Der Titel ließe vermuten, dass es hier um Befürwortung von Zensur
geht, aber im Text ist es dann doch differenzierter.
Was Hr. Rosenfelder hauptsächlich meint, ist, dass auch extrem
brutale Spiele meist eine Rechtfertigung für ihre Gewalt haben. Siehe
z.B. "Manhunt", da kommt es auf möglichst brutales Abmurksen an, aber
immerhin sind es noch Gangs, Nazi-Skins, korrupte Polizisten oder die
Privatmilizen eines Snuffmovie-Produzenten (und am Ende der selbst).
Also durchaus eine Rechtfertigung oder zumindest ein darauf
Hinführen, dass die Tötungen doch nicht so schlimm sind. Oder, um
wirklich moralisch gerechtfertigte Gewalt zu nehmen, das erste "Max
Payne", wo eine kriminelle Firmenchefin Frau und Baby des
Protagonisten töten lässt, weil die Frau ihren Drogengeschäften auf
die Spur gekommen ist, und wo dann der Tod eben dieser Firmenchefin
der krönende Abschluss ist, auch, wenn er für den Protagonisten
fatale Folgen hat.
Das war das "keine moralfreie Zone", was Rosenfelder offenbar meinte;
in der deutschen Medienwelt würde die Überschrift dieses Artikels in
aller Regel als Aufforderung zur Zensur verstanden, und man erwartete
einen entsprechenden Artikel - hier erschließt sich erst im Text eine
differenziertere Haltung.
Aber gerade moralisch gerechtfertigte Gewalt bzw. Selbstjustiz gilt
in Deutschland als besonders verwerflicher Medieninhalt und führt
mindestens zur Indizierung. In Deutschland wird in erster Linie
Unterwerfung unter die formale Rechtsordnung verlangt, Gerechtigkeit
ist dagegen ein Nullum. Wenn das bestehende Recht Ungerechtigkeit
nicht ahndet oder gar selbst schafft, muss man sie eben hinnehmen.
Und diese Haltung wird 1:1 auch von Unterhaltungsmedien eingefordert.
Trotzdem sind eben viele spielerische Gewalthandlungen, die man
spielen kann (aber oft gar nicht spielen muss), Abbilder moralisch
verwerflicher Handlungen. Bei "GTA" aus Jux Passanten abzumurksen
oder in "Black&White" als böser Gott Babys opfern und Dorfbewohner
verbrennen hat auch keine vorgeschobene Rechtfertigung mehr, hier
kann der Spieler wirklich spielerisch böse sein. Und schließlich sind
die meisten Egoshooter simple Actionspiele, wo gar nicht nach Moral
gefragt wird oder Gründe für die Gewalt geliefert werden, sondern wo
einfach nur "ich gegen die" gilt.
Die Behauptung, dass Gewaltspiel-Inhalte abfärben, mag als Meinung in
Ordnung sein, aber solche Aussagen sind immer auch gefährlich, weil
sie als Rechtfertigung für Zensur genommen werden. Und während man
über die Moral in Computerspielen und die Bezüge zur Realität noch
prima diskutieren kann, ist Zensur, insbesondere, wenn sie Erwachsene
trifft, eine elementare Bedrohung für Grund- und Freiheitsrechte und
muss mit aller Härte bekämpft werden. Wobei ich als Zensur jegliches
Bestreben sehe, in Unterhaltungsmedien die individuelle Freiheit in
der fiktiven Welt nachrangigen Rechtsgütern wie gesellschaftlichen
Norm- und Moralvorstellungen, politischen oder religiösen Interessen
zu unterwerfen.
Angebliche Gefährdungen durch Medien mit unmoralischen Inhalten
dienen aber oft nur als Vorwand, um eben ein eigenes Moraldiktat auch
in reinen Fantasiewelten durchzusetzen, um sich dadurch als "harter
Knochen" und Durchgreifer zu präsentieren und die Macht durch das
Gängeln und Schikanieren anderer zu genießen, die Freude, ihnen das
Spiel zu verderben und sie an etwas von ihnen Gewünschtem zu hindern.
Und genau diese Zensurbedrohung als omnipräsentes Gespenst im
Hintergrund macht Kritik an Computerspielen so schwierig. Auch, wenn
ich das Interview mit Herrn Rosenfelder durchaus konstruktiv finde,
kann ich mir gut schon wieder die nächste "Frontal 21"-Sendung
vorstellen, wo dann zitiert wird: "Es wäre auch wohl Unsinn zu
behaupten, dass es ein solches Abfärben von Spielen auf die reale
Welt nicht gäbe." ... "Computerspiele sind keine moralfreien Zonen.".
