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Avatar von marenghi
  • marenghi

mehr als 1000 Beiträge seit 03.12.2020

Re: NATO gegen Russland

Das ist in meinen Augen recht beschönigend gegenüber den Interessen und v.a. Vorgehen zur Durchsetzung dieser Interessen einiger westl. Länder, bsd natürlich der USA: Den direkten Weg zu Frieden und Selbstbestimmung erfahren die Länder ja nicht unbedingt, in die die USA geht... 😛

Die Frage ist aber eine andere: Wie wägt man eine Ziele-Erreichung, Plural, und auch nicht binär bei jedem Ziel, mit Toten ab? Also die alte Frage: Mittel - Zweck.

Meiner Meinung nach muss man erstmal sich überhaupt im Klaren sein, dass das die Abwägung ist - und dann eine explizit machen.

Es gibt bei einigen wenigen der "weitermachen wie bisher" diese Abwägung mit der Einschätzung, dass weitere Opfer es auf jeden Fall wert sind. Wenn das begründet ist, teile ich zwar nicht diese Einschätzung, weil der Kriegsverlauf und die Umstände (versackende Sanktionen, keine völlige politische Isolation Russlands, nachlassendes Interesse und Unterstützung der Bevölkerungen im Westen oder außerhalb Europas) einfach zu viele Indizien dagegen geliefert hat. Aber es ist eine legitime rationale Ansicht, wie Sie sie auch so darstellen bei dieser Auflistung.

Wenn man sich aber einige der Weitermachen-Fraktion ansieht, dann kommen da einige Motive zu Tage, die nicht auf hehren Zielen oder Vernuft bauen, sondern da ist strategisches Vorgehen (Russland schnell stark schwächen, um dann alle Ressourcen auf China zu konzentrieren - USA) oder ein Rachegedanke (Putin ruinieren, weil er mich angelogen hat - Baerbock) mit im Spiel.

Für diese Zwecke will ich aber nicht nochmal 300k Menschen sterben sehen.

Schwierig sind für mich auch Prinzipienziele, für die man dann wegen der Unverrrückbarkeit schnell in eine commitment-Sackgasse gerät: "Kein Meter an Putin, koste es was es wolle". "Müssen Exempel statuieren, dass man keine anderen Länder angreifen darf".

Diese Ziele sind ja positiv, aber man gibt sich da glaube ich etwas Illusionen hin, dass zum einen diese Ziele so durchsetzbar sind, dass sie die Effekte einer Stärkung eines wertebasierten Vorgehens in dem Maße haben, wie sich das manche vorstellen. Oder behaupten, dass es das tut. Das sieht man sehr schön an dem Rest der Welt außerhalb des Nato-Westens, dass die da eher achselzuckend das nicht glauben, oder gar nicht für wichtig halten. Wenn da Baerbock trompetet, dass leider leider viele Ukrainer noch sterben müssen, weil wir mit einer feministischen Außenpolitik die regelbasierte Weltordnung schützen, dann kratzen sich schon paar Mrd Menschen außerhalb Europas am Kopf. Die das bisher nicht gesehen haben, es ihnen egal ist, oder auch ihr eigenes Leben (Nahrungsversorgung, Energie) erstmal wichtiger ist als die europäischen Interessen einer regelbasierten Weltordnung.

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