hat eine wunderschöne Gartenparzelle, schon seit Generationen Familienbesitz. Dort hat sie als junges Mädchen zum ersten Mal den zukünftigen Opa Meier geküsst, ihn später in einer lauen Sommernacht verführt (was nicht schwer war), später mit ihm eine Laube gebaut und jetzt - Jahrzehnte später, Opa Meier ist unterdessen begraben - genießt sie dort das Leben mit ihren Kindern und Enkeln.
Nun kommt einer mit der Idee, man könne dort eine Autobahn bauen, der Umstand, dass ein paar Anwohner es dann bis zur nächsten Autobahnauffahrt näher haben werden, reicht aus, dass ein öffentliches Interesse besteht, die Parzelle wird enteignet und zubetoniert. Übrig bleiben die Erinnerungen, Fotos im Album und eine schäbig knapp bemessene Entschädigung auf dem Konto.
Gleiches hätte ihr passieren können, wenn hundert Meter unterhalb ihrer Parzelle Braunkohle liegt.
Ein Virus geht um. Der dagegen gerichtete Impfstoff wird im wesentlichen mit öffentlichen Geldern, Garantien und Bürgschaften entwickelt. Als es ihn schließlich zugelassen gibt, sind Milliarden Menschen, die sich davon Schutz und Rückkehr zu einem normalen Leben erhoffen, KEIN ausreichendes öffentliches Interesse, die Patente und sonstigen Rechte zu kassieren und jede Pharmafabrik, die technisch-qualitativ dazu fähig ist, in die Spur zu schicken ihn zu produzieren. Das spricht ja nicht dagegen, denen, die den Impfstoff entwickelt haben, eine üppige Prämie auszuzahlen.
Damit das durchgeht, sind Leute unterwegs, die entlang des Brettes vor ihrem Kopf denken (vulgo Querdenker), die sich mit Sophie Scholl und Anne Frank vergleichen, sonderbare Theorien über Bill Gates verbreiten, überall Verschwörungen wittern, damit die eine Verschwörung die das Grundproblem ist (auch wenn der Begriff Verschwörung eigentlich nicht passt) nicht auffällt: Der Kapitalismus. Im ersten Fall (Oma Meier) hatten Baukonzerne und Automobilhersteller ein Interesse an Enteignung, im zweiten Fall ist das Interesse aber darauf ausgerichtet, dass nicht enteignet wird.