So schnell wird dann Moral zu Moralin.
geht, aber im Text ist es dann doch differenzierter.
Was Hr. Rosenfelder hauptsächlich meint, ist, dass auch extrem
brutale Spiele meist eine Rechtfertigung für ihre Gewalt haben. Siehe
z.B. "Manhunt", da kommt es auf möglichst brutales Abmurksen an, aber
immerhin sind es noch Gangs, Nazi-Skins, korrupte Polizisten oder die
Privatmilizen eines Snuffmovie-Produzenten (und am Ende der selbst).
Also durchaus eine Rechtfertigung oder zumindest ein darauf
Hinführen, dass die Tötungen doch nicht so schlimm sind. Oder, um
wirklich moralisch gerechtfertigte Gewalt zu nehmen, das erste "Max
Payne", wo eine kriminelle Firmenchefin Frau und Baby des
Protagonisten töten lässt, weil die Frau ihren Drogengeschäften auf
die Spur gekommen ist, und wo dann der Tod eben dieser Firmenchefin
der krönende Abschluss ist, auch, wenn er für den Protagonisten
fatale Folgen hat.
Das war das "keine moralfreie Zone", was Rosenfelder offenbar meinte;
in der deutschen Medienwelt würde die Überschrift dieses Artikels in
aller Regel als Aufforderung zur Zensur verstanden, und man erwartete
einen entsprechenden Artikel - hier erschließt sich erst im Text eine
differenziertere Haltung.
Aber gerade moralisch gerechtfertigte Gewalt bzw. Selbstjustiz gilt
in Deutschland als besonders verwerflicher Medieninhalt und führt
mindestens zur Indizierung. In Deutschland wird in erster Linie
Unterwerfung unter die formale Rechtsordnung verlangt, Gerechtigkeit
ist dagegen ein Nullum. Wenn das bestehende Recht Ungerechtigkeit
nicht ahndet oder gar selbst schafft, muss man sie eben hinnehmen.
Und diese Haltung wird 1:1 auch von Unterhaltungsmedien eingefordert.
Trotzdem sind eben viele spielerische Gewalthandlungen, die man
spielen kann (aber oft gar nicht spielen muss), Abbilder moralisch
verwerflicher Handlungen. Bei "GTA" aus Jux Passanten abzumurksen
oder in "Black&White" als böser Gott Babys opfern und Dorfbewohner
verbrennen hat auch keine vorgeschobene Rechtfertigung mehr, hier
kann der Spieler wirklich spielerisch böse sein. Und schließlich sind
die meisten Egoshooter simple Actionspiele, wo gar nicht nach Moral
gefragt wird oder Gründe für die Gewalt geliefert werden, sondern wo
einfach nur "ich gegen die" gilt.
Die Behauptung, dass Gewaltspiel-Inhalte abfärben, mag als Meinung in
Ordnung sein, aber solche Aussagen sind immer auch gefährlich, weil
sie als Rechtfertigung für Zensur genommen werden. Und während man
über die Moral in Computerspielen und die Bezüge zur Realität noch
prima diskutieren kann, ist Zensur, insbesondere, wenn sie Erwachsene
trifft, eine elementare Bedrohung für Grund- und Freiheitsrechte und
muss mit aller Härte bekämpft werden. Wobei ich als Zensur jegliches
Bestreben sehe, in Unterhaltungsmedien die individuelle Freiheit in
der fiktiven Welt nachrangigen Rechtsgütern wie gesellschaftlichen
Norm- und Moralvorstellungen, politischen oder religiösen Interessen
zu unterwerfen.
Angebliche Gefährdungen durch Medien mit unmoralischen Inhalten
dienen aber oft nur als Vorwand, um eben ein eigenes Moraldiktat auch
in reinen Fantasiewelten durchzusetzen, um sich dadurch als "harter
Knochen" und Durchgreifer zu präsentieren und die Macht durch das
Gängeln und Schikanieren anderer zu genießen, die Freude, ihnen das
Spiel zu verderben und sie an etwas von ihnen Gewünschtem zu hindern.
Und genau diese Zensurbedrohung als omnipräsentes Gespenst im
Hintergrund macht Kritik an Computerspielen so schwierig. Auch, wenn
ich das Interview mit Herrn Rosenfelder durchaus konstruktiv finde,
kann ich mir gut schon wieder die nächste "Frontal 21"-Sendung
vorstellen, wo dann zitiert wird: "Es wäre auch wohl Unsinn zu
behaupten, dass es ein solches Abfärben von Spielen auf die reale
Welt nicht gäbe." ... "Computerspiele sind keine moralfreien Zonen.".
So schnell wird dann Moral zu Moralin.