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mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2014

Mich hat's erwischt

So, am 24.06. war es soweit - mit Kopfschmerzen und Husten aufgewacht und, da mir die Spätschicht drohte, erstmal nen Selbsttest gemacht. Zwei fette rote Streifen binnen Sekunden.
"Ich hab Corona!", und das trotz Dreifach-Impfung... (für die vierte war ich ja noch nicht "berechtigt"...)
Gleich mal Arbeitgeber angerufen und mitgeteilt, dass ich erstmal ausfalle.
Anschließend die Hausarztpraxis kontaktiert, um Bestätigungstest und Krankschreibung zu bekommen... Freitag nachmittags natürlich keiner mehr da und ohnehin selbst durch Corona-Fälle personell dezimiert. "Suchen sie am besten ein Testcenter in ihrer Nähe auf, dann brauchen sie auch nicht mit dem ÖPNV durch die ganze Stadt..."
Also gleich nach Testzentren und der aktuellen Corona-Verordnung gegoogelt.
Ich brauch auf jeden Fall nen PCR. Also die Auswahl auf Testzentren mit PCR-Angebot eingeschränkt, um nicht nach dem Schnelltest wieder von neuem suchen zu müssen.
Sämtliche Teststellen schließen nun aber symptomatisch Positive vom Testangebot grundsätzlich aus!
Dann doch noch eine gefunden - in einem Hotel, wo ansonsten fast ausschließlich osteuropäische Wanderarbeiter unterkommen, so nebenbei betrieben - wo man mir dann das Stäbchen mit gehörigem Abstand unter der Nase langführte. Selbstverständlich war das Ergebnis nach 15min draußen warten "negativ". Mittlerweile wusste ich kaum noch, ob ich Männlein oder Weiblein bin ("Gehirnnebel") und war am Zerfließen, weil sämtliche Schweißdrüsen meinten jetzt erstmal alles rauspumpen zu müssen, was geht. Der Mitarbeiter verweigerte jedwede Kritik und Wiederholung, allenfalls gegen 160€ könnte ich ja nen PCR machen lassen...
Also ab nach Hause und Tante Google ein weiteres Mal bemüht...
In nem Baucontainer auf dem Supermarktparkplatz in 3,5km Entfernung wurde ich dann fündig. Ein afrikanischstämmiger Mitarbeiter war tatsächlich äußerst gründlich, wartete auch garnicht mehr den positiven Schnelltest ab, sondern hat sofort den PCR-Abstrich genommen.
24h später dann per Email das Ergebnis... "Positiv" mit ct 24,73.
Die nächsten beiden Tage quälten mich dann v.a. heftige Gelenk- und Rückenschmerzen, während sich der Nebel im Kopf langsam lichtete... Am Sonntag dann noch heftiger Durchfall.
Montags mittags war das ganze dann genauso schnell vorüber, wie es gekommen war.

Vom Gesundheitsamt gab es nichts - kein Anruf, keine Email, kein Schreiben. Einzig aufgrund der Website habe ich mich fünf Tage selbstisoliert - glücklicherweise reichten die Vorräte für genau diese Zeit, ansonsten wäre es wohl kritisch geworden...
Nach fünf Tagen dann ohne Freitesten, ohne irgendwas wieder auf die Arbeit. Dort wollte man erstmal einen negativen PCR sehen, worauf ich dann nur noch zynisch die Gegenfrage stellen konnte, ob man ihn mir denn auch bezahlen würde, da ich ohne positiven Schnelltest gar keinen PCR mehr bekomme...
Interessant wäre es geworden, wäre ich nicht in den fünf Tagen allgemein angeordneter Selbstisolation wieder symptomfrei geworden, da die Selbstisolation erst nach min. 48h Symptomfreiheit beendet werden soll. Jedweder Zeitraum über die fünf Tage hinaus gilt jedoch als freiwillig und damit nicht entschuldigte Fehlzeit für den Arbeitgeber, der dann höchstens eine unbezahlte Freistellung "anbietet".

Fazit: Wer tatsächlich symptomatisch infiziert ist, hat, zumindest am Wochenende mit geschlossenen Arztpraxen, schlechte Karten, überhaupt einen gemäß Verordnung verpflichtenden PCR-Test zu bekommen, was ohnehin stets ein Glücksspiel ist, wie sorgfältig denn der vorgeschaltete Schnelltest durchgeführt wurde. Die Testcenter sehen sich eher dazu verpflichtet, negative Testergebnisse auszustellen, als tatsächliche Infektionen zu bestätigen. Gesundheitsämter interessieren sich für Infizierte überhaupt nicht mehr. Arbeitgeber sind mit der Sitution heillos überfordert, v.a. wenn es keine AUB gibt, weil Selbstisolation gem. Verordnung ohne Arztbesuch. Positiver Test bedeutet für den Betroffenen ein Rennen von Pontius zu Pilatus und mehr Aufwand als jedwede andere Erkrankung. Die Corona-Verordnungen sind von Bürokraten ohne Bezug zur realen Arbeits- und Lebenswirklichkeit zusammensgeschustert.
Warum also sollte es bei der ganzen "Teststrategie", die sich, wie gezeigt, ja eher kontraproduktiv geriert, anders sein?!

PS: Die beiden einzig wirklich sinnvollen Maßnahmen, eine leider weniger als halbherzig umgesetzt HomeOffice-Pflicht, die über den "Empfehlungscharakter" nie wirklich hinauskam, sowie die telefonische Krankschreibung hat man ja gar nicht schnell genug wieder einstampfen können... Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.07.2022 08:13).

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