Der Inzidenzwert von 35 ist nicht willkürlich gesetzt. Er geht aus von der Grundannahme, dass ein Wert von 50 die Grenze ist, bis zu der die Gesundheitsämter die Infektionsketten noch nachvollziehen können, und wurde daraus dann durch Berücksichtigung der höheren Antsteckungswahrscheinlichkeit der britischen Mutation berechnet.
Natürlich kann man sowohl die Annahmen wie auch die Rechnung diskutieren. Aber dazu sollte man überhaupt erst mal wissen, wie die Zahlen zustandekommen und was da berechnet wurde - was man offenbar nicht tut, wenn man sie als "gegriffen" bezeichnet.
Das ist genau das Drama, dass da jeder etwas in die Diskussion werfen kann, ohne sich informieren zu müssen; und dass es anscheinend schon ausreicht, wenn so eine halbgare Meinung von einem "Internisten" geäußert wird, der eigentlich besser informiert sein müsste und sein könnte, um dann als "Expertenmeinung" hervorgehoben zu werden.
Ich meine, man kann ja einiges kritisieren; an den Corona-Maßnahmen, an dem Agieren der Politik ... Es nervt nur immer, wenn vor einer Schlussfolgerung erst mal die Fakten ignoriert, selektiert oder gebogen werden. Was ist so schwer daran, Alternativen unter Berücksichtigung der Evidenzen zu formulieren und auf Dinge, die man kritisieren möchte, auch sachgerecht einzugehen, indem man erst mal deren Fundierung korrekt wiedergibt, um sie dann mit Gegenargumenten oder anderen Schlussfolgerungen zu entkräften?