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  • rocketeer_87

825 Beiträge seit 15.09.2015

Systembedinge Auflösung der "middle class"

Zwar mag Herr Bröckers Recht haben, wenn er schreibt, dass sich die Verschwörungsideologien ganz analog zur Inquistion und der Dämonologie des Mittelalters verhalten. Und es stimmt auch, dass man Fakten eben von allen Seiten krtisch prüfen muss und es nicht angehen kann, dass eine Kritik an einer Aussage (Verschwörung) wiederum zur Bestätigung derselben beiträgt ("positive" Rückkopplung).

Nur leider ist auch das nur ein Herumdoktern an der Symptomen, die allenfalls das, was da noch auf uns zu kommt, zeitlich verschieben, aber nicht aufhalten wird. Zumindest solange nicht, solange wir unser aller Leben und Interagieren unter den Bedinungen des kapitalistischen (Welt-)Systems organisieren, insbesondere im "land of the free and the brave"

Gestern habe ich dazu eine passende ZDF-Doku gesehen, die die Befindlichkeiten der Mittelschicht ziemlich gut auf den Punkt bringt:

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/trumps-erbe-das-zerrissene-amerika-100.html

- Immer mehr Kinder verdienen weniger Geld als ihre Eltern
- Ein Großteil der Republikaner wünscht sich dier 50er-Jahre zurück
- Fast 2/3 (!) der US-Amerikaner befürchtet einen anstehenden Bürgerkrieg
- Die USA investerieren pro Jahr ca. doppelt so viel Geld in ihr Militär wie CHN, RU und die EU zusammen (!) - dafür zerfällt die Infrastruktur, die Bildungs- und Gesundheitssysteme...

Woran liegt's? RIchtig, an der De-Industrialisierung aufgrund der ständig steigenden Produktivität in diversen Wirtschaftszweigen, die immer mehr zu Absatzkrisen führen (Automotive ist dafür aktuell das beste Beispiel). Und natürlich aufgrund der marktvermittelten Globalisierung. Mexiko ist nunmal hinsichtlich der Lohnkosten unschlagbar günstig, was die Produktion betrifft.

Jetzt beschäftige ich mich schon seit Jahren mit dem Thema, aber erst gestern, im Zuge der Doku, ist mir so richtig bewusst geworden, was das heißt:

ICH werden die ganzen Systemkrisen miterleben, darunter leiden, vllt Schlimmeres - und meine Liebsten natürlich auch. Und es wird kein Weg daran vorbei führen. Und am ehesten wird es wohl die USA treffen, weil sie keinerlei soziale Maßnahmen in den letzten Dekaden ergriffen haben, um Schlimmeres zu vermeiden.

Das, was am 01/06 passiert ist, wird wohl wegweisend für die weitere Entwicklung der Staaten sein. Trump hat derart an Auflagen und Gesetzesverordnungen geschliffen (Umwelt, Handel, Buy American etc.), dass er zumindest kurzfristig ein Strohfeuer an Jobs entfachen und somit Hoffnung (das wichtigste für alle Menschen, denen es relativ schlecht geht) erzeugen konnte. Wäre COVID-19 nicht aufgetaucht, er wäre wieder Präsident geworden.

Zwar wird auch Biden keynsianische Krisenpolitik betreiben; aber seiner drögen Art & Fahrigkeit geschuldet, gehe ich davon aus, dass das Phänomen der Trumpisten kein vorübergehendes "Aufschimmern" gewesen sein dürfte, sondern nur die Grundlage für die nächste Eskalationsstufe gelegt hat.

Rekapitulieren wir mal kurz:

2000 kam double-yah Bush (der heute tatsächlich seriös wirkt im Vgl. zu Trump), parallel zum Bombenwerfer und HOPE-Haluzienierer Obama entwickelte sich ab 2012 die schon radikalere Tea-Party-Bewegung. 2016 dann der "next-level-shit" Trump - was kommt jetzt?

Der Sicherheitstür zum Faschismus in den USA ist aufgesprengt - fragt sich nur noch, wer durch die Tür tritt...

Das Einzige, was die USA retten könnte, wäre die Einführung eines Sozialsystems nach europäischen Standard - idealerweise mit einem BGE. Nur leider ist der pervertierte Glaube an die Mechanismen des Kapitalismus derart in der kulturellen DNA der USA verankert, dass ich es mir nicht vorstellen kann, dass jemals ein "lefty" wie Bernie Sanders tatsächlich mehrheits- und regierungsfähig wird. Ist ja ein übelster Stalinist, der Bernie...

Um erhlich zu sein, wäre es mir auch lieber, dass sich die USA in einem innerstaatlichen Konflikt zerfleischen, als dass sie die Schuld und Wiedergutmachung für den systembedingten Krisen in einem äußeren Konflikt eskalieren.

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