Ansicht umschalten
Avatar von jfmprof
  • jfmprof

844 Beiträge seit 24.09.2021

Mal zum angeblichen Antisemitismus und den Wurzelrassen bei der Anthroposophie

Einmal steht der Antisemitismus-Vorwurf in merkwürdigem Gegensatz zu der Tatsache, daß die Anthroposophie überraschend viele Jünger jüdischer Herkunft hat: Saul Bellow, Bruno Walter, Walter Heitler, Viktor Ullmann. Ich habe keine Datei mit solchen Namen auf meinem Rechner, bringe hier also nur diejenigen, die mir auf Anhieb einfallen.

Wenn man es einmal vergleicht, fällt mir bei CG Jung, der ja eine ähnliche Klientel hatte, nur Wolfgang Pauli als prominenter Anhänger jüdischer Herkunft ein. Vielleicht täuscht das aber.

Was nun die Wurzelrassen angeht, muß man klipp und klar sagen, daß es die nach dem Alten Testament auch gibt. Danach stammt ja die gesamte derzeitige Menschheit von einem der drei Söhne Noahs Sem, Ham und Japheth ab. Diese wären also sozusagen als Wurzelrassen zu bezeichnen, auch wenn die übliche Theologie diesen Terminus anscheinend nicht verwendet. Es handelt sich aber um genau dasselbe.

In Genesis 10 wird dann in extenso erklärt, welche Völker jeweils durch welche Abstammungslinien diesen drei Wurzelrassen angehören. Und das hatte handfeste Konsequenzen, weil Ham und sein Sohn Kanaan nach Genesis 9:25 und 27 verflucht sind. Noch in der der Neuzeit wurde ja die Versklavung von Schwarzafrikanern mit dem Fluch Noahs über Ham gerechtfertigt.

Bei Rudolf Steiner wird anscheinend nur behauptet, daß bestimmte Völker noch Karma oder sonstige Wesensmerkmale aus Atlantis oder Lemuria tragen. Irgendwelche politischen Nutzanwendungen, um etwa deren Ausrottung oder Versklavung zu rechtfertigen, sind mir nicht bekannt. Bei >300 Bänden Gesamtwerk ist es zwar ziemlich schwierig, darüber den Überblick zu haben. Wenigstens dann, wenn man in der Verlegenheit ist, noch irgendwas anderes wissen zu müssen als das, was Steiner in der Akasha-Chronik gelesen haben will. Aber wenn es da Zitate ähnlich zu Gen. 9:25 oder 27 gäbe, würden das Jutta v. Dithfurt & Co wahrscheinlich herausgefunden haben und mit ganz anderem Kaliber in Richtung Anthroposophie und Waldorf-Bewegung schießen.

Wer also vom Alten Testament nicht reden will, sollte von den Wurzelrassen bei Rudolf Steiner eigentlich besser schweigen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten