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  • Bajoran

mehr als 1000 Beiträge seit 22.12.2015

Die neue multipolare Welt gegen die alte unipolare - aber ohne Chomsky

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine, den Chomsky scharf verurteilt, hat nach ihm Folgendes bewirkt:

Eine Konsequenz ist, dass Europa Washington nun ohne jeglichen Widerstand folgt. [...] Es ist ein zentraler Beitrag zu Washingtons atlantischem Projekt globaler Hegemonie.

So ist es. Europa ist nur noch ein leere Hülle, deren politisches Personal transatlantische Sprechblasen absondert und zum Krieg gegen Russland aufruft. Europa hat sich ukrainisiert. Von der Leyens EU ist genauso ein US-Vasall wie Zelenskys Ukraine.

Die Kernfrage, um die es geht, ist meines Erachtens Unipolarität vs. Multipolarität.

Ein weiterer Volltreffer.

Das aufstrebende China führt die Bemühungen um eine multipolare Ordnung in der modernen Welt an.

Auf ideologischer Ebene geht es um eine Konfrontation, die die auf den Vereinten Nationen basierende internationale Ordnung gegen das auf Regeln basierende internationale System (wobei die USA die Regeln festlegen) stellt. Letzteres wird in den USA ohne große Kontroverse oder auch nur Beachtung akzeptiert.

Wieder richtig. China führt den Kampf für die kommende multipolare Welt und das Völkerrecht gegen das Regeldiktat der USA an.

Aber jetzt kommt von Chomsky nichts mehr.

Ihre Lösung hängt davon ab, wie sich der weitreichende Prozess der Neujustierung der internationalen Ordnung entwickeln wird. Eine höchst ungewisse Angelegenheit, die von großer Tragweite ist.

Das ist eine Ansammlung von Sprechblasen: Die Lösung hängt davon ab, wie es sich entwickeln wird, ungewiss, aber von hoher Tragweite... oh je oh je.

Was Chomsky übrigens sorgfältig vermeidet zu sagen, ist, dass außer ihm (und allen westlichen Staaten, 15% der Weltbevölkerung) kein einziger Staat das Vorgehen Russlands offen verurteilt. Die übrigen Staaten stehen entweder auf Russlands Seite oder sie sind neutral oder sie haben an Teilaspekten etwas auszusetzen. Die scharfe Verurteilung, die Chomsky und der Westen aussprechen, findet man jedenfalls bei diesen nichtwestlichen Staaten nicht.

(Chomsky ist selbst ein westlicher Staat ganz eigener Natur, darum darf man von "Chomsky und der Westen" sprechen /Ironie Ende)

Die multipolare neue Weltordnung, von der Chomsky spricht: Russland ist ein Teil davon - als strategischer Partner im Norden Chinas, nach China selbst wohl der wichtigste.

Alle nichtwestlichen Staaten kooperieren mit Russland und versuchen fruchtbare Wirtschafts- oder gar Militärbeziehungen mit ihm aufzubauen. Selbst die, die im Weltsicherheitsrat die Aufnahme der 4 ukrainischen Gebiete verurteilt haben, wie Mexiko (das gleichzeitig aber auf den Raub von über 50% seines früheren Staatsgebiets, von Kalifornien bis Colorado, durch die USA hinwies, darum könne es nie Grenzveränderungen akzeptieren, prinzipiell nicht)

Dass Chomsky das nicht erwähnt, ist keine Fahrlässigkeit. Chomsky kritisiert (im Interview nur indirekt) die US-Hegemonie - aber zur neuen multipolaren Weltordnung bekennt er sich auch nicht, denn Russland ist ja dabei. Oder hat er vielleicht noch andere Gründe? Ein Kritiker, der neutral bleiben will. Was nützt uns das?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.10.2022 18:43).

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