen, um damit die Kinder zu produzieren, die Frauen nicht mehr gebären wollen. Aber die Möglichkeit dessen sollten wir im Hinterkopf behalten. Nicht immer nur von der Tapete bis zur Wand denken, sondern vielleicht 1-2 Schritte weiter. Und ganz ernsthaft: Es gibt Leute auf diesem Planeten, denen traue ich alles zu. Da sind wir ja auch in der Vergangenheit nie enttäuscht worden...

Servus aus der Senfmine.

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