Jesus Schmitz schrieb am 26.03.2024 14:02:
Von Ende Dezember 2019 bis Mitte März 2020 wurde Corona in den öffentlich-rechtlichen Medien heruntergespielt und die Hypochonder in Satiremagazinen der Lächerlichkeit preisgegeben.
Zu dem Zeitpunkt war ich auch einer davon - auch wenn ich das nicht "Hypochonder" nennen würde - und finde das retrospektiv immer noch eine sinnvolle Einstellung. Schließlich wusste man zu dem Zeitpunkt noch nicht, womit man es tatsächlich zu tun hat. Da ist es besser, möglicherweise zu drastische Maßnahmen zu ergreifen, als hinterher das Nachsehen zu haben. Ich bin zwar ein Verfechter von individueller Freiheit, aber bei potentiellen Gefahren, welche den Fortbestand der Gesellschaft gefährden könnten, bin ich durchaus bereit auch extreme Maßnahmen und Freiheitseinschränkungen zu tolerieren, solange sie zielführend sind und umgehend aufgehoben werden, sobald die Gefahr nicht mehr besteht. Ich fand, dass man in diesem Zeitraum viel zu langsam reagiert hat und sich darauf verließ, dass schon alles nicht so schlimm wird.
Auch die späteren Maßnahmen wie Lockdown habe ich unterstützt, da ich die potentielle Überlastung des Gesundheitssystems für ein schlüssiges Argument hielt, zu versuchen, die Ausbreitungsgeschwindigkeit einzudämmen - auch wenn sich schon abzeichnete, dass die Krankheit für junge, gesunde Menschen nicht ganz so gefährlich war, wie ich anfangs befürchtet hatte.
Skeptisch wurde ich vor allem, nachdem die Impfung verfügbar war und sich der Fokus meines Erachtens von der Eindämmung abwandte und mehr und mehr darauf richtete, die Bevölkerung zu disziplinieren und zur Impfung zu drängen. Ich hatte mit der ersten Impfung kein Problem, allerdings gefiel mir erstens überhaupt nicht, wie mit Impfunwilligen umgegangen wurde und dass man in der Folge die Impfung meist höher bewertet hat, als einen zuvor erfolgten Test oder eine durchgemachte Infektion. Nach meinem Verständnis ist eine überstandene Infektion nämlich gleichwertig mit einer Impfung (schließlich "simuliert" die Impfung eine Infektion mit dem Vorteil, nicht zu erkranken - eine Infektion sollte das Immunsystem also mindestens genau so gut "stimulieren").
Und wenn man wirklich Wert darauf gelegt hätte, die Ausbreitung einzudämmen, hätte man obligatorische aktuelle Tests verlangen müssen, egal ob geimpft oder nicht. Schließlich hatten die Tests meines Wissens eine höhere Richtig-Positiv-Rate als die Wahrscheinlichkeit, dass die Impfung vor einer Infektion schützt. Tests unabhängig vom Impfstatus wären also meiner Meinung nach zielführender gewesen, auch ohne die erst später bekannt gewordene Information, dass die Auswirkung der Impfung auf Transmission (also als Geimpfter andere anstecken zu können) nicht einmal Gegenstand der Zulassungsstudien war.
Mit den späteren Covid-Varianten, die wesentlich milder waren, fand ich dann auch mehr und mehr, dass es wahrscheinlich langsam Sinn macht, die Paranoia ein wenig herunterzufahren. Leider hatte bei dem Thema eine solche Polarisierung stattgefunden, dass das anscheinend nicht mehr so leicht möglich war, ohne dass die Verantwortlichen ihr Gesicht verloren hätten.
Alles in allem denke ich, dass man mit dem Thema viel zu wenig transparent, und wissenschaftlich-rational umgegangen ist, stattdessen lieber "Politik" gemacht hat (Bevölkerung "disziplinieren") und dabei ziemlichen Schaden beim gesellschaftlichen Zusammenhalt angerichtet hat. Man hätte m.E. wesentlich relaxter mit den Skeptikern umgehen sollen - Bevölkerungsteile gegeneinander aufzuhetzen war m.E. ein großer Fehler, der einen großen Anteil an der aktuellen Spaltung der Gesellschaft hat.