hneu_1 schrieb am 18.01.2021 18:00:
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Ich gehe Ihnen recht, dass die Proteste im vorliegenden Beitrag in Gänze zu unkritisch dargestellt werden. Ich hatte mit dem Autoren noch einige Stellen besprochen und geändert, allerdings entsteht nach wie vor ein nicht richtiges Gesamtbild. Das bedaure ich; vor allem auch, weil dieser Schwachstellen eine Debatte über die m.E. wichtigen Thesen behindert: ob es einen Putschversuch gegeben hat, wie der Social-Media-Bann gegen Trump zu bewerten ist und welche innenpolitischen Folgen das Geschehen in den USA haben wird.
Nach US-Recht hat es eindeutig einen Putschversuch gegeben, die Erfolgsaussichten sind dafür gar nicht von Belang. In den USA gibt es den Grundsatz, dass eine Beeinflussung von Volksvertretern unbedingt zu verhindern ist, insofern ist ein Mob im Capitol ein großes Problem. Die US-Rechtsprechung kennt auch keine Milde bzgl. der "Dummheit" eines Agreifers, das hat auch damit zu tun, dass wegen der liberalen Waffengesetze viele schwere Straftaten auf das Konto von Leuten gehen, die naiv oder dumm wirken - darauf nimmt die US-Justiz traditionell keinerlei Rücksicht. Selbst wenn man die Vorgänge nicht primär unter US-Recht betrachtet, bleibt es wegen der Vorgeschichte (direkter Angriff auf das Wahlergebnis durch Trump und seine Anhänger) tatsächlich ein Putschversuch. Dass die Leute recht einfältig sind, ist da nur ein Glücksfall.
Mit alledem hat der Social-Media-Bann eigentlich gar nichts zu tun: das ist eine "zivile" Reaktion, weil den Leuten ob der Dummdreistigkeit des Präsidenten schlichtweg der Kragen geplatzt ist. Diese beiden Dinge sind voneinander klar zu abstrahieren.
MFG/Z