Ich weiß nicht, wie Weltbilder entstehen. Ich habe mir diese Frage aber schon mal gestellt, allerdings grundsätzlicher: Wie entsteht die Herangehensweise an die Welt? Das ist schon sehr lange her; ich diskutierte damals mit einem Pfarrer die Frage, wieso auf der Basis derselben Bibel zwei Menschen zu völlig konträren Glaubensüberzeugungen kommen können, der eine hart wie Elia, der andere feinfühliger als Jesus von Nazareth. Die Bibel gibt zwar beides her, aber es muss ja Auslöser geben, die denen einen Menschen das Alte Testament wählen lassen und den anderen das Neue.
Der Mann hat mir damals nicht helfen können. Aber mir kam im Nachgang ein Gedanke, den ich weder verifizieren noch falsifizieren konnte, der mir zwar nicht direkt weiter hilft, aber der sozusagen als Erklärung zum Abhaken zu taugen scheint. Ich nenne den Ansatz die menschlich-individuellen Axiome, sozusagen diejenige Verdrahtung, die - vermutlich im Kleinhirn oder noch weiter innen, Amygdala oder so - sich im Zeitraum zwischen der Zeugung und dem Beginn des episodischen Gedächtnisses, also so bis zum Alter von drei Jahren, unter allen denkbaren äußeren Einflüssen ergibt. An die Ereignisse in dieser Phase kann sich kein Mensch erinnern, so habe ich gelesen. Aber wenn sich ein Einjähriger an einer heißen Herdplatte die Finger verbrennt, wird er auch als Vierjähriger mit Vorsicht an Herdplatten herangehen. Die Erfahrungen prägen also, sind aber im Unbewussten gespeichert. Und dass diese Lebensphase die Persönlichkeit massiv prägt, sollte allgemein bekannt sein.
Axiome sind die Dinge, die man nicht in Frage stellt. In der Mathematik sind sie immerhin niedergeschrieben, im Unterbewusstsein wohl irgendwie auch, nur eben nicht so simpel auslesbar. Und ich nehme an, dort sind in großem Umfang Ängste eingeprägt. Es ist ja nach meiner Einschätzung nicht besonders strittig, dass die Regierungspolitik zu Corona massiv auf Ängsten aufbaut - auf der Drohung mit elendigem Sterben an einer tödlichen Seuche (bei "unsolidarischem" Verhalten), auf der Androhung von Polizeigewalt bei Zusammenrottungen mit oder ohne Maske, auf der Drohung mit Ordnungsgeldern bei Spaziergängen nach 22 Uhr usw. Das sind alles Drohungen, und darauf spricht natürlich vor allem derjenige an, dessen "Verdrahtung" ein Angstgefühl auf besonders vielfältige Weise triggern kann.
So reime ich mir das zusammen.