Und wer den Menschen das "Fressen" verweigert, oder zunehmend immer mehr Lebensgrundlagen entzieht, ist für mich "rechts".
Da tue ich mich jetzt etwas schwer mit, diese Sichtweise zu teilen.
Gerade auf den "Urtypus" alles Rechten, die NSDAP, trifft genau dies nämlich in ihrer "Aufstiegsphase" nicht wirklich zu. Vielmehr zeigt sich doch im 25-Punkte-Programm, aber auch in der politischen Vita z.B. eines Goebbels, dass die Ideologie, zumindest in der Anfangszeit, doch tatsächlich eher sozialistisch war und die "Urfehde" mit den Kommunisten eher in einem ideologischen Konkurrenzkampf bestand. Man muss sich zugegebenermaßen für die Betrachtung mal frei machen von unserem Blickwinkel "post quem" und sehen, dass die heute als verwerflich betrachtete nationalistisch-bürgerliche Ideologogie (wobei die NSDAP eben gerade nicht "bürgerlich" war, sondern eher dem Proletariat nahestehend) eben mangels konkreter Vorbilder und als ideelles Kind der wilhelminischen Gesellschaft eine durchaus beachtliche Basis in der Arbeiterschaft finden konnte.
Der große Konflikt mit den Kommunisten war ja die Orientierung hin zu einer z.T. verklärt vergangenheitsbezogenen, agrarischen Wirtschaftsweise, Stärkung des Bauern- und Mittelstandes, kleinräumlich gedacht und damit national orientiert, im Gegensatz zur Weltrevolutionsidee der industriell ausgerichteten Kommunisten. Diese strebten eher eine weitergeführte Produktionsmittelakkumulation an, aber eben nicht mehr in Händen der kapitalistischen Unternehmer, sondern als "Volkseigentum", natürlich unter ihrer Verwaltung und damit der steten Möglichkeit der Selbstbedienung, während jene eben auch ursprünglich die Enteignung und Monopolzerschlagung anstrebten, aber die Produktionsmittel rückverlagern wollten direkt in die Hände der Arbeiterschaft, damit z.T. genossenschaftliches Gedankengut aufgreifend.
Weshalb es dann doch zur Kungelei und Kooperation mit dem Großkapital gekommen ist, stellt dann ein sehr interessantes, wenig bearbeitetes, Forschungsfeld dar... Evtl. haben sich ja Abhängigkeiten und Einflußsphären gezeigt, die bis heute im Hintergrund weiterbestehen und die politischen Geschicke lenken?!
Vielleicht sollte man sich mal von der ganzen mittlerweile bizarr verzerrten "Definition" von "rechts" lösen und trocken sachlich analysieren, was dieses tatsächlich ausmacht und wo überhaupt die Unterschiede zwischen "rechts" und "links" bestehen. Da muss man nicht mal beim Hufeisen landen...
Beide fußen doch letztlich darauf, dass das Kapital überreizt hat und das Proletariat zu sehr ausgeblutet. Welchen Weg der Geknechtete dann einschlägt, den rechten oder den linken, ist dann aber schwer vorherzusagen. Halt den, der ihm am meisten erfolgversprechend erscheint...
Wenn man "Rechts" bekämpfen will, sollte man vielleicht mal dem Proletarier das bessere Angebot machen, anstatt noch verächtlich und angeekelt auf ihn hinabzublicken und ihm für seine Armut und dadurch bedingte (vermeintliche!) Bildungsferne ins Gesicht zu spucken...