Na ja! Worauf das wohl hinausläuft?
Angesprochen werden damit diffuse Ressentiments vom Typ "Pro-USA" und "Pro-China", respektive Anti-USA und Anti-China. Der Rest läuft in der Regel auf Sandkasten/Popcorn hinaus.
Was wissen die Forenteilnehmer über die F-35, was über die J-35? Die Antwort lautet: Nichts. So geht es mir jedenfalls als Nicht-Testpilot der F-35 und der J-35, der seine Informationen aus dem Netz bezieht. Ich sah kürzlich ein Video der Su-57 von einer Flugshow. Das Flugzeug ist in aerodynamischer Hinsicht eine Perle, die Manövrierfähigkeit absolut beeindruckend, ein feuchter Traum der Militärs. Was weiß ich darüber, wie es es sich im Einsatz bewährt, über Verkaufsbroschüren und Marketing hinaus? Nichts. Wieviel mehr wissen die Leser nach dem Lesen dieses Artikels?
Vielleicht ist der Blick auf den historischen Kontext aufschlussreich. Die USA haben viele Jahrzehnte lang astronomische Summen in ihr Militär gesteckt, im kalten Krieg und darüber hinaus. Sie können auf Erfahrung bauen. Initial zielte dieses Interesse - genau wie in Russland - tatsächlich auf militärische Überlegenheit. Der gegenseitige Rüstungswettlauf brachte seit den späten Siebzigern eine weitgehende Parität hervor, nuklear wie konventionell. Daraus ist in den USA - nicht in Russland - ein albtraumhaftes Ungetüm gewachsen, eine lobbyistisch sehr mächtige Kriegsindustrie, die dem Staat teure Spielzeuge verkauft, die bei kontrollierten Tests, im Journalismus und in Hochglanzmagazinen äußerst beeindruckend aussehen, im Einsatz aber - gemessen an ihrer medialen Repräsentation - auffällig oft eine Schlappe hingelegt haben bzw. billigeren ausländischen Konkurrenzprodukten überraschend unterlegen waren und deren Erfolg auch dann noch bestätigt werden musste, allein schon, um die politisch Verantwortlichen zu schützen. Diesen durch Korruption entstandenen wirtschaftlich-politischen Defekt zu verstehen, ist sehr wichtig: In Sowjetrussland gab es vergleichbares nicht, Entwickler und Produzenten arbeiteten auf Druck, mussten um ihre Karriere bangen und hatten staatliche Repression zu fürchten. Die USA gingen aus dem kalten Krieg als Sieger nicht wegen militärischer Überlegenheit hervor, sondern weil das kapitalistische Wirtschaftssystem der sowjetischen Planwirtschaft prinzipiell überlegen war. Dass russische Militärtechnik, insbesondere im Bereich der Lenkwaffen, spätestens seit Mitte der 80er westlichen Systemen teils um Generationen überlegen war, wurde nicht geleugnet - es wurde nur nicht medial beleuchtet. Gehalten wird der Mythos US-amerikanischer, militärischer Überlegenheit auch heute noch durch mediale Blickverschiebung, durch Patriotismus, Hochglanzästhetik, eine militaristische Kultur der Gewalt, die ihre Erzählungen stets mit der Aussicht enden lässt, globale Interessenkonflikte ließen sich durch "gute" Gewalt lösen. (Schönes Hollywood-Beispiel für Hochglanz-Militarismus: "Transformers" von 2007).
Heute sind Russland und China aufstrebende Großmächte, die zwar im kapitalistischen System lange angekommen sind (und an Waffenexporten sattsam verdienen), denen es aber mehr denn je um militärische Überlegenheit geht. In den USA herrscht weiterhin ein fester Glaube an die eigene (universelle) Überlegenheit, was man in manchen Think Tanks weiterhin mit "Full Spectrum Dominance" umschreibt. Das Land sichert seinen schwindenden Restwohlstand wie eh und je durch Kriege, das benannte Ungetüm hat aber die Entwicklung neuer militärischer Systeme von der Erfolgspflicht befreit. Heißt: Waffen müssen sich nicht vor allem in militärischen Konflikten bewähren, sie müssen sich verkaufen. Den Rest - warum sie benötigt werden, ob und warum sie nützlich sind oder den Durchbruch erzielten, wer Gut und Böse ist, weshalb Waffen eigentlich Frieden schaffen - erledigt eine extrem hochgezüchtete, teure und sehr erfolgreiche PR.
Dieser historische Hintergrund gibt meines Erachtens mehr Aufschluss über die Tauglichkeit neuer Waffensysteme als Darstellungen von Experten, die - wie von anderen Forenten richtig angemerkt - heute grundsätzlich und immer parteiisch sind.