Mathematiker schrieb am 08.06.2022 11:25:
Also war damals im Ostblock ein Dissident war, der hatte dort kein schönes Leben mehr.
Soziale Ausgrenzung, Bespitzelung, Berufsverbot, gerne auch Gulag oder Ermordung.
Und das alle nur, weil diese Leute es gewagt hatten, eine eigene Meinung zu haben und diese auch noch zu äußern. Die Familie diese Dissidenten wurde selbstverständlich auch angegangen. Selbstverständlich wurden auch die Kinder diskriminiert und hatten keine Chance z.B. ein Studium beginnen zu können.Der "US-Dissident" Noam Chomsky hat nicht nur mittlerweile 91 Jahre auf dem Buckel, sondern lehrte am MIT und emeritierte dort auch regulär. Also eine ganz normale Universitätskarriere an eine der renomiertesten Universitäten der Welt.
Eines seiner Kinder ist selber Hochschullehrerin.Was hat das Leben des "US-Dissidenten" mit einem Leben eines richtigen Dissidenten zu tun? Nichts. Sind wir nicht alle irgendwie "US-Dissidenten" oder "D-Dissidenten"?
Der Begriff ist eine üble Entkernung von dessen eigentlichen Bedeutung.
So wie man durch die Teilnahme und irgendwelchem Geblöcke auf einer Demo nicht zu einer Sophie Scholl wird, wird man im Westen durch die freie Meinungsäußerung nicht zu einem Dissidenten.
Das ist ein Tritt ins Gesicht aller Leute, die da wirklich etwas riskieren und sollte unterbleiben.
Dissident bedeutet: https://www.duden.de/rechtschreibung/Dissident
In Deutschland ist das Wort in der primär Tat durch geflüchtete russische Dissidenten populär geworden. Die Bedeutung des Wortes ist allerdings eine andere, deutlich umfassendere.
Interessant ist etwas anderes: In westlichen Demokratien kann man Dissident sein, ohne mit staatlich organisiertem Frühableben oder Haft bedroht zu werden. Das ist ein Merkmal westlicher Demokratien.
In Russland gab es das bis zu den 90ern nicht, dann einen kurze Zeit, und mit Putin nun wieder nicht mehr. In China gab es das seit Mao nicht mehr, in Nordkorea, tja... Aus diesen Staaten muss man flüchten, wenn man Dissident ist.