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  • Platzhalter84

184 Beiträge seit 06.01.2005

Schönes Thema, themenunkundige Autoren

Ergänzungen:

Evolution
Bei den Kreationisten gibt es verschiedene Strömungen. Der Kern der
Intellent Design proponents würde z.B. gegen Spore sein, da sie eine
unabhängige Entwicklung der Arten vermuten (Affen, Vögel etc
entstammen jeweils einer Urart, die vom Designer geschaffen wurde).
Es gibt aber eine mit der Evolution recht vereinbare Strömung, die
statt Variabilität und Selektion die Hand Gottes in den Momenten der
Veränderung einer Art sieht. Also jedes Mal, wenn der Hals der
Giraffe länger wird, steht Gott daneben. Oder eben beim Schritt vom
Wasser zum Lande. Diese Form des Kreationismus könnte man in Spore
wiedererkennen.

Alternative Geschichtsschreibung:
Der "Experte" spielt anscheinend nur Action- oder RTS-Titel, anders
kann ich mir seine Vorstellungen nicht erklären.
Alternative-Geschichte-Erspielen ist in Spielen spätestens seit Civ
eine Strömung. Wenn er über den WW2 spricht, sollte er einfach mal
die "Hearts of Iron"-Serie anwerfen, da kann auch Hitlers Deutschland
gewinnen. Oder Stalin. Die Eroberung der USA durch D war schon im
Panzer General (SSI) möglich.

Gibt es eine europäische Spieldesignkultur?
In den USA heißt eine Unterart der Brettspiele German Games. Das
nicht ohne Grund. Spiele wie die Siedler von Catan sind typisch
europäisch, vielleicht sogar deutsch. Im Computerbereich nannte man
diese große deutsch Nische Aufbaustrategie und sprach von ienem
Wuselfaktor bei den Siedlern (Namenszufall?). Die westeuropäische
Spieleindustrie darbt kreativ nicht, nicht mal was Blockbuster
angeht. Es gibt ja immer noch die Briten. Spiele wie Lemmings,
Wipeout und Little Big Planet sind meiner Meinung nach typisch
englische Spiele und nirgendwo sonst möglich.

Gibt es eine asiatische Spieldesignkultur?
wtf? Die Frage wäre eher: Ist z.B. WOW überhaupt ein "westliches"
Produkt? Als ich die Elfen das erste Mal sah, zogen sich meine
Zehennägel hoch. WOW ist von Beginn an global gedacht worden.
Überraschend ist im Augenblick eher der Erfolg sehr westlicher Titel
wie GTA in Japan. Wer wie die Autoren wenig Ahnung von asiatischen
Spielen hat, sollte sich mal Persona 4 für die PS2 besorgen (oder
zumindest den endurance run auf giantbomb.com angucken). Da lernt man
was über nicht-westliche Spannungsbögen und 2-stunden-einführungen
ohne Gameplay (war ja auch bei Metal Gear Solid 4 zu spüren).

Machinima
Der "Experte" sollte nochmal seine Geschichte checken. Machinima
enstehen nicht in MMOGs sondern als Folge der Engineöffnung durch id
seit Wolfenstein über Doom zu Quake. Machinima entwickelt sich als
eigenständiges Feld über Zwischensequenzen in "Spielgrafik" im
Gegensatz zu Rendersequenzen. 
Und dass jetzt WoW ein Zentrum der Entwicklung ist, hat sicher nichts
mit sozialen Funktionen der Filmchen oder den sozialen Dynamiken
innerhalb von MMOGs zu tun...

Opensource-Spiele
Es gibt so viele. Unzählbar viele. Und eben nicht nur Mods!Es gibt
kits, die das designen erleichtern, aber auch selbst programmierte
engines. Die Autoren sollten sich mal das Super Columbine Massacre
RPG! von Danny Ledonne anschauen (mit dem RPG-Maker konstruiert),
Cave story von Daisuke Amaya (das einzige Jump'n'Run das ein Gefühl
von melancholischer Leere zurücklässt und trotzdem Spaß macht) und 30
Seconds Hero. Dann brauchen sie auch nicht mehr von Wright als dem
"großen, alten Mann" zu schwafeln. Son Quark. Das Tollste an Spore
ist eh der pollinated Content und die prozedurale Synthese der
Objekte.

Moral
Ian Bogost hat schöne Dinge über Moral und Ethik in/über/durch Spiele
geschrieben. Ich fasse den Kern von seinem Buch Persuasive Games
zusammen: Spiele erlauben es einem sich mit Systemen
auseinanderzusetzen, z.B. stellen die Sims eine in ein System von
Regeln gegossene Anschauung dar, wie Glück etc. funktioniert. Diese
Anschauung kann man nun u.U. infrage stellen oder bejahen oder aus
der Interferenz zwischen Dir und dem Medium entsteht etwas ganz
Neues, eine ganz neue Einsicht.
Was wollen uns denn die Sims sagen? Sind sie eine Parodie der
kapitalistischen Logik, wie Wright mal meinte, oder Lebensanweisung,
wie manche Leserbriefe suggerierten, die Wright erhielt, in denen
Personen ihren Lebenswandel nach dem Modell für glückliches Leben a
la Sims umgestellt haben und glücklicher wurden (z.B. weniger TV,
mehr Freunde treffen :)? Was bedeutet es, dass das einzige happy end
in Peacemaker die 2Staatenlösung zwischen Israel und Palästina ist?
Ist ein Spiel moralisch, wenn man die Wahl hat, Kinder ermorden (z.B.
Fallout 2) und mit Konsequenzen konfrontiert würde, oder wenn die
Wahl einem abgenommen wird, weil die Kinder nicht zu ermorden sind
(Fallout 3 ohne Mod).
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