Im Artikel wird ein AfD-Politiker erwähnt, und Schulschließungen. Beides Themen, die wohl hohe Klickzahlen provozieren und eine polarisierte Diskussion.
Ob die dazu beiträgt, dass wir beim nächsten Mal besser mit der Pandemie umgehen?
Interessanter, und da könnte der Journalismus zumindest bei der Themenstellung und mit Recherchen helfen, wäre die Frage, was man denn beim nächsten Mal anders, vielleicht sogar besser machen könnte. Denn wenn man ehrlich ist: Wenn morgen die nächste Pandemie ausbräche, wären wir kaum besser aufgestellt als vor vier Jahren bei Corona.
Ein wichtiges Thema ist die Behördenkommunikation. Die erfolgte zu Pandemiebeginn über Fax und ist vier Jahre später wohl noch nicht viel weiter. Da stellt sich schon die Frage, ob und wie man das besser machen könnte. Eine Diskussion, ob etwa das SORMAS-System der Helmholz-Gesellschaft für Deutschland geeignet wäre, erscheint in jedem Fall sinnvoller als die Frage, ob ein AfD-Politiker nach einem Corona-Krankenhausaufenthalt weiterhin -Coronamassnahmen kritisieren darf oder nicht ...
Dann wäre da die Frage des Gesundheitssystems. Das stand ja angeblich schon bei niedrigen Infektionszahlen kurz vor dem Kollaps, obwohl wir in Deutschland mehr Intensivbetten haben als fast jedes andere Land der Welt. Allerdings fahren wir in Deutschland auch den übervorsichtigen Ansatz, erst einmal alle Patienten intensiv zu betreuen, bis sicher gestellt ist, dass sie auch auf einer normalen Station behandelt werden können. Fast alle anderen Länder machen das umgehrt, bei vergleichbaren Genesungsraten und Sterbezahlen. Wie wir unser Gesundheitsystem pandemietauglich machen, ist leider kein Thema der öffentlichen Diskussion. Stattdessen hat einer der lautesten Warner vor dem Klinikkollaps eine Krankenhausreform auf den Weg gebracht, bei der für 50 Milliarden Euro Kosten massiv Kapazitäten abgebaut werden. Das mag richtig und sinnvoll sein. Nur wünschte man sich, dass vor dem Abbau von Kapazitäten die Frage, wie wir bei beim nächsten Notfall einen Kollaps des Gesundheitssystems verhindern können, offen diskutiert und geklärt wird.
Es gibt weitere wichtige Fragen. Etwa die, ob man eine Pandemie überhaupt eindämmen kann, nachdem sie sich in der Fläche ausgebreitet hat. Ob FFP2-, Alltags- oder OP-Masken, ob AHA-Regeln, Lockdowns, eine wichtige Rolle spielen bei einer Pandemie. Welche Ansprüche man an eine Impfung stellen sollte, bevor flächendeckend geimpft wird. Diese Diskussionen könnte man konstruktiver machen, indem man nicht über Corona, sondern eine zukünftige Pandemie redet, bei der Infektionswege und Gefährlichkeit der Erkrankung - wie zu Beginn der Pandemie - noch nicht bekannt sind. Wäre Corona so gefährlich wie SARS gewesen, hätten wir jetzt eine andere Diskussion. Ob das nächste Virus Corona 2 oder SARS/Ebola2 ist, wissen wir nicht. Besser vorbereitet sein sollten wir schon.
Der Journalismus könnte einen wichtigen Beitrag leisten. Indem er Themen auf die Agenda setzt, die weniger kontrovers sind als AfD-Politiker oder Schulschließungen, aber enorm wichtig, um bei nächsten Mal besser vorbereitet zu sein.
Beschreibung zur SORMAS-Pandemiesoftware: https://www.helmholtz.de/transfer/helmholtz-solutions/software-zum-digitalen-management-von-infektionsausbruechen/