Höchst bedenklich an der Angelegenheit ist die Tatsache, wie leicht und geschmeidig sich verantwortliche Stellen, die sich auch für das Patientenwohl, ergo das allgemeine Wohl starkmachen, in den politisch erwünschten Tenor einreihen, ja, sich durch opportunistische Vorschläge geradezu hervortun.
"Leicht und geschmeidig", wie ein Zäpfchen, möchte man hinzufügen.
Dabei ist das historisch mitnichten einmalig. Empfehlenswert in diesem Zusammenhang der Bericht auf der Webseite des RKI über die Aufarbeitung der Beteiligung des RKI und Mitarbeitern des Gesundheitssystems am Nationalsozialismus. Fazit:
"Es waren nicht nur Einzelne".
Auszüge:
Aber erstmals ist jetzt das RKI im Nationalsozialismus systematisch und umfassend untersucht worden. Die Historiker haben dabei eine Reihe neuer Namen und Taten ans Licht gebracht. Deutlich geworden ist vor allem die damalige fast vollständige Durchdringung des RKI mit der NS-Ideologie, sowohl forschungsthematisch als auch personell. Die Führungsriege, das heißt der Institutsdirektor und die Abteilungsvorsteher, wurden zwischen 1933 und 1937 fast vollständig ausgetauscht.
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Es waren nicht nur Einzelne, die abscheuliche Menschenversuche zum Beispiel mit Impfstoffen durchgeführt haben, vor allem an Patienten und KZ-Häftlingen. Es waren nicht nur Einzelne, die renommierte Wissenschaftler entlassen haben oder die Entlassung ihrer Kollegen widerspruchslos hinnahmen. Es waren nicht nur Einzelne, die schlechte Wissenschaft gemacht haben und alle moralischen Schranken eingerissen haben. Es war auch nicht nur die Institutsleitung, die das RKI auf die Linie des Regimes brachte.
Es waren auch nicht nur die direkt im RKI Beschäftigten. Die Forschungen haben ergeben, dass einige der Haupttäter aufgrund ihrer Sozialisation am Institut und ihrer fortbestehenden Einbindung in das Institutsnetzwerk als Mitglieder des RKI betrachtet werden müssen, auch wenn sie mittlerweile an anderer Stelle beschäftigt oder schon pensioniert waren.
Fast alle haben mitgemacht oder geschwiegen.
Vor diesem Hintergrund gilt meine Hochachtung der vergleichsweise kleinen Schar von im Artikel genannten 58 Menschen, die den Mut haben, sich einem vorhersehbaren Shit-Storm durch die Absonderer derartiger Scheisse auszusetzen. Respekt!
Stichworte für Selbst-Googler:
Das Robert Koch-Instituts im Nationalsozialismus:
Stellungnahme zu den Forschungsergebnissen
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts.