Ich sagte doch, daß Immunologen da schreiend laufen gehen...
Es gibt aber eines festzuhalten, und das muß man den Immunologen auch zugestehen, und zwar daß es sich um eine erst einmal eher deskriptive Disziplin handelt ohne den harten Gesetzes- und quantitativ präzisen Gleichungscharakter von meinetwegen Physik oder Chemie. Was dem Laien nicht bewusst ist, aber dem Immunologen sehr sehr wohl, ist daß typische Abläufe und Prinzipien der Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Zelltypen zwar „fest“ stehen, aber die Endergebnisse so sehr vom individuellen „immunologischen Repertoire“ (= welche Antigene können und werden tatsächlich wie erkannt) + der Genetik von Antigenrezeptoren, Transplantationsantigenen, etc. abhängen, daß jede Einzelsituation individuell beschrieben werden muß. Beispiel: OAS bei Dengue, wo gegen alle viralen Subtypen gleichzeitig geimpft werden sollte, weil sonst spätere Impfungen mit einem Nachzügler-Subtyp nicht beissen, während das bei anderen Virusarten völlig wurscht ist. Natürlich versucht man Ordnung hineinzubringen und übergeordnete Konzepte wie OAS sich auszudenken, die beim Stossen an ihre Grenzen wie Unfähigkeit aussehen mögen, aber es müssen immer die Details des Einzelfalls angeschaut werden müssen. An der Ecke runzele ich auch die Stirn, wenn z.B. Vanden Bossche nur und ausschließlich auf der Ebene der höheren Konzepte unterwegs ist.
Zu Literatur und Lehrbüchern kann ich leider nicht viel sagen, da ich fast ausschließlich auf der Ebene von Primärartikeln und Reviews unterwegs bin. Wie Immunologie zu ihrem augenblicklichen Stand geworden ist liesse sich über Suche nach „history of immunology“ schauen, und dem Buch von Silverstein traue ich etwas zu.