Sie verstehen zwei zentrale Punkte nicht:
1. Wir wissen vom ersten Lockdown, dass er bei weitem nicht so effektiv war, da die Leute noch im „Da ist ein Virus, das Leute umbringt und das wir noch nicht kennen“-Modus waren und sich freiwillig abgeschottet haben. Darum waren die Lockdown-Maßnahmen des Frühjahrs 2020 rückblickend weniger wirksam und Schweden stand daher vergleichsweise gut da. Das und nichts weiter lässt sich aus den Daten der Ioannidis-Studie ablesen.
2. Die Daten, die wir bislang über die zweite Welle haben, zeigen, dass dieser Effekt der Selbstabschottung sich nicht auf den zweiten Lockdown übertragen lässt, da die Leute inzwischen aus der ersten Welle vermeintlich gelernt zu haben glauben, dass das Virus ja gar nicht so schlimm sei. Dass das nicht stimmt, sieht man anhand der Todesraten ziemlich gut, man muss die Zahlen halt nur lesen können. Die wichtigste Fehlerquelle ist, dass nur die trotz Lockdown gestorbenen Fälle in Betracht gezogen werden und nicht die verhinderten Fälle. Das ist das klassische Präventionsparadoxon, da muss ist an anderer Stelle genug drüber gesagt worden. Die psychische und soziale Belastung, die durch einen kompletten Kollaps unserer Gesundheitsversorgung mit entsprechend höheren Todesfallraten verursacht worden wären, wurde offensichtlich noch nicht untersucht.