Naja, gestoßen hat mich auf den Begriff Vanden Bossche und auf den wiederum haben mich tp und Fefe im Kontext einer offenbar kleinen globalen Aufmerksamkeitswelle gestoßen, die er auszulösen fähig war. Prinzipielle Impfskepsis, die bei Betroffenen fieser Impf-Nebenwirkungen ja verständlich ist und hier, dort und da propagiert wird, zwingt vermutlich viele Leute dazu, mal darüber nachzudenken, was sie davon heute eigentlich halten. Und vollgültig beurteilen können es offenbar nicht einmal die fittesten Expert_innen, weil zu viel vom Mikrokosmos unverstanden bleibt. Der alte Herr stieß da insofern wohl in ein Wespennest von aktuellem Interesse, das aber in unserer schnelllebigen Aufmerksamkeitsökonomie vermutlich schon wieder zu ganz anderen Feldern weitergesprungen ist ...
Danke für die ausführliche Betrachtung. Ich bin etwas skeptisch, ob der alte Herr wirklich so unfähig ist, dynamische Adaptionsprozesse im Blick zu haben. Dann hätte er ja quasi sein Lebtag den Job verfehlt. Dass er nicht im Hinterkopf hat, dass Mutationen willkürlich aufzutreten scheinen, selbstverständlich auch unabhängig von Impfungen, kann ich mir wirklich nicht vorstellen, mir haben das Mittelstufe und TV-Edutainment massiv als Allgemeinwissen ins Hirn gehauen - und er Experte sollte davon nix wissen? Auch meine ich bei ihm herausgelesen zu haben, dass der Begriff der Antigenerbsünde vielleicht zumindest in gewisser Weise zu Erfahrungen passen solle, die im Kontext von HIV, Krebs und einiger anderer Mikroschädlinge gemacht wurden. Ich bin so viel zu sehr Laie, dass ich das zwar hier und da interessant finde, aber auch deutlich sehe, dass mir extrem viel Kontextwissen fehlt, um für mich beurteilt zu bekommen, was ich davon überhaupt halten kann. Stattdessen sehe ich diesen Debattenzweig unterdessen pragmatisch: Sollte der alte Herr irgendwie doch recht haben, sind unterdessen so viele Leute geimpft, dass wir das vermutlich empirisch auf schmerzhafte Weise in Erfahrung bringen werden. Ich bin deutlich skeptisch und deshalb persönlich sicherlich noch lange abwartend hinsichtlich der Impfungen, aber das hat abgesehen von der Ungewissheit hinsichtlich Langzeitfolgen keine rationale Grundlage, sondern primär mit Statements meiner Frau zu tun, die wiederum ohne rationale Grundlage in dem Kontext Düsteres andeuten.
Der alte Herr scheint zu bedauern, dass wir kein Containment hinbekommen haben. Ohne dass ich auch nur ein Drittel jenes Interviews gelesen hätte, scheint mir, dass er einen erneuten Anlauf zu Containment und anschließender Impfung pragmatisch vielleicht sinnvoll finden könnte. Sein Killerzellenansatz dürfte ja kaum schnell genug Ergebnisse liefern, selbst wenn sich da jetzt die gesamte Community drauf konzentrieren würde, scheint mir. Insofern kann er pragmatisch eigentlich nur für Containment und vielleicht Impfung anschließend setzen - aber ich weiß es nicht, mir war das zu viel Blabla, als dass ich das hätte komplett lesen oder mich noch darüber hinaus mit dem alten Herrn beschäftigen wollen. Mir scheint zero/no covid jedenfalls auch heute noch der beste pragmatische Ansatz, das wird ja aber ganz offenkundig nicht passieren. Insofern hoffe ich einfach mal, dass der alte Herr Unrecht hat. Falls nicht, werden wir das vermutlich in einigen Wochen oder Monaten nochmal erneut diskutieren.
Hier im Kontext hatte mich wirklich nur gestört, dass der Kern seiner Argumentation nicht mal grob gewürdigt wird. Fluchtmutations-Selektion ist ihm gegenüber dem Antigenerbsünden-Kontext deutlich der unwichtigere Gedankenstrang, wiederum zumindest heute eher Allgemeinwissen als von exquisitem Interesse. Hatte ich vor ein paar Wochen nicht kapiert, inwiefern er denn eine systematische Schwächung des Immunsystems durch Impfung während Pandemie befürchtet, so habe ich jetzt zumindest das Wort Antigenerbsünde als mögliche Verständlichmachung seiner Befürchtung in der Hand. Dass ich mir aber ein profundes Urteil darüber bilde, was aus heutigem biowissenschaftlichen Kenntnisstand von der Antigenerbsünden-Idee zu halten ist, sehe ich nicht. Dafür müsste ich Monate bis Jahre konzentriert Bio studieren, wozu mir die Motivation fehlt. Aber gut, ich habe zumindest gerade nach Lektüre des Abstracts genug Motivation, mir mal
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5853211/
durchzulesen.