Pizuz schrieb am 27.12.2021 19:56:
Die B-Zell-Antwort wird bei Omikron wahrscheinlich verzögert ablaufen, weshalb Geimpfte und Reinfizierte das Ganze wohl als Erkältung wahrnehmen. In dem Sinne ist es ein „Kaltstart“. Am Ende ist es egal, ob der Körper schon mal Kontakt mit was „ähnlichem“ hatte. Gibt ja genug andere Viren, bei denen das genauso läuft. Jeder Erkältungskeim war schon mal da, nur geringfügig anders. Darum haben wir Erkältungswellen und sind nie komplett immun.
Die T-Zell-Antwort hingegen ist robuster und verhindert bei Geimpften und Reinfizierten Schlimmeres. Darum liegen auf den Intensivstationen auch bei Omikron in erster Linie Ungeimpfte.
Zu diesem, und wirklich nur diesem Teil das Angebot einer leicht anderen Sichtweise, bei der eine gegen z.B. Omikron-Infektion gerichtete Immunantwort netto langsamer zu starten scheint, aber eigentlich doch zügig unterwegs ist.
Nehmen eine durchgeimpfte Person, die vollständig geimpft ist und daher sowohl anti-RBD Antikörper, Antikörper gegen andere Bereiche von Spike und T-Helfer + T-Killer Immunität hat. Mit dem Abklingen der unmittelbaren Immunantwort-Aktivität nach der Impfung werden Antikörper-Titer sinken, aber auf B- wie auch T-Zell-Ebene Gedächtniszellen vorhanden bleiben. Kürzere Zeit nach Impfung = Infektion trifft auf einen noch gut vorbereiteten Organismus, längere Zeit nach Impfung = stärkere Auswrkungen der Infektion. Soweit nicht überraschend.
Wenn es nun zu einer Omikron-Infektion kommt, dann fällt der potenteste Teil der Impfantwort, die mit der Omikron-RBD nicht gut bindenden anti-RBD-Antikörper aus. Antikörper gegen andere Spike Bereiche können aber, abhängig von ihrem Titer, sofort ihre Effektorfunktionen auslösen und etwas „tun“. Gedächtniszellen werden auch wieder angefahren und haben eine kleine Verzögerung, bis nach dem Restart der Zellvermehrung wieder genügend Effektorzellen zur Verfügung stehen. Weil die eigentlich effektivsten Mittel = die virus-neutralisierenden anti-RBD Antikörper nicht zur Verfügung stehen, wirkt in der Summe die Reaktion auf die Infektion verzögert, ohne es wirklich zu sein. Wenn man richtig denkt, wird auch einsehbar sein, daß mit der Omikron-Infektion eine neue Primär-Antwort gegen die für den Organismus „neue“ Omikron-RBD startet, und dann kommt es auf den Wettlauf zwischen der sich anscheinend schneller vermehrenden Omikron-Variante und dem Schutz aus der Impfung an, ob die Erkrankung auf einem milden Stand gehalten werden kann, bis die neue Omikron-neutralisierende Antikörper-Antwort greift.