Da kann ich Ihnen nur bedingt/begrenzt zustimmen.
Zunächst einmal ja, klar, die Ergebnisse aus dem ersten Lockdown lassen sich nicht zwingend auf den Zweiten übertragen. Dennoch sind es Erfahrenswerte, die man berücksichtigen sollte.
Ich sehe auch Ihre Einschätzung nicht als ausreichend an, dass die Menschen sich im ersten Lockdown disziplinierter verhalten hätten als im Zweiten. Das wird sicherlich auf einige zutreffen, bei anderen wird es aber genau umgekehrt sein.
Das Problem mit den Maßnahmen ist weniger, wie sich die Menschen verhalten. Sondern eher, dass diese Maßnahmen nicht geeignet sind. Es bringt nun mal wenig, wenn die Leute einerseits nicht mehr unter freiem Himmel aktiv werden dürfen oder nicht mehr ins Restaurant gehen dürfen, andererseits dann aber dicht gedrängt in Öffis zur Arbeit fahren und dort dann im Arbeitsstress die Maßnahmen nicht eingehalten werden. Um nur ein zugegeben vereinfachtes Beispiel zu benennen.
In Summe sehen wir aber, dass nicht viel bei rumkommt. Das Wirkungspotential der Maßnahmen ist eben sehr gering. Und die vermeintliche Ursache für die Maßnahmen schwer übertrieben.
Demgegenüber stehen die negativen Auswirkungen der Maßnahmen.
Sie sprechen die verhinderten Fälle an. Ja, mag sein. Aber auch hier wieder: durchschnittliches Sterbealter der Betroffenen liegt über der durchschnittlichen Lebenserwartung. Dies trifft aber nicht auf das Durchschnittsalter der von den Maßnahmen Betroffenen zu. Und die Wirkung wird ja nachhaltig sein, sich über Jahrzehnte erstrecken.
Beispielhaft hier auch noch mal die Alten in Pflegeeinrichtungen. Diejenigen, die wegen Vereinsamung früher sterben, werden nirgends erfasst und können auch nicht erfasst werden. Wir wissen aber aus sehr intensiver Forschung, dass es den Zusammenhang zwischen Vereinsamung und Verkürzung der Lebenserwartung gibt. Und auch den, dass das Immunsystem dadurch geschwächt wird. Es ist also genauso auch gut möglich und zu erwarten, dass manch Coronatoter eben genau deswegen an Corona verstorben ist. Weil durch die Isolierung sein Immunsystem geschwächt wurde.
Die massive Zunahme der an lebensbedrohendem Hunger Leidenden auch nicht vergessen bitte.
Anderes Beispiel: die Zunahme von Selbstmorden. Das wurde besonders in Japan deutlich, wo der Verlust des Arbeitsplatzes als etwas sehr Schlimmes empfunden wird. Dort haben wir im Oktober 2020 mehr Selbstmorde als im Zeitraum Januar bis Oktober 2020 an/mit Corona Verstorbenen.
Insofern das Gesundheitssystem und eine potentielle Überlastung die Sorge ist, so wäre ja die richtige Maßnahme, dieses auszubauen. Und wir haben als Budget dafür quasi unbegrenzte Mittel, würde man diese nicht durch die Maßnahmen vernichten. Das wäre ein konstruktiver Ansatz, anstatt eines Destruktiven wie die Maßnahmen. Denn ein besser ausgebautes Gesundheitssystem können wir auch später gut gebrauchen. Eine massiv angeschlagene Wirtschaft aber nicht.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.02.2021 14:01).