Der erstere Fall ist tatsächlich ein Verstoß gegen die Isolationspflicht. Hier ist es aber auch nicht gerade hilfreich, dass die Gesundheitsämter mehrheitlich keine Anordnung mehr verschicken, bzw. überhaupt mal den positiv Getesteten kontaktieren, und einzig auf die Eigenverantwortung bzw. Selbstverpflichtung setzen.
Dazu kommt tatsächlich die fehlende Versorgungssicherstellung im Isolationsfall - nicht jeder hat für den entsprechenden Zeitraum Vorräte. Mir ging am zweiten Tag die Milch aus, am dritten Mehl und Eier. Ab da gab's dann für den Rest der Quarantäne nur noch Nudeln mit Butter. Zum Glück waren es ja nur fünf Tage, die es durchzuhalten gab...
Freitesten ist ja in den meisten Bundesländern ohnehin nicht mehr vorgesehen, sondern die Selbstisolation endet nach fünf Tagen pauschal, außer bei Symptomen, wo diese 48h abegklungen sein müssen. Verkauf mal die "freiwillige" Verlängerung, weil du ja kein Risiko eingehen möchtest, einem Arbeitgeber, am besten noch bei Leiharbeit. Da hast du die Entlassungspapiere schon im Briefkasten, wenn du wieder raus darfst, um diesen zu leeren. Für den gilt "fünf Tage und keinen Tag mehr!". Und die AUB vom Arzt zu bekommen, setzt ohne die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung halt auch das Brechen der Isolation voraus. Wer da ein Auto hat, ist noch gut dran, ansonsten geht's halt nur mit dem ÖPNV...
Aber tatsächlich ist ja die "Isolationsunterbrechung" behördlich für die Tests erlaubt. In den Corona-Verordnungen findet sich dieses allenthalben. Wäre anders auch gar nicht möglich gewesen, an einen bestätigenden PCR-Test zu gelangen, wenn die nächste Teststelle, die Symptomatische nicht kategorisch ausschließt, schon 15km weit weg ist. (Wie der Hausarzt, der aber coronaausfallbedingt auch gerade keine Kapazitäten freihatte und auf die Testzentren verwies, übrigens auch ;-) )
D.h., dort wo "Freitesten" noch vorgeschrieben ist, darf der Betroffene völlig legitim einzig zu diesem Zweck seine Wohnung verlassen, in der er sonst halt sehen muss, wie er sich versorgt bekommt. Hätte auch gerne zumindest mal Ibuprofen genommen, hätte ich denn noch einen Vorrat gehabt und wäre mir durch Isolationspflicht nicht der Gang zur Apotheke verwehrt gewesen...
Die Lachnummer ist, dass bis heute kein Konzept bei den Verantwortlichen, die vermutlich rundum von Dienerschaft und Personal versorgt sind, die ihre außerhäuslichen Besorgungen verrichten, existiert, dass die Ausgestaltung der Selbstisolation beinhaltet, von der ärztlichen, über die medikamentöse bis hin zur Alltagsversorgung.
Wenn ein Gesundheitsamt Anordnungen per Post verschickt, die dann im Briefkasten vor dem Haus landen, der aber aufgrund der Quarantäne nicht aufgesucht werden darf, ist das schon reichlich schizophren. Wenn Leute - und hier wird das ganze bei drei Wochen Affenpocken-Isolation nochmals sehr viel kritischer - ohne Nahrungsmittel und u.U. wichtige Medikamente in ihren Wohnungen dahinvegetieren sollen, weil man die Isolation ohne einen Gedanken daran schlicht anordnet, dann grenzt das Ganze schon an bewusste Schädigung der Betroffenen. Nicht jeder hat Familie, Freunde, Bekannte, die ihn in der Isolation versorgen können und wollen! Und die sozialen Hotlines stellen Besorgungstermine auch gerne mal in drei, vier Wochen in Aussicht...
Ein Higlight war doch z.B., dass ernsthaft Dialysepatienten nicht zu ihrer überlebenswichtigen Behandlung durften. Hat übrigens mancherorts zu den "hospitalisierten Coronafällen" in nicht unerheblichem Umfang beigetragen, wenn das der einzige Weg war, die regelmäßige Blutwäsche sicherzustellen.
Behördlicher Regulierungswahn ohne Rücksicht auf die Lebensumstände ist eben mitunter das krasse Gegenteil von "Fürsorgepflichten".
Diese wären z.B. erfüllt gewesen, hätte jeder Betroffene mit Erhalt des positiven Tests ein Care-Paket für die Dauer der Quarantäne bekommen und eine priorisierte ärztliche Betreuung durch auch kurzfristige Hausbesuche. Oder eben die Einrichtung von Quarantänestationen, wo sich diejenigen einquartieren können, deren Versorgung ansonsten nicht sichergestellt ist. Hat in anderen Ländern ja mit "Quarantänehotels" durchaus funktioniert... Aber hier wiehert der Amtsschimmel und droht die schwarze Null für nicht-wirtschaftsbedingte Ausgaben. (Wobei es ja eigentlich ein profitables neues Geschäftsmodell für Mövenpick & Co. gewesen wäre... )