Ansicht umschalten
Avatar von Bernd Paysan
  • Bernd Paysan

mehr als 1000 Beiträge seit 11.01.2000

Natürlich wurden andere Impfstoffe schon so schnell entwickelt

Die Polio-Impfung z.B.. Da lief die Phase III auch in weniger als einem Jahr ab, nachdem der Entwickler Salk erst mal zwei Jahre an einem komplett neuen Impfkonzept (Totimpfstoff) geforscht hat, bevor es mit den Tests richtig losging — eine billige Vorentwicklung mit Selbstversuch und deshalb langsam. Richtig los ging die eigentliche Arbeit 1954, und 1955 war er fertig.

Man kann bei mRNA-Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 die MERS-Tests in diese Phase einrechnen, dann versteht man, warum das so schnell ging. Die hatten das eigentlich fertig, nur nicht exakt gegen dieses Virus, sondern gegen einen nahen Verwandten. Und das Adaptieren geht halt schnell. Jedes Jahr wird so ein neuer Impfstoff gegen Influenza entwickelt. Also, gegen neue Influenza-Stämme, der Impfstoff ist vom Prinzip her immer der gleiche.

Zurück zur Polio-Impfung: Der Salk-Impfstoff hatte einige Nachteile, die man verbessern musste.

In der DDR ließ man mit einer ebenfalls sehr schnell entwickelten attenuierten Lebend-Schluckimpfung 1960 alle durchimpfen. Das war hier großes Theater der Impfskeptiker-Fraktion, man misstraute auch ganz grundsätzlich diesem von einem gebürtigen Russen (der in den USA lebte, dessen Impfstoff aber zuerst in Russland weiterentwickelt und serienreif gemacht wurde) entwickelten Impfstoff nicht, weil der Entwickler ein Russe war.

Diese Art von Rassismus halt.

Das kostete in der BRD dann hunderten das Leben und tausenden die Gesundheit, bis man zwei Jahre später auch mitmachte beim Schluckimpfen. Was soll der Scheiß? Und zur Kritik heute: Was soll der Scheiß heute?

Wie bei Polio ist bei Covid19 die Erkrankung definitiv viel heftiger als die Impfung, selbst wenn jetzt bei 30k Testteilnehmern noch ein Restrisiko bleibt wie bei der Schweinegrippen-Impfung (dass einige 10ppm sich einen Impfschaden einfangen). Es ist auch keine seltene Erkrankung, wie etwa bei FSME. An Covid19 sterben zur Zeit jeden Tag mehr als an FSME jedes Jahr erkranken. Deshalb muss bei FSME die Sicherheit des Impfstoffs natürlich viel höher sein, weil die Gefahr einer schädigenden Erkrankung um vier Größenordnungen niedriger ist. Trotzdem wurde der erste FSME-Impfstoff auch in 3 Jahren vom ersten Versuch zur Serienproduktion weiterentwickelt.

Sicher zählt zum Durchschnitt auch, dass seit 35 Jahren erfolglos an einem AIDS-Impfstoff entwickelt wird. Oder seit sicher mehr als 100 Jahren erfolglos an einem Malaria-Impfstoff. Oder beim Dengue-Fieber, bei dem man zwar einen Impfstoff hat, der aber für die drei anderen Dengue-Varianten infektionsverstärkend wirkt. Ich weiß jetzt nicht, warum man da nicht eine Tetra-Dengue-Impfung macht, denn wenn man vier Varianten gleichzeitig angeboten bekommt (macht man bei der Grippe jedes Jahr), entwickelt der Körper für alle vier Varianten einen passenden Antikörper, und die sind alle gut. Alle Impfstoffentwickler doof, oder was? Ne, aber wie man hier sieht: Es gibt etwa 200 Impfstoffentwicklungen zu Covid-19, und so um die 10 sind gut. 190 sind Scheiße.

Das ist normal, und normalerweise wird nur ein einziger Impfstoffkandidat verfolgt. Und der ist halt Scheiße, mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit. Dank der SARS/MERS-Vorarbeit hatten allerdings einige dieser 200 Impfstoffentwickler schon was da, was wohl funktionieren würde. Deshalb ging es auch schneller. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein SARS-CoV-2-Impfstoff zugelassen wird, liegt derzeit bei schätzungsweise 5%, also nicht besser als im Durchschnitt. Nur entwickelt man im Durchschnitt halt nicht mit 200 Kandidaten.

Ich bin ja froh, wenn von dem knappen Impfstoff mehr für mich und meine Lieben übrig ist, weil viele Covidioten irritiert sind, aber andererseits gehe ich davon aus, dass das Coronavirus vor allem unter diesen Leuten grassiert, und nicht in meiner doch eher vorsichtigen Umgebung. D.h. ich gehe davon aus, dass eine freiwillige Durchimpfung bis 60% praktisch nichts an dem Infektionsgeschehen tun wird, weil sich die impfen lassen, die eh FFP2-Maske tragen und Quarantänen einhalten. Die sorglosen 40% tragen das Infektionsgeschehen und werden gleichzeitig die Impfung verweigern.

Die Impfung ist dann wieder eine Maßnahme, die nix bringt.

Und derartige dumme Artikel bedienen halt das TP-Publikum. Clickbait für Nazis.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.12.2020 16:03).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten