Ist die Idee der Gefährdungsmoral auf eine Seuche übertragbar, ohne absurd zu werden? Ich denke nicht.
Wenn man der Logik der schuldhaften Gefährdung konsequent folgt, müssten alle Reisenden 100 % aller Coronakrankheiten bezahlen, denn das Virus ist ja nicht bei uns entstanden, es wurde von außen eingeschleppt.
Wenn man davon abstrahiert, müsste alternativ jeder, der andere kontaktiert, als Gefährder einen Kontaktmalus bekommen. Wer 100 Leuten in der Woche begegnet, hätte also 100 Minuspunkte. Die Logik ist klar, das Virus breitet sich nur durch den Pesthauch der Überträger aus. Der Mensch ist gewissermaßen der Schädling, der Pestbeutel. Nur wer absolut keinen Kontakt hatte, also indem er sich in sein Haus einmauert und die Nahrung durch den Schornstein entgegennimmt, wäre behandlungswürdig, aber der kann ja gar nicht krank werden.
So ist faktisch am Ende jeder, der krank wird, schuld, er lebte falsch, denn er hat erwiesenermaßen nicht aufgepasst, indem er die verseuchte Luft irgendwo einatmete, wo er eigentlich nichts zu suchen hat, wie ja schon der Lockdown uns plausibel macht.
So wird die Seuche, ganz im Sinne des Neoliberalismus, zum individuellen Problem gemacht, denn jeder stirbt für sich allein, besonders natürlich, wenn er aus Geldmangel seine Behandlung nicht zahlen kann.
Das Volk ist schuld und die Politiker mit ihrer jämmerlichen Coronapolitik könnten ihre Hände in Unschuld waschen.