Stimmy schrieb am 05.12.2024 17:31:
Naja. Grippe hat wohl eine Basisreproduktionszahl (=> wie viele Menschen steckt ein Infizierter ohne Infektionsschutzmaßnahmen statistisch an) von knapp 1,5. Das ursprüngliche SARS-CoV-2 Virus hatte soweit ich mich erinnere ca. 3, die Omikron-Variante dann über 5.
Zur Erinnerung: Wenn die tatsächliche Reproduktionszahl unter 1 liegt, flaut eine Infektionswelle ab. Über 1 steigen die Infektionszahlen exponentiell.
Haben die Corona-Maßnahmen z.B. jede zweite Infektion verhindert, ergibt sich für die Grippe eine Reproduktionszahl von 0,75, für den Corona-Wildtyp eine von 1,5 und für Omikron über 2,5.
Sprich: Die Grippe wird in diesem Zahlenbeispiel eingedämmt, Corona aber nicht. Bei Corona reicht's nur für "flatten the curve" - eine reduzierte Reproduktionszahl lässt die Welle flacher, aber länger werden. Und das war anfangs auch das erklärte Ziel.
Mit der Zeit wurde da eher der fragwürdige Automatismus "hohe Inzidenz => Lockdown" draus.Themen wie die Seroprävalenz (=> wie viele Menschen hatten schon Corona und profitieren von Schutzmaßnahmen nicht mehr wirklich), mit denen man die "Infektionen auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben" Strategie sachlich hinterfragen könnte, wurden im öffentlichen Diskurs ziemlich gemieden.
In deinem Beispiel wirken die Maßnahmen aber, anders als im Artikel behauptet, durchaus - sie senken die Reproduktionszahl.