„Uns droht ein Mega-Lockdown auf Basis unbrauchbarer Zahlen“
»Ein Berliner Forschungsinstitut hat berechnet, dass die täglich veröffentlichten Covid-Sterbezahlen im Durchschnitt über drei Wochen alt sind. Das wirft grundlegende Fragen zum aktuellen Pandemie-Management auf – und zu den geplanten Lockdown-Verschärfungen.
"WELT: Herr Häussler, für wie aussagekräftig halten Sie die täglich vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichte Zahl der Covid-Todesfälle?
Bertram Häussler: Für kaum aussagekräftig.
Die Zahlen, die das RKI jeden Morgen veröffentlicht, sind im Durchschnitt über drei Wochen alt. Die reflektieren nicht den gestrigen Tag, wie es oft über die Medien kommuniziert wird, sondern die vergangenen Wochen.
Das RKI selbst erweckt zwar nicht diesen Eindruck – die Behörde müsste aber angesichts der massenweisen falschen Rezeption schon längst gesagt haben: Stopp, diese Zahlen können so nicht interpretiert werden.
WELT: Können Sie das anhand eines Beispiels konkret machen?
Häussler: Am 15. Januar hat das RKI gemeldet, dass 1113 neue Todesfälle übermittelt worden seien. Wir am Institut sind nicht nur in der Lage zurückzuverfolgen, wann diese Sterbefälle ans RKI übermittelt wurden, sondern auch, wann sie eingetreten sind, also den tatsächlichen Zeitpunkt des Todes. Dafür vergleichen wir zwei öffentlich einsehbare Datenbanken des RKI. Dort ist dann zu sehen, dass am 14. Januar gerade mal 20 Menschen von den am 15. Januar gemeldeten 1113 Personen verstorben sind.
Jeder zweite Todesfall hat sich vor dem 27. Dezember ereignet, im Durchschnitt 3,2 Wochen früher. In diversen Zeitungen ist aber zu lesen, diese Menschen seien in den letzten 24 Stunden verstorben."
https://www.corodok.de/uns-mega-lockdown/