Realitätsschock in Griechenland

Und wieder einmal erweist sich Wassilis als Meister der Auslassung. Klar trifft die derzeitige Inflationsrate auch Griechenland und die hat nun schon was mit Corona zu tun. Nur so ganz kann ich dann dem guten Wassilis doch nicht folgen, weil ich halt weiß, was er in seinem Artikel weglässt. Genauso gut könnte man jetzt titeln "Corona-Preisschock in Deutschland" und kein Wort über die sehr spezielle Situation der Energiewende in Deutschland erwähnen, mit all ihren Abgaben und Umlagen.

Es lohnt auch nachzuschauen, ob Griechenland tatsächlich "Europameister bei den Strompreisen ist" oder doch eher im Mittelfeld liegt.

Wie auch immer, schaun wir doch mal mit einem Blick des Xenos darauf, auch nicht alles richtig, sicherlich, aber halt ein anderer Blick, kann ja nicht schaden.

Der gemeine Sommertourist stellt sich Griechenland im Winter gerne als arkadisches Gefilde vor und vergisst dabei gerne, dass im Norden Griechenlands bei bitterer Kälte auch gerne mal 3 Meter Schnee liegen und die Wölfe und Bären in die Dörfer kommen.

Im Süden, von Athen bis Thesaloniki, wobei in den Bergen über Volos, im Pilion, auch ordentlich Schnee liegt, vor allem aber auf den südöstlichen Inseln, ist es zwar nicht so bitterkalt, aber feucht, nein, nass, bei einer Luftfeuchtigkeit, bei der im Winter das Wasser die Fensterscheiben herunterläuft - von innen. Wenn man da nicht ordentlich heizt, erfriert man zwar nicht unbedingt, wobei kalte Nässe echt Kacke ist, kann sich aber jedes Frühjahr neue Möbel, Wäsche und das ein oder andere Elektrogerät kaufen.

In vielen Fällen wird einfach mit der Klimaanlage geheizt, also dem alten Kasten, der da an der Außenwand hängt, also eher ineffizient, mit Strom, und einigen zusätzlichen Luftentfeuchtern, also auch Strom. Das trifft dann regelmäßig auf Netze, die darauf nicht ausgelegt sind. Außenbeheizung mit strombetriebenen Heizpilzen sind da auch eher kontraproduktiv für die Netzstabilität und der wesentliche Grund dafür, warum die Netzbetreiber die nicht soooo dolle finden.

Die daraus resultierenden, auch gerne langanhaltenden Stromausfälle, die es im Winter tatsächlich noch häufiger gibt, als im Sommer, hat der gute Wassis bei seinem Bericht vergessen, wie überhaupt den eher, äh, eher höheren Investitionsbedarf bei den Netzen, die in Griechenland trotz aller Reformen immer noch unterfinanziert sind.

Billiger wird es nicht mehr und als Nächstes oder auch schon gerade, wird die Versorgung mit Wasser dran sein. Da ist die Situation in vielen Landesteilen noch weitaus prekärer, schließlich wurde über 40 Jahre ordentlich die Reserven übernutzt, weil der Tourist an sich möchte ja Duschen, was man versteht, und auch 50 Meter vom Meer entfernt einen großen Süßwasser-Pool, und vor dem eigenen Zimmer noch einen kleinen privaten Pool, mindestens, wenn nicht sogar obendrauf eine Wassererlebniswelt für die Kleinen.

Dann kann es eben sein, dass die Bewohner im Frühling 14 Tage kein Wasser haben, wenn die Pools ihre Grundfüllung bekommen. Wenn es wieder Wasser gibt, ist es vielfach brackig und von schlechter Qualität, also im Vergleich zu vor 40 Jahren. Man hat es ja schon mal gehört, den Zusammenhang zwischen Süßwasserblase, Übernutzung und nachströmenden Meerwasser. Wissen tun wir schließlich viel, nur Erkenntnis ist so entsetzlich schwierig, scheint mir.

Wenn man es mal überschlägt und berechnet, könnte man die ein oder andere Urlaubsregion auch als riesige Verdunstungsanlage für Trinkwasser bezeichnen.

Hinzu kommt die recht eigenwillige Einstellung zum Thema Kosten- und Leistungsrechnung in der Vergangenheit. Wenn das Wasser brackig wurde und über die Leitungen kaum mehr geregelt zur Verfügung stand, wurden die Preise nicht etwa erhöht, um an Finanzmittel für notwendige Investitionen zu gelangen, nein, sie wurden gesenkt, weil die Qualität für den Verbraucher schlechter war.

Nun ja, kann man so machen, ist halt wieder eher schlecht für den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur.